Zehntausende protestieren gegen Macron
26. Mai 2018Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen haben in Frankreich zehntausende Menschen gegen die Politik von Präsident Emmanuel Macron protestiert. Nach Angaben der Polizei beteiligten sich in der Hauptstadt Paris mehr als 20.000 Menschen; die Gewerkschaft CGT spricht von 80.000 Teilnehmern in der Hauptstadt, 250.000 landesweit. Macron hatte am Vortag gesagt, die Proteste könnten seine Wirtschaftsreformen nicht stoppen, weil er nicht im Lichte von Umfragen und Demonstrationen regiere. CGT-Chef Philippe Martinez sagte auf der Kundgebung in Paris, der Präsident solle "aus dem Fenster seines Palasts schauen und das echte Leben sehen".
Die Proteste fanden unter dem Schlagwort "Marée populaire" (Welle des Volks) in mindestens 160 französischen Städten statt. Dazu aufgerufen hatte ein Bündnis aus rund 60 Organisationen, darunter Gewerkschaften und die linke Partei "La France insoumnise" (Unbeugsames Frankreich). Deren Chef Jean-Luc Melenchon sagte bei der Kundgebung in Marseille: "Der dickköpfige Emmanuel Macron muss diese Botschaft des Volkes anhören."
30 Menschen vor Beginn festgenommen
Die Proteste blieben bis auf einige Zwischenfälle weitgehend friedlich. In Paris setzte die Polizei Tränengas ein, um vermummte Demonstranten zurückzudrängen. Ein Polizist wurde von einem umherfliegenden Gegenstand leicht verletzt. Bereits vor Beginn der Kundgebung waren rund 30 Menschen festgenommen worden. Nachdem es in der Hauptstadt am 1. Mai zu Krawallen gekommen war, waren diesmal mehr als 1.500 Polizisten im Einsatz.
Die Demonstrationen schienen schlechter besucht zu sein als am 5. Mai, an dem sich bis zu 320.000 Menschen im ganzen Land beteiligt hatten.
Sparen am öffentlichen Sektor
Die Reformpläne des Präsidenten richten sich unter anderem gegen den öffentlichen Sektor, der in Frankreich im Verhältnis zur Bevölkerung so groß ist wie in kaum einem anderen europäischen Land. Die Gewerkschaften werfen Macron vor, mit seinen Sparplänen in der Verwaltung eine Säule des öffentlichen Lebens zerstören zu wollen.
de/jj (dpa, afp, rtr)