Zahl der außerehelich geborenen Kinder in der Slowakei steigt
9. August 2002Bratislava, 8.8.2002, RADIO SLOWAKEI, deutsch
Jedes fünfte Kind wird in der Slowakei außerehelich geboren. Das geschieht trotz der Regierungspolitik, zu deren Prioritäten die Unterstützung klassischer Familien zählt. Die Soziologin Magdalena Piscova hält diesen Fakt für einen markanten Zuwachs. Die junge Generation verlässt das traditionelle Modell der Familie, wo nach der Beendigung des Studiums, Heirat und Kinderkriegen folgen. Laut Experten hänge dieser neue Trend mit dem Widerwillen der Eltern zusammen, für ihr Zusammenleben eine amtliche Bestätigung zu haben. In wenigen Fällen handelt es sich um Elternteile, die trotz der Geburt des Kindes nicht zusammen bleiben wollen, oder um Mütter, die ihre Kinder bewusst alleine erziehen wollen.
Man vermutet, die Anzahl der freien Partnerschaften steigert sich. Laut Demographen sinkt nämlich jedes Jahr die Zahl der geschlossenen Ehen. In den letzten sechs Jahren ist sie um 3 500 jährlich gesunken. Der mögliche Grund dafür kann auch die Tatsache sein, dass die Eheschließung nicht mehr so vorteilhaft ist wie früher, als die Neuvermählten ein vorteilhaftes Darlehen bekommen haben oder niedrigere Steuern zahlen konnten. Heutzutage besteht fast kein Unterschied, ob das Kind in oder außerhalb der Ehe geboren wird. Auch deswegen kommen in der Slowakei auf die Welt 20 Prozent uneheliche Kinder. Vor 13 Jahren waren es nur fünf Prozent.
Laut Demographen werde unter den jungen Menschen die Meinung, Ehe sei eine veralterte Institution, immer stärker. Diese Vorbilder kommen aus Westeuropa, vor allem aus Skandinavien. Für ein freies Zusammenleben entscheiden sich meistens hochschulgebildete Menschen, die sich zuerst besser kennen lernen wollen, um sich später vielleicht für die Eheschließung zu entscheiden. Die Experten sind der Meinung, die Gesellschaft ist gegenüber dem freien Zusammenleben der Partner toleranter als in der Vergangenheit. (fp)