Zocken mit Blau und Orange
5. Dezember 2001Seit Sommer 2000 schon lagern hier einsatzbereit die Plastikmünzen der Zukunft. Eine Zweier-Münze als kleinster Einsatz-Wert: Das ist im Kurort zwischen Bonn und Koblenz eine Neuheit. Damit will die Spielbank den Gästen entgegenkommen, sagt Wolfgang Frisch, stellvertretender Technischer Leiter des Casinos: "Wir wollen den Gästen auch nach der Umstellung erst einmal die Gelegenheit geben, mit zwei Euro anzufangen und nicht gleich mit dem Fünfer, der dann fast zehn Mark bedeuten würde."
Neue Jetons - neue Farben
Für einen Tauschwert von vier Millionen Euro hat die Spielbank neue Jetons in einer Spezialfirma in Frankreich prägen lassen, 70.000 an der Zahl. Die Vorgabe: Sie sollten anders als die D-Mark-Jetons aussehen. So erscheint etwa der Tausender bald in kräftigem Orange mit marineblauer Lunette - so heißt die innere, transparente Fläche - während sein Vorläufer hellgelb war, mit einer Lunette in wesentlich hellerem Blau. Gewicht, Größe und Form bleiben allerdings gleich, erklärt Wolfgang Frisch, um das Handling für den Croupier leichter zu machen, der es eben gewohnt sei, mit der Größe und mit der Schwere der Jetons umzugehen.
Neben dem neuen Zweier wird es auch künftig weitere sieben runde Jetons in den bisherigen Werten fünf bis 1.000 geben. Dazu kommen zwei eckige Jetons - in der Casino-Sprache auch "Plaque" genannt. Sie haben einen Tauschwert von 5.000 und 10.000 Euro.
Bislang stand auf keinem der Stücke - egal ob rund oder eckig - die geltende Währung, sondern nur die entsprechende Zahl. So soll es auch in Zukunft bleiben. Das macht es aber um so nötiger, neue Varianten der Jetons zu drucken. Andernfalls ließen sie sich nicht von den alten D-Mark-Jetons unterscheiden. Das wäre kein Problem, wenn die Gäste ihre Jetons vor dem Verlassen der Spielbank stets in "echtes" Bargeld umtauschen würden. Die Wirklichkeit sieht aber anders aus, sagt Wolfgang Frisch: "Es ist zur Zeit so, dass wir Außenstände in fast Millionenhöhe haben. Gäste, die gewonnen haben oder auch als Souvenirs die Jetons mitnehmen, verursachen diesen Außenstand."
Souvenirs, die ohne die Einführung neuer Jetons ab 1.Januar 2002 zum doppelten Wert zurückgetauscht werden könnten. Das neue Euro-Spielgeld, das in der Produktion 330.000 Mark gekostet hat, ist vor diesem Hintergrund die kostengünstigere Variante.
Automaten-Umstellung
Nicht ganz so unkompliziert verläuft die Umstellung der rund 100 Automaten. Hubertus Feist, der als kaufmännischer Leiter für diese verantwortlich ist, musste mit seinen Mitarbeitern zunächst alle Geräte registrieren. Angefangen hat er damit zum Jahreswechsel 2000/2001. Im nächsten Zug wurden dann die Hersteller konsultiert. An diesem Punkt ergaben sich Verzögerungen: "Viele Hersteller sitzen nicht im europäischen Raum und haben die Bedeutung der Umstellung von der nationalen Währung auf den Euro nicht verstanden. Das ist erst nachträglich in ihr Bewußtsein gerückt, welche Aufgabe hier in Europa zu bewältigen sein wird."
Noch komplizierter wird die Lage dadurch, dass viele Hersteller neben Spielautomaten auch Getränke-, Zigaretten- und Süßigkeiten-Automaten produzieren.
In Neuenahr steht der endgültigen Umstellung jedoch nichts mehr im Wege. Ein Dutzend Mitarbeiter wird anpacken, wenn in der Nacht vom 3. auf den 4. Januar das Innenleben der Automaten umgestaltet wird. In regelmäßigen Schulungen trainieren sie dafür. Feist gibt sich zuversichtlich: "Das werden wir auch schaffen!"
Anders als die private Spielbank in Neuenahr treten die WestSpiel Casinos der Euro-Herausforderung entgegen. Bundesweit unterhält die GmbH sechs Spielbanken. Die Automaten werden dort seit Oktober diesen Jahres mit so genannten "Token" gefüttert. Das sind Münzen, die nur innerhalb der Casino-Kette gültig sind.
Pressesprecher Frank Mühr benennt die Vorteile dieser hauseigenen Währung: "Wir haben bei den Euro-Münzen möglicherweise das Problem, dass die Prägungen sehr unterschiedlich sind, was hinterher zu Problemen in der Annahme im Automaten führen könnte. Deswegen führen wir in unseren Häusern die Token ein, die ganz streng kontrolliert nach einem einheitlichen Maßstab hergestellt werden und für uns eine gute Möglichkeit sind, das Spiel weiterhin zu gewährleisten."
Trotz eines Kostenaufwands von knapp sechs Millionen, den die WestSpiel zu tragen hat, sieht Mühr der Umstellung grundsätzlich positiv entgegen. Sie erhöhe das Besucherpotential: "Für uns ist die Euro-Umstellung natürlich zunächst mit hohen Kosten verbunden, wir sehen aber auch in der Euro-Umstellung eine gute Chance. Wir haben viele Gäste aus Holland und Belgien. Das ist insbesondere in Aachen und in Hohensyburg der Fall."