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Zuckerberg: Hasskommentare unerwünscht!

Sebastian Schug26. Februar 2016

In Berlin fand heute das erste Facebook- "Town Hall Meeting" statt. Mark Zuckerberg stellte sich auf offener Bühne den Nutzerfragen. Die waren wohl abgesprochen - die Debatte setzte sich jedoch kontrovers im Netz fort.

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Facebook-Gründer Mark Zuckerberg in Berlin (Foto: picture-alliance/dpa/K. Nietfeld)
Bild: picture-alliance/dpa/K. Nietfeld

Mark Zuckerberg hat einen engen Terminplan und ist nicht nur zum Joggen nach Berlin gekommen. Nach dem Treffen mit Kanzleramtsminister Altmaier fand tags darauf das erste Facebook "Townhall-Meeting" in Berlin statt. Der CEO von Facebook stellte sich auf offener Bühne den Fragen der Nutzer. Im Vorfeld wurden Hassbotschaften als Kernthema der offenen Diskussion angegeben. Die "Town Hall Meetings" haben ihr Vorbild in der amerikanischen Politik. Ziel ist es, mit den Nutzern in einen Dialog zu treten. Facebook will die Diskussion über Hassbotschaften im Internet gemeinsam mit seinen Nutzern führen. In Deutschland wurde das Unternehmen zuletzt von Justizminister Heiko Maas ermahnt Hass-Posts schneller zu löschen.

Im Wohnzimmer mit Mark Zuckerberg

Formell-informell, so oder so ähnlich kann man das Format beschreiben. Vor etwa 3000 Zuhörern beantwortet der Facebook-Gründer Fragen zu Haus und Hof. Denn auch wenn die von zwei Moderatoren gelenkte Diskussion sehr geordnet ablief, waren die Fragen oft eher persönlicher Natur.

"Wie ist es, Vater zu sein?", "Wie verträgt sich der Hund mit dem Baby?", die banalen Fragen sollten wohl eine persönlichere Kommunikationsebene schaffen, gingen dem ein oder anderen Gasthörer in den Sozialen Medien aber schnell auf den Geist.

Die Twitter-Debatte unter dem Hashtag #Zuckerberg drehte sich denn auch schnell um Formales, wie die Frage nach der Auswahl der Fragesteller. Tagesschau-Redakteur Wolfgang Wichmann war der Ansicht, das alles sei komplett durchgeplant.



Hassbotschaften in der Filterblase

Das eigentlich geplante Kernthema kam weit weniger zur Sprache als erwartet. Auf eine der wenigen klaren Fragen zum Thema Hassbotschaften äußerte sich Zuckerberg wie ein Politiker in der Defensive: "Hassbotschaften haben auf Facebook keinen Platz. Wir haben bis vor Kurzem in Deutschland keinen guten Job gemacht, was das angeht." Er beschreibt die Reaktion auf die Kritik von deutscher Politik und Zivilgesellschaft als Lernprozess. Facebook müsse viel über die deutsche Kultur und das deutsche Recht lernen.

Eine weitere kritische Frage aus dem Publikum war, inwieweit Facebook-Nutzer durch die Selektion der Inhalte gelenkt würden. Kern der Diskussion ist die Frage, ob das Netzwerk sich zu einem eigenen Internet im Internet entwickelt. Zuckerberg hält die sogenannte "Filterbubble" für einen Mythos, Facebook öffne seinen Nutzern durch die geteilten Inhalte anderer User vielmehr neue Sichtweisen.

Für Armin Hempel, seines Zeichens Kolumnist von WIRED Germany beweist die Veranstaltung das Gegenteil. Der Mangel an Fragen zum Hauptthema "Hatespeech" führt er auf die gefilterte Auswahl an Teilnehmern der Berliner Technik-Gemeinschaft zurück.

Was die deutsche Internet-Szene viel mehr interessierte, war das Thema Datenschutz. Auf die Frage, ob Facebook aufgrund von Datenschutzbedenken für Nutzer in Zukunft unattraktiv werden könnte, anwortete der Gefragte sichtlich überzeugt: "Facebook (...) ist eine Revolution in Sachen Privatsphäre." Nach der häufigen Kritik an den mit der Aktualisierung der AGB verbundenen Datenschutz-Standards war das sicher für viele eine Überraschung. Aus Sicht von Facebook schütze das Unternehmen die privaten Inhalte nach außen vor Zugriff, der Nutzer entscheide schließlich immer selbst, wer die Inhalte sehen darf.

Facebook selbst stand in der Vergangenheit wiederholt wegen seiner Datensammlung und der Nutzung von Daten zu Werbezwecken in der Kritik. Darauf ging Mark Zuckerberg jedoch nicht ein. Im Gegensatz dazu verteidigt das Unternehmen den Schutz vor äußerem Zugriff in der Öffentlichkeit zuletzt offensiv. Zuckerberg selbst solidarisierte sich erst kürzlich öffentlich mit Apple-Chef Tim Cook. Der Technik-Konzern sieht sich mit der Forderung des FBI auf Herausgabe von sensiblen persönlichen Daten konfrontiert. Gefordert wird ein Software-Zugang zum iPhone der es der Bundesbehörde ermöglicht, die Telefone von Verdächtigen auszuwerten. Bisher scheitert das an der Verschlüsselung.

Mehr PR als Diskussion

Am Ende der Veranstaltung bleibt die Frage ob das erste "Town Hall Meeting" ein echter Versuch war, eine Diskussion zu führen oder nur eine clevere Marketing-Kampagne. Johannes Boie, Journalist der Süddeutschen Zeitung, hat dazu eine klare Meinung.



Die wichtigste Entscheidung zum Thema Hasskommentare wurde ohnehin schon im Dezember letzten Jahres getroffen. Im Rahmen einer vom deutschen Justizministerium einberufenen Task-Force hat sich Facebook bereit erklärt, seine deutschen Mitarbeiter juristisch zu schulen. Gewünschte Wirkung: Innerhalb von 24 Stunden sollen Hasskommentare in Zukunft gelöscht werden, nachdem sie gemeldet wurden.