Zahl der Drogensüchtigen nimmt in Budapest von Jahr zu Jahr zu
22. November 2002Budapest, 20.11.2002, 1842 GMT, RADIO BUDAPEST, deutsch
Die Drogen sind leider ein ewiges Thema der (ungarischen – MD) Tages- und Wochenzeitungen. Mit ihnen beschäftigen sie sich ständig. Besonders traurig ist, dass die Zahl der abhängigen Kinder immer steigt.
Budapests Drogenabhängige werden immer jünger. Immer mehr Schulkinder gehören zu den Fixern. Ein erschreckender Trend ist laut Aussagen der Polizei auch, dass die Zeit von Einstiegsdrogen bis zum Wechsel zu Heroin immer kürzer wird. Die Zahl der Todesopfer ist in diesem Jahr allerdings gesunken. Hatte die Polizei 2001 in Budapest noch 30 Todesfälle durch Drogen registriert, so haben sich in diesem Jahr bisher zwölf Fixer den sogenannten "Goldenen Schuss" gesetzt.
"Für Budapest liegen nicht einmal Schätzungen vor, wie viele Rauschgiftsüchtige es eigentlich gibt", bedauerte der Leiter des Rauschgiftdezernats bei der Budapester Polizeidirektion. Gegenwärtig beschäftigen sich lediglich drei Dutzend Polizisten mit Drogenstraftaten, obwohl die Zahl der Süchtigen auch in Budapest von Jahr zu Jahr rasant ansteigt. Es gibt im Rauschgiftdezernat viel zu wenige Dienstwagen. Der Fahrzeugpark gilt zudem als veraltet. Die Polizisten sind absolut überfordert mit der Lage - trotz einer hohen Zahl von Überstunden.
Als weiteres Problem gilt auch, dass viele Kinder immer früher anfangen, Drogen zu nehmen. "Es gibt sogar Fälle, wo Grundschüler bereits hochgradig abhängig sind", erklärte der Leiter des Rauschgiftdezernats bei der Budapester Polizeidirektion.
Auch die Stationen der Abhängigkeit verkürzen sich. Heute kann nicht mehr behauptet werden, dass Marihuana der erste Schritt in Richtung harte Drogen sei. Meist führt die Drogenlaufbahn direkt zum Heroin. Der Anteil der Heroinabhängigen unter den Fixern ist ebenfalls bedeutend angestiegen. Auf dem Drogenmarkt ist Heroin das angebotbestimmende Rauschgift. Derzeit liegen die Preise in Budapest für ein Gramm bei 13.000 Forint, das sind rund 55 Euro. Infolge dessen steigt in der Hauptstadt auch die Beschaffungskriminalität rapide an.
Da Heroin niemals rein ist, weiß der Rauschgiftsüchtige nicht, in welcher Konzentration er seine Drogenration kauft. Zwar konnten in diesem Jahr lediglich 12 Fälle von tödlichen Dosen festgestellt werden. Aber die Dunkelziffer könnte um ein Vielfaches höher liegen, glauben die Rauschgiftexperten bei der Polizei. Die Behörden erlangen nur dann Kenntnis von entsprechenden Fällen, wenn der "Goldene Schuss" entweder auf öffentlichen Plätzen oder in Toreinfahrten gesetzt wird, und wenn der sterbende Fixer in ein Krankenhaus oder in eine Gesundheitseinrichtung eingeliefert wird. Allerdings haben die Ärzte keine Meldepflicht. Auch das erschwert die Arbeit der Polizei. (me)