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Wälder schützen die Gesundheit der Menschen

Claudia Adrien15. März 2016

Die Zertifizierung von Holz durch den Forest Stewardship Council sorgt nicht nur für nachhaltig hergestellte Produkte, sie könnte auch Krankheiten vermeiden.

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Ein schwerer Lastwagen transportiert große Baumstämme.
Bild: hans peter meyer / CC BY-SA 2.0

Als sich Musik-Legende Sting für das Indianervolk der Kayapo und dessen Kampf um den Schutz des brasilianischen Regenwalds einsetzte, bekam er so viel Aufmerksamkeit, dass sich Umweltschützer, Gemeindevertreter und Gesetzgeber zusammenschlossen, um einen internationalen Standard zu schaffen, der Best Practice-Methoden für Holzeinschlagfirmen fördern würde.

Die Bemühungen des britischen Musikers und das Versagen der Rio-Konferenz von 1992 führte zu einer Vereinbarung, die Abholzung zu stoppen und den #link:http://www.fsc-deutschland.de:Forest Stewardship Council (FSC)# zu gründen. Das Ziel: verantwortungsvolles Management der Wälder der Welt zu fördern.

23 Jahre später zertifiziert der FSC mehr als 187 Millionen Hektar Wald in mehr als 80 Ländern, schützt Wasserquellen und Wildtiere, befasst sich mit dem Klimawandel und fördert die Nachhaltigkeit von forstwirschaftlichen Aktivitäten. Aber die Regelungen des FSC könnten auch einen unerwarteten Nebeneffekt haben: Die Ausbreitung von Krankheiten zu vermeiden.

Unerwarteter Erfolg

Das bisherige Wachstum der Organisation war weitgehend durch wachsende Nachfrage von Konsumenten nach nachhaltig hergestellten Produkten getrieben. Heute zählen große Unternehmen wie der schwedische Möbelgigant IKEA und die Verpackungsfirma Tetra Pak zu den Firmen, die FSC-zertifiziertes Holz verwenden. Angesichts dieses Trends versuchen Holzfirmen in aller Welt eine FSC-Zertifizierung und dadurch leichteren Zugang zu den westlichen Märkten zu erlangen.

"Ich glaube niemand hätte gedacht, dass wir nach 20 Jahren 12 Prozent des weltweiten Holzhandels haben würden", sagt FSC-Generaldirektor Kim Carstensen über die Entwicklung des FSC.

Trotzdem, ein Marktanteil von 12 Prozent bedeutet auch, dass 88 Prozent des gerodeten Holzes weltweit immer noch aus Quellen stammt, bei denen strenge Arbeits- und Umweltstandards nicht belegt sind. Hinzukommt, dass es selbst bei zertifizierten Firmen schwer ist, die Einhaltung der Standards immer sicherzustellen.
Beide Probleme sind nirgendwo so deutlich zu sehen wie in der Republik Kongo.

Chaos im Kongo

Ein Großteil des Waldes dort darf gerodet werden, sagen Naturschützer. Das zentralafrikanische Land hat Lizenzen an 25 Holzfirmen vergeben, die damit 66 Prozent der Fläche des Landes kontrollieren. Nur zwei dieser Unternehmen - beides europäische - sind vom FSC zertifiziert.

"Der wilde zentralafrikanische Regenwald ist ein Mythos. Das Land ist komplett verteilt worden", sagt Tim Rayden, der als technischer Berater für die Wildlife Conservation Society (WCS) in der kongolesischen Hauptstadt Brazzaville arbeitet. Die WCS ist ein Mitglied des FSC.

Der kongolesische Wald ist der zweitgrößte tropische Regenwald der Welt und überlastete Förster bemühen sich, die Firmen, die in dem riesigen Gebiet operieren, zu überwachen.

Wenn das Mittagessen krank macht

Mit einer Fläche von rund 2 Millionen Quadratkilometern schafft die immense Größe des Waldes neben dem Monitoring ein weiteres Problem für die Arbeiter: Woher bekommt man sein Mittagessen?

Foto eines Gorillas im Kongo
Der Verzehr von “Bushmeat”, wie dem Fleisch von Gorillas oder anderen Wildtieren, kann zur Übertragung von Krankheiten führenBild: Christopher Michel / CC BY 2.0

FSC-zertifizierte Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern Zugang zu subventionierten Lebensmitteln aus einem Firmenladen, aber Rayden, der die beiden einzigen zertifizierten Firmen in den Wäldern überprüft, sagt, dass die chinesischen und malayischen Firmen, die in den südlichen und nordwestlichen Regionen der Republik Kongo operieren, ihre Arbeiter oft sich selbst überlassen, trotz Druck von deren Regierungen.

