Zehn Plattencover, die Geschichte geschrieben haben
Vor 50 Jahren gründeten Aubrey Powell und Storm Thorgerson die Design-Agentur Hipgnosis. Mit ihren surrealistischen Plattencovern wurden sie zum wichtigsten Designkollektiv der Popmusikgeschichte.
Peter Gabriel - Scratch (1978)
Hipgnosis hatte schon für Genesis gearbeitet: Ein Meisterwerk ist die Covergestaltung des Doppelalbums "The Lamb Lies Down On Broadway". Nach seinem Ausstieg arbeitete Peter Gabriel auch für seine Soloalben mit Hipgnosis. Eigentlich hatte er den LPs keine Titel gegeben. Die kamen schließlich inoffiziell von Fans und Presse. Warum dieses Album "Scratch" genannt wird, ist klar.
AC/DC - Dirty Deeds Done Dirt Cheap (1976)
Schwarze Balken werden in Boulevard-Zeitungen verwendet, wenn die gezeigten Personen unkenntlich gemacht werden sollen, weil jeder von ihnen irgendetwas zu verbergen hat. Der Titel des Albums, auf deutsch etwa "Krumme Dinger gedreht für'n Spottpreis" lässt darauf schließen, dass die abgebildeten Personen Dreck am Stecken haben. Auch wenn sie alle so bunt und adrett aussehen.
10cc - How Dare You (1976)
10cc waren ähnlich exzentrisch wie die Hipgnosis-Jungs. Auf der Vorderseite ihres Albums sieht man ein am Telefon streitendes Ehepaar, getrennt duch einen diagonalen Schnitt. Mit der Band hat das nichts zu tun, aber mit einem Titel auf der Platte: "Don't Hang Up". Klappt man das Album auf, erscheint das Bild (oben), das, wenn man das heutige Handyzeitalter betrachtet, wie eine Prophezeihung wirkt.
Led Zeppelin - Presence (1976)
Das Bild ist eine Collage aus einem Foto von einer Bootsausstellung mit einer Studiofotografie. Das schwarze Objekt ist aufgemalt, so wirkt es zweidimensional, noch schwärzer und dadurch noch befremdlicher. Vorlage war eine echte Plastik, die dem schwarzen Monolithen aus Stanley Kubricks "2001 - Odyssee im Weltraum" nachempfunden war. Nur wurde sie hier noch in sich verdreht.
Pink Floyd - Atom Heart Mother (1970)
Ein herrlicher Spaß war das, als Powell und Thorgerson Pink Floyd vorschlugen, einfach ein paar Kühe als Motiv für die Platte zu nehmen. Waters und Co. waren sofort einverstanden. Die Plattenfirma war entsetzt. Dennoch verkaufte sich die Platte sensationell. Dazu gab es einen geschickten Werbefeldzug: Wochenlang nur Plakate mit der Kuh, erst bei Veröffentlichung wurden Band und Titel enthüllt.
Pink Floyd - The Dark Side Of The Moon (1973)
"Keine Kühe mehr", hieß es, als Pink Floyd über das Cover ihres 8. Studioalbums nachdachten. Durch Zufall entdeckten Powell und Thorgerson den Lichteffekt, der durch das Prisma hervorgerufen wird. Sie blätterten in Physikbüchern und setzten den Prisma-Effekt für das legendäre Albumcover um. Begeisterung bei Band, Plattenfirma und Publikum. Auch die Musik von dem Album ist und bleibt legendär.
Pink Floyd - Wish You Were Here (1975)
1975 gab es noch keine digitale Fotonachbearbeitung. Der Mann auf dem Foto brannte tatsächlich. "Wir setzten ihn bestimmt ein Dutzend Mal in Brand, bis ihn schließlich eine Windböe traf und ihn die Flammen im Gesicht verletzten", erzählt Powell später. Für den Stuntman sei der Tag danach gelaufen gewesen, doch das Foto habe er glücklicherweise im Kasten gehabt.
Pink Floyd - Animals (1977)
Das aufblasbare Gummischwein zwischen den Schornsteinen war echt. Und es sorgte für Aufregung. Während der Fotosession riss die Verankerung, das Schwein flog tatsächlich davon und steuerte den Londoner Flughafen Heathrow an. Zum Glück gab es keine Probleme. Später aber beschwerte sich ein Bauer, ein riesiges rosa Schwein habe seine Kühe in Angst und Schrecken versetzt.
Wishbone Ash - New England (1976)
Das Bild zeigt nur einen Ausschnitt des Covers. Dem Mann gegenüber steht ein weiterer Mann, der zusieht, wie der andere den Speer spitzt. Die sexuelle Konnotation ist kein Zufall. Der Fotograf mochte Männer. Ihn reizten Anspielungen und Doppeldeutigkeiten. Wishbone Ash hatten gerade einen Neuanfang gewagt und fanden dieses mutige Foto passend zu ihrem Vorhaben, sich in neue Abenteuer zu stürzen.
10cc - Bloody Tourists (1978)
Eine Rockgruppe auf Tour: Wie ein Tourist, der reist ohne etwas zu sehen. Der von Flughafen zu Flughafen hetzt und nur Hotelzimmer, Konzertsäle und Garderoben sieht. Der so sehr seine Route im Kopf hat, dass er die Schönheit des Strandes und sogar die hübsche Frau im Wasser nicht wahrnimmt. So fühlte sich die Band - und Hipgnosis hat es auf den Punkt gebracht.