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Wenn sich Firmen Gutes tun

Johanna Schmeller10. Dezember 2013

Der Arbeitsmarkt in Südeuropa bricht zusammen - deutschen Unternehmen fehlt der Nachwuchs. Zeit für Konzerne, im Ausland auf die Suche nach Fachkräften zu gehen - mit "Youth-Employment"-Initiativen.

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Start der Nestlé-Youth-Employment-Initiative. Foto: Nestlé
Bild: Nestlé Deutschland

Eins, zwei - ihn trifft es. Eins, zwei - sie auch. Nach OECD-Angaben hat derzeit jeder dritte Spanier keinen Job. Unter anderen EU-Bürgern müsste man schon etwas länger durchzählen: Im europäischen Durchschnitt ist jeder Zehnte arbeitslos, in Deutschland oder Österreich nur jeder Zwanzigste.

Geradezu dramatisch fällt der Zählreim für die Unter-25-Jährigen aus: Wie Eurostat erhoben hat, haben in Spanien, einem Land mit 46 Millionen Einwohnern, im Herbst 2013 knapp 950.000 junge Menschen keine Stelle. Zum Vergleich: In Deutschland (knapp 82 Millionen Einwohner) sind es 350.000.

Abstrakte Zahlen - konkretes Problem

Für international operierende Konzerne wird dieses abstrakt klingende Zahlenspiel zum realen Problem. Junge Arbeitnehmer aus prekären Bedingungen befreien - ein Slogan, den sich manche deshalb bereits in die Firmenleitlinien und auch ins PR-Konzept geschrieben haben.

Alexander Antonoff, Konzernsprecher von Nestlé. Foto: Nestlé
Alexander Antonoff, Konzernsprecher von Nestlé.Bild: Nestlé Deutschland

Die Motivation fasst Alexander Antonoff, Pressesprecher des Nestlé-Konzerns in Deutschland, unter dem Stichwort 'soziales Engagement' zusammen: "Nestlé ist in jedem europäischen Land mit eigenen Gesellschaften und Marken präsent, und deshalb haben wir uns überlegt, welchen Beitrag der Industrie und Wirtschaft leisten könnten, um etwas gegen die Jugendarbeitslosigkeit zu unternehmen" - nicht zuletzt also, um die Personallage auch in den Herkunftsländern wieder zu verbessern.

Zwischen Idealismus und Fachkräftemangel

Der Sozialwissenschaftler Hilmar Schneider sieht die Ursache solcher Initiativen im demographischen Wandel: "Solche Dinge passieren immer dann, wenn man feststellt, dass einem der heimische Nachwuchs ausbleibt." Die Rekrutierung Jugendlicher aus dem Ausland betrachteten deutsche Unternehmen "als zweitbeste Lösung, weil sie einen gewissen Aufwand erfordert: Sie müssen nicht nur den Qualifikationsinhalt vermitteln, sondern zudem noch Sprachhürden überwinden". Doch wenn Fachkräfte fehlten, gingen große Konzerne "einen Schritt weiter" und seien eher bereit, allgemeine Qualifikationen zu schulen.

Vom Azubi zum Kollegen

Zwei Programme hat Nestlé für junge südeuropäische Arbeitnehmer ins Leben gerufen, beide mit einer Laufzeit von drei Jahren: Zum einen sollen spanische Studenten für je ein Jahr als Trainees nach Deutschland geholt werden, zum anderen portugiesische Azubis für sechs Monate in deutsche Zweigstellen schnuppern. Neben der Qualifizierungsoffensive werden ab 2014 Vollzeitstellen für 10.000 junge Südeuropäer geschaffen.

In Madrid demonstrieren junge Spanier gegen die Arbeitsmarktpolitik. Foto: dpa
Spaniens junge Arbeitnehmer zwischen Demonstration...Bild: picture-alliance/dpa

Rund 20.000 Unter-25-Jährigen soll so ein "Training on the Job" geboten werden. Ganz uneigennützig sind die Bemühungen auch im Fall Nestlé nicht, "natürlich nicht", sagt Antonoff, denn "selbstverständlich machen wir das auch, um Talente für uns zu gewinnen".

Junger Spanier auf Mallorca. Foto: Julian Stratenschulte/dpa
... und Frustration: Arbeitslosigkeit macht sie zu einer "verlorenen Generation".Bild: picture-alliance/dpa

"Diversity" als Chance

Und diese Talente verfügen zudem über Kompetenzen, die deutsche Unternehmen schätzen: "Leute aus anderen Kulturkreisen bringen ein ganz anderes Verständnis für Problemlösungen mit", so Schneider. "Das ist kein Nachteil, sondern erfrischend. Das heißt: Da können auch die Deutschen etwas von den Kollegen lernen." Deshalb seien Programme, die junge Arbeitnehmer aus dem Ausland nach Deutschland holten, "in vielen großen Unternehmen unter dem Stichwort 'Diversity' sehr in Mode".