"Die chinesische Regierung selbst versucht die Firmen dazu zu bringen, Mindeststandards einzuhalten", sagt Rayden. "Sie haben einige Richtlinien, aber wir haben vor Ort kaum Auswirkungen dieser Richtlinien bemerkt."

"Vor Ort" sind die Arbeiter mitten im Regenwald und auf sich selbst gestellt, #link:https://www.researchgate.net/publication/24444051_Bushmeat_Supply_and_Consumption_in_a_Tropical_Logging_Concession_in_Northern_Congo:essen viele von ihnen auch Bushmeat,# also das Fleisch von wilden Tieren, die im Regenwald erlegt werden.
Das bedroht nicht nur die Artenvielfalt in diesem empfindlichen Ökosystem, in dem etwa 10.000 Pflanzen und mehr als 400 Säugetierarten leben, unter anderem auch Schimpansen. Es erhöht auch die Gefahr, dass sich die Arbeiter durch das Bushmeat ansteckende Krankheiten holen können.

Zu denen gehört nicht nur das Ebolavirus, sondern auch Masern, Windpocken, Tuberkulose, Tollwut, Gelbfieber und andere.

Artenvielfalt verhindert Krankheiten

Mit Schutzkleidung ist es ähnlich. Während die Mitarbeiter von FSC-zertifizierten Unternehmen die richtige Ausrüstung haben müssen, sagt Rayden, dass Förster oft wegschauen, wenn Holzfäller anderer Firmen nicht so angezogen sind, wie sie es für ihren Job sein sollten.

Foto einer Mücke, die einen Menschen beißt
Wenn Arbeiter keine Schutzkleidung tragen, können sich von Mücken übertragene Krankheiten wie Malaria oder Zika schnell verbreiten, insbesondere in SekundärwäldernBild: Global Panorama / CC BY-SA 2.0

Dadurch können sie Mücken ausgesetzt sein, die Krankheiten übertragen. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn sie in sogenannten Sekundärwäldern arbeiten, in Gebieten, die nach Abholzung oder Feuer wieder zugewachsen sind.

"In Ländern, wo wir Sekundärwälder untersucht haben, fanden wir wirklich sehr hohe Zahlen von Mücken", sagt Marco Marklewitz. Er ist Doktorand am Institut für Virologie des Universitätsklinikums Bonn und Mitglied einer Gruppe, die die Auswirkungen der Veränderung von Lebensräumen im Wald auf das Auftreten von Viren erforscht.

Die Mückendichte in Sekundärwäldern, die Marklewitz untersuchte, war doppelt so hoch wie in intakten Wäldern - gleichzeitig war die Vielfalt unter den blutsaugenden Insekten niedriger. Forschungen zeigen, dass diese Bedingungen zu einem sogenannten #link:http://www.caryinstitute.org/science-program/research-projects/biodiversity-community-ecology-and-dilution-effect/dilution-effect:Verwässerungseffekt# führen könnten. Dieser geht davon aus, dass eine niedrigere Vielfalt in der Wirtspezies zu höheren Ansteckungs- und Krankheitsraten führen könnte.

Wenn man bedenkt, wie viele gefährliche Infektionskrankheiten es in der Region gibt, ist das besonders beunruhigend. Nicht nur das Dauerproblem Malaria, sondern auch das Zika-Virus, das kürzlich durch seine plötzliche und schnelle Ausbreitung Schlagzeilen gemacht hat.

Das Virus, das mit zwei neurologischen Störungen, dem Guillain-Barre-Syndrom und dem Geburtsschaden Mikrozephalie, in Verbindung gebracht wird, wurde ursprünglich in Uganda isoliert und hat sich seitdem in 30 Länder ausgebreitet, wobei Brasilien im Zentrum des aktuellen Kranheitsausbruchs steht.

Während das Ziel des Forest Stewardship Councils der Schutz des Waldes sein mag, könnte es also sein, dass nachhaltiges, verantwortungsvolles Waldmanagement auch viel dazu beitragen könnte, Menschen vor Krankheiten zu schützen.