Zucker im Weltall
30. August 2012Der Zucker, von dem hier die Rede ist, dürfte weder süß schmecken noch wird er sich in einen Würfel pressen lassen. Der Zucker, den Forscher um Jes Jörgensen vom Kopenhagener Niels-Bohr-Institut jetzt 400 Lichtjahre entfernt von der Erde fanden, wabert gasförmig in einer Molekülwolke eines sogenannten jungen Sterns.
Natürlich ist weder eine Raumsonde noch ein Astronaut in solche Sphären vorgestoßen, und auch für die Zukunft ist das kaum vorstellbar. Markus Pössel von der Europäischen Südsternwarte hat der Deusche Welle erklärt, wie man trotzdem zu solchen Erkenntnissen kommt: "Da kann man natürlich nicht einfach hinfliegen und die Zuckerstückchen mitnehmen. Da macht man, was Astronomen immer tun: Sie fangen Licht oder Strahlung von solchen fernen Objekten auf."
Chemische Verbindungen im All verraten sich nämlich dadurch, dass sie ganz spezielles Licht aussenden. An den Farbens des Lichts kann man erkennen, welche chemischen Elemente leuchten. Dieses Phänomen wird für Jedermann auf der Erde ersichtlich, wenn man beispielsweise Natriumdampflampen betrachtet. Das gelbe Licht dieser Straßenlaternen kommt durch die Verwendung von Natrium zustande.
Im konkreten Fall handelt es sich um eine einfache Form von Zucker namens Glycolaldehyd. Sie soll dem Zucker, den wir in unseren Kaffee tun, gar nicht so unähnlich sein. Für die Wissenschaftler ist der Nachweis von Zucker auf fernen Sternen vor allem deshalb so interessant, so Markus Pössel, weil dieses organische Molekül eine Zutat für späteres Leben sein kann. "Für uns war interessant, wo diese Zutaten herkommen. Das hier ist der erste Nachweis für diese einfache Form von Zucker im Gas eines jungen Sterns. Damit wissen wir jetzt, dass Glykolaldehyd schon bei der Entstehung eines Planeten vorhanden sein kann."
Einziger Haken an diesen vermeintlich aktuellen Erkenntnissen: Sie sind 400 Jahre alt. Denn 400 Lichtjahre dauerte es, bis das Licht mit den Informationen über den Zucker im All das ESO-Observatorium Alma in der chilenischen Atacama-Wüste erreicht hat.