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Zerstörung von Weltkulturerbe in Mali geht weiter

2. Juli 2012

Im Norden Malis dauert die Zerstörungswut der islamistischen Rebellen an. Die Gruppe kündigte an, sämtliche Heiligengräber des Weltkulturerbes vernichten zu wollen.

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Lehmgebäude in Timbuktu, Mali (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Diesmal traf es die Sidi-Yahya-Moschee: Die Ansar Dine Rebellen zerstörten den Eingang des historischen Gebäudes, berichten Augenzeugen. "Sie kamen mit Äxten, riefen ’Allah’ und zertrümmerten dann die Tür“, sagte ein ehemaliger Touristenführer der Nachrichtenagentur AFP.  "Einige Menschen, die das sahen, fingen an zu weinen.“Die "heilige Tür" der über 600 Jahre alten Moschee wird normalerweise nie geöffnet, weil dies einem lokalen Glauben zufolge Unglück bringt.

Zerstörung als Reaktion auf Unesco-Status

Schon am Wochenende hatten Mitglieder der Al-Kaida nahestehenden Gruppe Ansar Dine in der Stadt sieben Mausoleen lokaler Heiliger eingerissen. Wie die über 600 Jahre alte Sidi-Yahya-Moschee gehören auch sie zum Weltkulturerbe.

Die Rebellengruppe kündigte an, alle 16 Heiligengräber in der Stadt am Rande der Sahara zerstören zu wollen. Aus ihrer Sicht ist die Verehrung von Heiligen und ihren Grabmälern ein Verstoß gegen den Islam, der es Gläubigen verbiete, jemand anderen als Allah zu verehren.

Wegen des bewaffneten Konflikts im Norden von Mali zwischen Islamisten und Tuareg auf der einen und Regierungstruppen auf der anderen Seite hatte das Unesco-Welterbekomitee Timbuktu am Donnerstag auf die Rote Liste des gefährdeten Welterbes gesetzt. Als Reaktion hierauf begannen die Rebellen mit der Zerstörung der Mausoleen. "Das alles ist im Islam verboten. Wir sind alle Muslime. Was ist denn schon die Unesco?“, sagte der Sprecher der Ansar Dine.

Karte Mali mit Bamako und Timbuktu (DW-Grafik: Peter Steinmetz)
Seit März kontrollieren die Ansar Dine Rebellen große Teile von Nord-Mali

Verwüstungen lösen Ensetzen aus

Die Zerstörungen lösten unterdessen international Empörung und Entsetzen aus. Die UN-Kulturorganisation Unesco verurteilte die Aktion, und Malis Regierung teilte mit, die Verwüstungen seien ähnlich schlimme Vergehen wie Kriegsverbrechen. Die Behörden kündigten an, die Täter national und international zu verfolgen. Ähnlich reagierte die Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH), Fatou Bensouda: "Das ist ein Kriegsverbrechen, für dessen Untersuchung meine Behörde die vollständige Befugnis hat", sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. Die Verantwortlichen sollten wissen, "dass sie dafür zur Rechenschaft gezogen werden und dass die Gerechtigkeit siegen wird". Auch Frankreich rief die Rebellen zu einem sofortigen Stopp der Zerstörungen auf.

Machtkampf im Wüstenstaat

Die Islamisten hatten Ende März gemeinsam mit Tuareg-Rebellen Timbuktu unter ihre Kontrolle gebracht, nachdem die Regierung in Bamako von Teilen der Armee gestürzt worden war. Sie kämpfen gegen die Regierungstruppen und wollen die Herrschaft in dem Wüstenstaat übernehmen. Timbuktu liegt etwa tausend Kilometer nördlich von Malis Hauptstadt Bamako. Die Stadt am Rande der Sahara wird auch «Perle der Wüste» genannt und zählt seit 1988 zum Weltkulturerbe. Neben drei großen Moscheen gehören 16 Friedhöfe und Mausoleen zum Weltkulturerbe.

Unesco stellt 26 neue Welterbe-Stätten vor

Das Welterbe-Komitee der Unesco hat unterdessen bei seiner Sitzung in St. Petersburg 26 Stätten neu in die begehrte Welterbe-Liste aufgenommen. In Deutschland kam das Markgräfliche Opernhaus Bayreuth hinzu. Die Bundesrepublik hat nun 37 Welterbestätten. Auf die Roten Liste der bedrohten Stätten setze die Unesco neben Timbuktu unter anderem auch das Grabmal des Askia im Norden Malis und die Geburtskirche Jesu im Westjordanland.

fi/gmf (afpe, afp, rtr, dapd, dpa)