Zitterpartie für russische Athleten
25. Juli 2016Als erster berichtete der Schwimmer-Weltverband FINA am späten Montagnachmittag, dass sieben russische Sportler nicht zu den Olympischen Sommerspielen in Rio zugelassen werden. Eine von ihnen heißt Julia Jefimowa. Die 24-Jährige wird im Zusammenhang mit der Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) zu Hause bleiben.
Das IOC hatte am Sonntag beschlossen, dass keine russischen Sportler, die bereits positiv auf Doping getestet worden waren, antreten dürfen. Jefimowa wurde 2014 für anderthalb Jahre wegen Doping disqualifiziert. Bei den Olympischen Spielen in London 2012 gewann sie Bronze.
Wie viele russische Sportler nicht nach Rio dürfen, wird erst in den kommenden Tagen klar. Zwar hat sich das IOC gegen ein Pauschalverbot für russische Athleten entschieden. Es delegierte die Entscheidung an die internationalen Sportverbände. Die Beweispflicht liegt bei den Sportlern und ihren Landesverbänden.
Koffer packen oder nicht?
Das IOC bleibt somit hinter der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA zurück. Diese hatte ein Pauschalverbot gefordert, nachdem im sogenannten McLaren-Bericht ein staatlich gefördertes Doping-System in Russland nachgewiesen wurde.
Der Montag begann für Russland mit guten Nachrichten. Die ersten russischen Athleten seien bereits in Rio, meldete stolz der staatliche TV-Sender "Rossija-24". Die russische Gymnastik-Mannschaft habe sich im Olympischen Dorf in Rio einquartiert, sagte Trainerin Valentina Rodionenko. Nun werde man sich mit der Zulassung beschäftigen.
Auch der Kreml in Moskau zeigte sich zufrieden."Wie begrüßen die Entscheidung", sagte am Montag Dmitrij Peskow, Pressesprecher des Präsidenten Wladimir Putin. Lediglich das vom IOC ausgesprochene Verbot für russische Sportfunktionäre, darunter den Sportminister Vitalij Mutko, sei bedauerlich.
Mutko steht im Zusammenhang mit Doping-Enthüllungen in Russland im Ausland in der Kritik. Er selbst bestreitet die Vorwürfe. Alexander Schukow, Chef des Russischen Olympischen Komitees (ROK), zeigte sich zufrieden mit dem "Kern" der IOC-Entscheidung. "Man wird in den kommenden Tagen und Stunden über jeden Sportler mit internationalen Sportverbänden sprechen müssen", sagte Schukow. Es gehe um Listen der Sportler, die nach Rio dürfen.
Leichtathleten bleiben zuhause
Die russischen Gymnasten, die seit Sowjetzeiten zu den weltweit Besten gehören, dürften entspannt auf neue IOC-Vorschriften blicken. Gymnastik ist eine der insgesamt acht Sommersportarten, die im McLaren-Bericht nicht negativ auffallen. Bei den anderen 20 Sportarten wurden verschwundene positive Doping-Tests bei früheren Wettkämpfen nachgewiesen.
Ursprünglich hat Russland 387 Athleten für Rio angemeldet. Doch wenn am Donnerstag der Hauptteil der Nationalmannschaft am Moskauer Flughafen "Scheremetjewo" feierlich nach Rio verabschiedet wird, dürfte sich diese Zahl reduziert haben.
So bleibt fast die gesamte Leichtathletik-Mannschaft, 68 Sportler, zu Hause. Der internationale Leichtathletikverband IAAF hatte sie bereits früher suspendiert. Russische Leichtathletik ist mit 139 Fällen Spitzenreiter bei verschwundenen Dopingproben im McLaren-Bericht. Einzige Ausnahme ist die Weitspringerin Darja Klischina, die in den USA trainiert.
Viel Papierarbeit, wenig Zeit
Bei den Olympischen Sommerspielen in London 2012 belegte Russland beim inoffiziellen Medaillenspiegel Platz vier hinter USA, China und Großbritannien. Russische Athleten gewannen damals 82 Medaillen, darunter 24 Mal Gold. Besonders viele davon bekamen Kampfsportler und Schwimmer. Beide Sportarten werden im McLaren-Bericht erwähnt.
Michail Mamischawili erwartet keine Sperren für seine Athleten. "Die Frage über eine mögliche Nichtteilnahme russischer Ringer bei den Olympischen Spielen in Brasilien besteht nicht", sagte der russische Ringer-Verbandsboss in Moskau. Man sammle zwar Papiere für den internationalen Ringer-Verband UWW, das ganze sei jedoch eine "technische Frage".
Die meisten russischen Sportverbände haben offenbar bereits die notwendigen Papiere über Dopingtests ihrer Athleten gesammelt und an die Weltverbände geschickt. "Wir erwarten eine Rückmeldung am Montagabend oder Dienstag", sagte der DW eine Sprecherin des russischen Ruderer-Verbandes.
Wie schnell die Anträge bearbeitet werden, ist unklar. So teilte ein Sprecher des Radsport-Weltverbandes UCI auf DW-Anfrage mit, man werde zunächst IOC-Vorschriften studieren und eine Entscheidung in den kommenden Tagen treffen.