Zehn denkwürdige Gewinner der Goldenen Palme
Sie schrieben Kinogeschichte und wurden mit dem wichtigsten Filmpreis in Cannes prämiert. Aus Anlass des 70. Jahrgangs erinnern wir an zehn großartige Filme, die auf der Siegerliste landeten.
Paris, Texas (1984)
1979 hatte Volker Schlöndorff für seine Literaturverfilmung von "Die Blechtrommel" die erste Goldene Palme nach Deutschland geholt. 1984 zog Wim Wenders nach. "Paris, Texas" eroberte das Publikum und die Jury im Sturm und verschaffte dem "Neuen Deutschen Film" weltweiten Ruhm und Anerkennung. Hier spielte Nastassja Kinski - an der Seite von Harry Dean Stanton - die Rolle ihres Lebens.
Blau ist eine warme Farbe (2013)
Vor vier Jahren begeisterte der Film "Blau ist eine warme Farbe" das Festivalpublikum. Der französische Regisseur Abdellatif Kechiche erzählte die Liebesgeschichte zweier junger Frauen derart intensiv, dass die Jury die Goldene Palme nicht nur dem Regisseur zusprach, was die Regel ist, sondern auch den beiden grandiosen Schauspielerinnen Léa Seydoux und Adèle Exarchopoulos.
Das weiße Band (2009)
Einig war sich die Jury auch, als 2009 "Das weiße Band" ausgezeichnet wurde. Der in München geborene Österreicher Michael Haneke bekam den Preis für einen Film, dem es gelang, die bedrückende Atmosphäre in einem kleinen norddeutschen Dorf vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs nachdrücklich auf die Leinwand zu bringen. Haneke bekam dann 2012 direkt noch eine Goldene Palme für sein Drama "Liebe".
Pulp Fiction (1994)
Als filmische Sensation wurde 1994 der zweite Spielfilm des US-Regisseurs Quentin Tarantino gefeiert. Komplex aufgebaut, ironisch und verspielt erzählt, brachte "Pulp Fiction" eine damals neue Note in das moderne amerikanische Erzählkino. Der Film errang schnell Kultcharakater und beeinflusste in der Folge zahlreiche Regisseure und Drehbuchautoren weltweit.
Das Piano (1993)
Ein Jahr zuvor hatte es bei der Verleihung der Goldenen Palme ebenfalls eine Sensation gegeben. Allerdings eine, die man sich schon früher gewünscht hätte. Für ihr melancholisch erzähltes Auswandererdrama um eine stumme Pianistin bekam Regisseurin Jane Campion die Golde Palme. Die neuseeländische Regisseurin war damit die erste Frau, die diesen wichtigen Preis in Cannes erhielt.
Wild at Heart (1990)
Die Verleihung der Goldenen Palme 1990 war umstritten. David Lynchs wildes Road Movie, in dem einige Brutalitäten auf der Leinwand zu sehen sind und das verschiedene Genres verzahnte, spaltete die Jury. Der italienische Regisseur Bernardo Bertolucci, damals Präsident der Jury, setzte sich schließlich durch. Und so bereitete "Wild at Heart" das Publikum auf Regisseure wie Quentin Tarantino vor.
Yol - Der Weg (1982)
Dass Cannes nicht nur amerikanische und westeuropäische Filmkunst auszeichnet, bewies das Festival 1982. Mit "Yol - Der Weg" wurde erstmals ein türkischer Film mit dem Preis bedacht. Şerif Gören war bei den Dreharbeiten für Regisseur und Drehbuchautor Yılmaz Güney eingesprungen. Güney musste 1981 aus politischen Gründen aus seiner Heimat fliehen. 1984 starb der Regisseur im französischen Exil.
Viridiana (1961)
Der große spanisch-mexikanische Regisseur Luis Buñuel erhielt 1961 die Goldene Palme für "Viridiana". Nur drei Tage nachdem Buñuel in Cannes den Preis entgegengenommen hatte, wurde "Viridiana" in Spanien verboten. Die Zensoren des Franco-Regimes störten sich an der antiklerikalen und antibürgerlichen Haltung des Regisseurs. Heute gilt "Viridiana" als denkwürdiges Meisterwerk der Kinogeschichte.
Apocalypse Now (1979)
1979 sollte ein denkwürdiger Wettbewerbsjahrgang werden. Weil sich die Jury um ihre Präsidentin, die französische Schriftstellerin Françoise Sagan, nicht auf einen Film einigen konnte, gab es gleich zwei Goldene Palmen. Neben Francis Ford Coppolas Vietnam-Film "Apocalypse Now" wurde auch Volker Schlöndorff für seine Literaturverfilmung "Die Blechtrommel" mit der höchsten Festival-Ehre bedacht.
Taxi Driver (1976)
Im besten Fall hat Cannes mit seinen Entscheidungen für die Goldene Palme größere ästhetische Entwicklungen des Weltkinos abgebildet. 1970 bewies die Jury Fingerspitzengefühl mit der Auszeichnung für die Antikriegskomödie "MASH". Sechs Jahre später bekam Martin Scorseses "Taxi Driver" mit Jodie Foster und Robert De Niro den Preis. Beide Filme stehen für "New Hollywood", den Aufbruch des US-Kinos.