Zeuge widerspricht Zschäpe
15. Dezember 2015Eine Woche nach der Erklärung von Zschäpe hat ein Zeuge ihrer Aussage in einem Punkt widersprochen. Dabei ging es um den Tag im Januar 1998, an dem Zschäpe mit ihren beiden Freunden Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in den Untergrund abgetaucht war.
Zschäpe hatte behauptet, sie habe sich mit Mundlos und Böhnhardt in der elterlichen Wohnung des Zeugen getroffen. Das könne nicht stimmen, sagte der Zeuge. An diesem Tag sei die Wohnung schon aufgelöst gewesen.
Zschäpe will nur schriftlich antworten
Als einzige Überlebende der mutmaßlichen Terrorgruppe "Nationalsozialischer Untergrund" (NSU) muss sich Beate Zschäpe in München vor Gericht verantworten. In den Jahren nach dem Untertauchen sollen die Mitglieder Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt zehn Morde und zwei Sprengstoffanschläge verübt haben.
Die mutmaßliche Mittäterin Zschäpe hatte nach zweijährigem Schweigen vergangenen Mittwoch eine Aussage verlesen lassen, in der sie bestritt, an den Taten beteiligt oder überhaupt Mitglied des NSU gewesen zu sein.
Zu Beginn der heutigen Verhandlung richtete der Vorsitzende Richter Manfred Götzl Dutzende Fragen an die Hauptangeklagte – jedoch ohne eine Antwort zu erhalten. Zschäpes Anwalt Mathias Grasel hatte bereits vergangene Woche angekündigt, Zschäpe werde Fragen des Gerichts und der vier Mitangeklagten nur schriftlich beantworten.
Keine Antworten vor Weihnachten
Das Gericht fragte vor allem an den Stellen nach, an denen Zschäpes Aussage Lücken oder Widersprüche aufweist oder Fragen offengelassen hat. Beispielsweise will Götzl von Zschäpe genauer wissen, wie es um die Beziehung zwischen ihr, Mundlos und Böhnhardt bestellt war.
Zschäpe will von den Morden und Anschlägen auch deshalb nichts mitbekommen haben, weil ihr die beiden nicht hundertprozentig vertraut hätten. Genau das hinterfragt Götzl nun. Auf die Bitte des Verteidigers Grasel, einen schriftlichen Fragenkatalog zu übermitteln, ließ sich der Richter nicht ein. Erste Antworten Zschäpes auf die Fragen soll es nun erst nach Weihnachten geben.
Der Prozess zählt zu den umfangreichsten der deutschen Nachkriegsgeschichte. Den Ermittlungen zufolge ermordete die Gruppe binnen zehn Jahren neun Männer griechischer und türkischer Abstammung sowie eine Polizistin. Außerdem sollen die Extremisten Bombenanschläge und Raubüberfälle begangen haben. Das Gerichtsverfahren begann im Mai 2013.
myk/fab (dpa, afp, rtr)