Yoko Ono: Ein Leben mit Kritik
Es gab Zeiten, da war die Künstlerin Yoko Ono verhasst. Ihre Inszenierungen in der Kunst wie im Privaten ließen das Publikum oft ratlos zurück. Nun wird die Witwe von John Lennon 90 Jahre alt.
Die Frau mit vielen Titeln
Yoko Ono muss ein dickes Fell haben, denn kaum ein anderer Mensch aus der Kunstwelt hat so viele Anfeindungen erlebt wie sie: Trennungsgrund der Beatles, ewige Witwe, meist gehasste Frau der Welt - das waren einige ihrer Titel. Ihre unnahbare Aura schien eine willkommene Bestätigung aller möglichen Vorbehalte gegenüber eigenständigen Frauen zu sein.
Zusammen die Avantgarde gerockt
1956 heiratete Ono, angeblich gegen den Widerstand ihrer Eltern, den japanischen Komponisten Toshi Ichiyanagi. Die beiden wirbelten die Avantgarde-Szene in New York auf, ehe der Musiker nach Tokio zurückkehrte. Als seine Frau ihm folgte, war die Beziehung wohl schon am Ende, Yoko Ono soll zudem unter Depressionen gelitten haben. In jener Zeit lernte sie den Produzenten Anthony Cox kennen.
Kein Familienmensch
Cox unterstützte die junge Künstlerin finanziell und wurde schließlich Onos zweiter Ehemann. 1963 kam die gemeinsame Tochter Kyoko zur Welt, was die sehr selbstbestimmte Yoko nicht zu Freudensprüngen veranlasste. Als sie John Lennon kennenlernte, ließ sie das Kind bei Cox. Der schloss sich einer Sekte an und tauchte unter - mitsamt Kind. Ono sah ihre Tochter erst wieder, als diese erwachsen war.
Unsichtbare Hälfte
"Half-A-Room" nannte Yoko Ono eine Kunstinstallation aus dem Jahr 1967. Sie stellte einen Wohnraum aus, in dem in Hälften geschnittene und weiß gestrichene Möbel standen. Damit thematisierte die Pionierin der Konzeptkunst den Verlust der Ganzheit des Menschen. Solche Leerstellen gibt es oft bei Yoko Ono, die damit den Betrachter auffordert, in seiner Vorstellung das Werk zu vollenden.
Ein bisschen Frieden
Kurz nach ihrer Hochzeit 1969 gingen John Lennon und Yoko Ono zusammen ins Bett, um für den Frieden zu demonstrieren. Die "Bed-Ins" fanden in Amsterdam und in Montreal statt. Die Reaktionen waren gespalten. Die Aktionen wurden als weltvergessen und esoterisch gesehen. Kaum ein Zweifel schien für die Öffentlichkeit allerdings daran zu bestehen, dass John von Yoko beeinflusst worden war.
Ein fauler Apfel
John Lennon hält einen Apfel in die Höhe, an seiner Seite steht die Frau, in der viele Fans den faulen Apfel im Korb der Beatles sahen: Plötzlich tauchte Yoko Ono bei den Studioaufnahmen der Band auf und mischte sich in die Produktionen ein. Später gaben viele ihr die Schuld daran, dass die Gruppe zerbrach.
Noch ein bisschen mehr Frieden
John Lennon und Yoko Ono wurden auch musikalisch ein Paar. Mitunter waren die Aufnahmen schwer zugänglich, auch weil Yoko Onos Stimme nicht eben für die breite Masse taugte. "Give Peace a Chance" aber - hier Bilder der Aufnahmen in Montreal - entwickelte sich zu einem großen Hit der beiden.
Eins der letzten gemeinsamen Fotos
Wenige Stunden vor John Lennons Tod am 8. Dezember 1980 nahm Starfotografin Annie Leibovitz das inzwischen ikonische Foto des Ex-Beatle und Yoko Ono für das Cover des Musikmagazins "Rolling Stone" auf. Das Bild wirkt so, als wäre Yoko die Mutter und John das Kind, das sich - verletzlich durch seine Nacktheit - an sie kuschelt. Die Ausgabe erschien am 22. Januar 1981.
Geprägt durch seine berühmten Eltern
Sean Lennon (links) ist der gemeinsame Sohn von Yoko und John und heute selbst ein erfolgreicher Musiker. Er war fünf Jahre alt, als sein Vater ermordet wurde. Yoko schirmte ihn danach jahrelang vor der Öffentlichkeit ab. Auf ihrem Album "Season Of Glass", dessen umstrittenes Cover Johns blutverschmierte Brille zeigte, erzählt der kleine Sean eine Geschichte, die sein Vater ihm immer erzählt hat.
Mit sich im Reinen
Den Schatten ihrer Beziehung zu John Lennon wird Yoko Ono nicht mehr ablegen können, doch damit scheint sie sich arrangiert zu haben: Sie ist als Künstlerin anerkannt und verwaltet den Nachlass ihres dritten Ehemanns. 2010 brachte sie anlässlich des 30. Todestags und des 70. Geburtstags von John Lennon dessen Alben digital überarbeitet auf den Markt.
Vielfältige Künstlerin
Überall auf der Welt wird Yoko Onos Kunst ausgestellt. Ihr Werk ist umfassend - in ihrem über 60 Jahre dauernden Künstlerleben ließ sie quasi nichts aus: Performance, Body Art, Dichtung, Musik, Bildhauerei, Schauspielerei und Regie. Wie ein roter Faden durchziehen Pazifismus und Feminismus ihr Schaffen. Das Bild oben zeigt sie 2013 vor ihrer Installation "Half-A-Room" aus dem Jahr 1967.