Zehntausende fliehen über das Mittelmeer
26. April 2017Der Chef der europäischen Grenzschutzbehörde Frontex, Fabrice Leggeri, spricht mit Blick auf die Flüchtlingszahlen von einem Anstieg um 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Nach seinen Worten wagen aber nicht syrische Bürgerkriegsflüchtlinge, sondern vor allem Menschen aus der Elfenbeinküste, aus Guinea, Nigeria sowie aus Bangladesch den Weg über das Mittelmeer. Leggeri machte in der "Passauer Neuen Presse" deutlich, dass Schleuser die chaotischen Verhältnisse in Libyen gnadenlos ausnutzten. "Sie setzen inzwischen im Durchschnitt 170 Menschen in ein Boot - oft ohne Proviant und ausreichend Treibstoff." Vor zwei Jahren sei ein Boot im Schnitt mit 100 Migranten besetzt gewesen.
Türkei hält sich an Abkommen
Die Route von der Türkei durch das östliche Mittelmeer nach Griechenland ist laut Leggeri weitgehend geschlossen. Seit Anfang des Jahres hätten etwa 6000 Menschen über diesen Weg griechische Inseln erreicht. "Das sind 94 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, bevor das Abkommen mit der Türkei in Kraft getreten war", sagte der Frontex-Chef.
Er wies zugleich darauf hin, dass seit März 2016 mehr als 1000 Migranten in die Türkei zurückgebracht worden seien. Anzeichen, dass die Regierung in Ankara das Flüchtlingsabkommen mit der EU nicht mehr umsetze, gebe es nicht. Der Flüchtlingsweg über die sogenannte Balkanroute Richtung Westeuropa sei inzwischen "praktisch geschlossen".
Ungeachtet dessen will Österreich die Mitte Mai auslaufenden Grenzkontrollen auf unbestimmte Zeit verlängern und hofft auf die notwendige Zustimmung aus Brüssel. Solange die Außengrenzen nicht entsprechend geschützt werden könnten, werde die Regierung in Wien auch weiterhin nationale Maßnahmen ergreifen, sagte Innenminister Wolfang Sobotka der Tageszeitung "Die Welt".
Bundespolizisten griffen 13.000 illegal Eingereiste auf
Illegal nach Deutschland einzureisen, versuchten in den ersten drei Monaten dieses Jahres insgesamt 13.184 Personen, wie die Zeitungen der Funke Mediengruppe unter Berufung auf die Bundespolizei berichteten. Vor allem über die Grenze zu Österreich seien Flüchtlinge auf eigene Faust oder mithilfe von Schleusern in die Bundesrepublik gelangt. Andere Asylsuchende kamen über die Schweiz oder Frankreich.
Die meisten von ihnen stammten demnach aus Afghanistan, Nigeria, Eritrea, Irak, Albanien und Syrien.
se/mak (dpa, kna, afp)