Zahl der weltweiten Streubomben-Opfer gestiegen
5. September 2023Seit 2010 veröffentlicht die Internationale Kampagne gegen Landminen und Streumunition (ICBL-CMC) ihren Streubomben-Monitor. Für das vergangene Jahr verzeichnete die Organisation mit Sitz in Genf die höchste Zahl von Opfern dieses Munitionstyps in der Geschichte dieser Statistik: 2022 sind weltweit 1172 Menschen durch Streumunition getötet oder verletzt worden. 95 Prozent aller registrierten Verletzten oder Getöteten kamen den Angaben zufolge aus der Zivilbevölkerung.
2021 waren es deutlich weniger. Da zählte ICBL-CMC 149 Opfer. Die innerhalb eines Jahres stark angestiegene Zahl lässt sich durch den Krieg in der Ukraine erklären, der im Februar 2022 ausbrach. 916 der 2022 registrierten Opfer sind auf den dortigen Konflikt zurückzuführen, in dem nicht nur Russland, sondern auch die Ukraine die Waffe einsetzen. Opfer wurden aber auch in sieben weiteren Ländern registriert: Aserbaidschan, Irak, Jemen, Laos, Libanon, Myanmar und Syrien.
Unter Streumunition versteht man Raketen und Bomben, die über einem Ziel bersten und viele kleine Sprengkörper freigeben. Der Einsatz ist umstritten, weil dadurch eine Vielzahl von Blindgängern im Kampfgebiet zurückbleibt.
Streubomben seien für die Zivilbevölkerung eine der gefährlichsten Waffen, da sie noch lange nach Beendigung des Konflikts zu Opfern führen können, kommentiert die Hilfsorganisation Handicap International aus München die aktuellen Zahlen. Diejenigen, die die Explosion überlebten, verlören oft Hände und Füße oder erlitten schwere Verletzungen an lebenswichtigen Organen. Laut ICBL-CMC wurden im vergangenen Jahr 183 Menschen Opfer von Streumunitions-Resten.
Der am 1. August 2010 in Kraft getretene Streubomben-Verbotsvertrag (Osloer Konvention) wurde bis heute von 124 Staaten unterzeichnet sowie von 112 ratifiziert. Die USA, Russland und die Ukraine gehören nicht zu den Vertragspartnern. Der von ICBL-CMC frisch veröffentlichte Streubomben-Monitor 2023 bewertet die Umsetzung des Osloer Verbotsvertrags für den Zeitraum von Januar bis Dezember 2022. Der Bericht deckt demnach auch das erste Halbjahr 2023 ab, soweit Informationen verfügbar sind.
djo/AR (dpa, epd, kna)