Zerstörung der Urwälder schreitet stark voran
31. März 2021Unter Experten herrscht eigentlich Einigkeit darüber, dass die weltweiten Regenwälder als CO2-Speicher unerlässlich sind im Kampf gegen den Klimawandel. Hinzu kommt, dass sie Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten sind. Doch das tatsächliche Verhalten der Menschen spricht eine andere Sprache. 2020 wurden weltweit 4,2 Millionen Hektar Urwald zerstört. Das entspricht einem Gebiet von der Größe der Niederlande.
Brasilien ganz weit vorne
Und trotz der globalen wirtschaftlichen Abkühlung durch die Corona-Pandemie hat sich die Zerstörung noch beschleunigt. Die Daten, die von der Universität Maryland in Zusammenarbeit mit der Organisation Global Forest Watch erhoben wurden, zeigen für 2020 einen Anstieg um zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die mit Abstand größten Verluste gab es in Brasilien mit 1,7 Millionen Hektar Wald. Das waren 25 Prozent mehr als 2019. Es folgten die Demokratische Republik Kongo und Bolivien.
Insgesamt haben die Tropen im vergangenen Jahr 12,2 Millionen Hektar Baumbestand verloren - einschließlich Wälder und Plantagen. Experten führen das hauptsächlich auf die Landwirtschaft zurück. Forscher sagen jedoch, dass auch extreme Hitze und Dürre große Brände auslösten - so wie in Australien, Sibirien und im Amazonasgebiet.
Die Verluste seien ein "Klimanotfall", sagt Frances Seymour vom World Resources Institute. Zudem gebe es eine "Krise der biologischen Vielfalt", eine "humanitäre Katastrophe" und einen Verlust an wirtschaftlichen Chancen.
Kein positiver Corona-Effekt
Die Forscher sehen kaum Anzeichen dafür, dass die Corona-Pandemie den Verlauf der Waldzerstörung gebremst hat. Im Gegenteil: Es gebe Hinweise darauf, dass die Covid-19-Beschränkungen dazu geführt haben, dass es mehr illegale Ernten gab, weil die Wälder weniger geschützt waren. Zudem könnte das Schlimmste noch bevorstehen, wenn Länder den Schutz der Wälder aufheben, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.
Das "bedrohlichste Signal" aus den Daten für 2020 sind laut Seymour aber die Fälle, in denen Wälder selbst dem Klimawandel zum Opfer fallen. Als Beispiel nannte er brennende Feuchtgebiete. "Die Natur hat uns dieses Risiko schon lange geflüstert. Aber jetzt schreit sie", sagte er. Forscher gehen davon aus, dass die Zerstörung tropischer Urwälder im vergangenen Jahr 2,64 Milliarden Tonnen CO2 freigesetzt hat. Das entspräche den jährlichen Emissionen Indiens oder 570 Millionen Autos.
cwo/djo (afpe, rtre)