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Fluchtpunkt Lampedusa

29. März 2011

Fischer der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa versuchen, das Landen von Flüchtlingsbooten zu verhindern. Weit über 6000 Flüchtlinge sind bereits gestrandet. Italiens Marine hat mit der Evakuierung begonnen.

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Ein Flüchtlingsboot kommt am 28.03.2011 im Hafen von Lampedusa an. (Foto: AP)
Flüchtlingsboote landen trotz einer Blockade der FischerBild: dapd

Bewohner von Lampedusa protestierten am Montag (28.03.2011) gegen den Zustrom weiterer Flüchtlinge auf die Insel. Fischer versuchten die Hafeneinfahrt zu blockieren und einzelne Einwohnerinnen ketteten sich an die Hafenmole an, um auf eine Zunahme von Gewalt- und Diebstahlsdelikten aufmerksam zu machen. Die Demonstranten erklärten, dass sie sich nicht mehr sicher fühlten.

Tunesische Flüchtlinge helfen bei der Reinigung eines Strandes auf Lampedusa (Foto: dpa/EPA)
Tunesier helfen beim AufräumenBild: picture alliance / dpa

Gleichzeitig kamen allerdings weitere Boote an. Nach Schätzungen sind seit Januar mindestens 18.500 Flüchtlinge auf Lampedusa gelandet. Zwar wurden die meisten Flüchtlinge auf das italienische Festland weitertransportiert, dennoch befinden sich noch weit über 6.000 auf der Insel. Das ist mehr als die Einwohnerzahl Lampedusas. Das dortige Flüchtlingslager ist ein reines Durchgangslager und für etwa 3.000 Flüchtlinge ausgelegt.

Zu wenige Toiletten und kein Dach über dem Kopf

Deshalb campieren viele der Ankömmlinge mittlerweile außerhalb des Lagers, im Freien und unter unhygienischen Bedingungen. Carabinieri und Zollbeamte suchen regelmäßig die Insel nach Neuankömmlingen ab.

Nachdem in den vergangenen Monaten vor allem Flüchtlinge aus Tunesien landeten, kamen am Montag auch zwei Boote aus Libyen an. Darin befanden sich 550 Flüchtlinge, vor allem aus Eritrea und Somalia. Diese wurden auf ein ehemaliges Militärgelände und nicht in das reguläre Auffanglager gebracht, in dem vor allem Tunesier untergekommen sind.

Ein Migrant sitzt vor einer improvisierten Behhausung über dem Hafen von Lampedusa (Foto: Picture alliance/Xinhua/Iandov)
Leben unter primitivsten BedinungenBild: picture alliance / landov

Die Behörden erklärten, diese Trennung sei nötig, da es in der Vergangenheit zwischen maghrebinischen und schwarzafrikanischen Immigranten zu Konflikten gekommen sei. Zudem seien unter den Flüchtlingen aus Eritrea und Somalia viele Frauen mit Kindern, während die Großzahl der Tunesier junge Männer sind.

Fluchtpunkt auch Sizilien und Malta

In der Nacht zum Dienstag erreichte zudem ein 35 Meter-langes Fischerboot mit etwa 500 Flüchtlingen an Bord, die Küste Siziliens. Auch aus Malta wurde am Montag die Ankunft eines Schiffes mit ebenso vielen Menschen gemeldet. Die libysche Rebellenregierung in Bengasi erklärte unterdessen, bei der Lösung des Flüchtlingsproblems helfen zu wollen. Der Vorsitzende des Übergangsrates Mustafa Abdeljalil erklärte: "Wir werden unseren Teil dazu beitragen, die illegale Migration zu stoppen und die kriminellen Organisationen bekämpfen die dahinter stecken." Allerdings müsse der Übergangsrat zunächst seine Macht festigen.

Unterdessen evakuierte die italienische Regierung weiterhin Flüchtlinge per Flugzeug und Schiff von Lampedusa. Ein Militärschiff brachte am Montag 827 Flüchtlinge in die apulische Hafenstadt Taranto. Die größte Evakuierungsaktion soll am Mittwoch auf Lampedusa anlaufen. Dann sollen größere Kreuzfahrtsschiffe 6.000 Flüchtlinge aufnehmen. Am selben Tag wird sich der Ministerrat in Rom mit der Flüchtlingskrise beschäftigen.

Autor: Fabian Schmidt (AFP, dpa)
Redaktion: Gero Rueter