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Wahlkampf wird zum Wahlzirkus

9. März 2011

Die Präsidentschaftswahlen sind seit Wochen das beherrschende Thema in Benin. Um Inhalte kümmert sich allerdings mittlerweile kaum jemand mehr. Vielmehr geht es um den Termin. Der wurde nämlich bereits zweimal gekippt.

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Plakat mit den Fotos der 13 Männer und der einen Frau die bei den Präsidentschaftswahlen gegeneinander antreten. (Foto: Katrin Gänsler)
13 Kandidaten und eine Kandidatin treten gegeneinander an - die Frage ist nur wannBild: Gänsler

In Cotonou, der größten Stadt von Benin, geht es im Moment ein bisschen zu wie im Karneval. Anhänger der verschiedenen Parteien ziehen auf großen, offenen Lastwagen mit Musik durch die Straßen und machen Werbung für ihren Spitzenkandidaten. Die Musik dröhnt auch in dem sonst ruhigen Geschäfts- und Ausgehviertel rund um die Haie Vive.

Dort liegt das Büro von Paul Dehoumon. Er ist Mitarbeiter der Konrad-Adenauer-Stiftung und gleichzeitig stellvertretendes Mitglied der Wahlkommission. Eigentlich müsste er genau wissen, wann in seinem Heimatland nun gewählt wird. Doch Paul Dehoumon zieht die Augenbrauen hoch: "Wann? Das ist die ganz große Frage hier. Ich bin mir nicht sicher, ob wir am 13. März wirklich glaubwürdige Wahlen durchziehen können."

Wahlen bereits zweimal verschoben

Ein großes Wahlplakat zeigt den Präsidenten Yayi Boni. Es steht auf einem wenig belebten Platz. (Foto: Katrin Gänsler)
Präsident Yayi Boni ist mit seiner Wahlwerbung bis in die Hinterhöfe von Cotonou vorgedrungenBild: Gänsler

Damit spricht er das an, was die meisten Menschen im Land derzeit am meisten beschäftigt. Niemand ist ganz sicher, wann die Wahlberechtigten nun endlich an die Urnen gehen dürfen. Zuerst war der Urnengang für den 27. Februar geplant und wurde danach auf den 6. März verschoben. Doch auch der zweite Termin kippte nachts in einem Eilverfahren. "Es ist ein bisschen so wie eine afrikanische Krankheit. Es scheint, dass wir die ganzen Wahlvorbereitungen erst im letzten Moment machen", entschuldigt sich Paul Dehoumon für sein Land.

Dabei sollte ausgerechnet bei den Wahlen 2011 alles richtig gemacht werden, und zwar mit dem neuen elektronischen Wählerverzeichnis, der Liste électorale permanente informatisée (Lépi). In das Großprojekt sollen viele Millionen Euro internationaler Geber geflossen sein. Ziel war es, beispielsweise eine doppelte Registrierung auszuschließen, Verstorbene schneller aus dem Verzeichnis zu löschen und eine bessere Kontrolle zu haben, ob die Wähler tatsächlich schon das offizielle Wahlalter erreicht haben.

Opposition will kein elektronisches Wahlverzeichnis

An einer Wand sind ein großes Plakat und zahlreiche Aufkleber mit dem Foto des Kandidaten Adrien Houngbédji angebracht (Foto: Katrin Gänsler)
Hat große Teile der Opposition hinter sich: Adrien Houngbédji.Bild: Gänsler

Aber vor allem die Opposition hielt von Anfang an wenig von der Liste. "Es hat immer wieder Verzögerungen gegeben, da sich die Opposition nicht ausreichend in den Prozess einbezogen fühlte", sagt Uta Dirksen, die Leiterin der Friedrich-Ebert-Stiftung in Cotonou. Mittlerweile sehen sich viele der Parteien bestätigt. "Sie vermuten, dass 1,3 Millionen Wahlberechtigte noch gar nicht erfasst worden sind", so Dirksen. Andere Schätzungen gehen indes von 500.000 bis 600.000 Menschen aus, die nach wie vor nicht im Computer-Programm sind.

Im Schnellverfahren sollen die fehlenden Namen nun bis zum 13. März gesammelt werden. Denn die Zeit drängt. Spätestens am 6. April muss der neue Präsident ins Amt eingeführt werden. Doch für Abbé André Quenum, Chefredakteur der Wochenzeitung "La Croix", gibt es noch einen viel pragmatischeren Grund. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Opposition den Wahlkampf weiter durchhalten kann. Jeder Tag kostet sie viel Geld."

Stichwahl zwischen Houngbédji und Boni wahrscheinlich

Großaufnahme eines Plakats. Darauf zu sehen ist wie Kandidat Abdoulaye Bio Tchane vier Kindern aus einem Buch vorliest. (Foto: Katrin Gänsler)
Kandidat Abdoulaye Bio Tchane, Ex-Präsident der westafrikanischen EntwicklungsbankBild: Gänsler

Deshalb könnte nun ausgerechnet der amtierende Präsident Yayi Boni davon profitieren, der unbedingt wiedergewählt werden möchte und über die besten finanziellen Ressourcen verfügt. Doch ganz einfach wird es nicht werden. Denn mit den beiden Oppositionspolitikern Adrien Houngbédji und Abdoulaye Bio Tchane gibt es zwei aussichtsreiche Gegenkandidaten. Abbé André Quenum schätzt deshalb, dass es eine Stichwahl zwischen Boni und Houngbédji geben wird. Letzterer könnte dann auch auf die Unterstützung der Anhänger von Bio Tchane hoffen. Aber bis dahin wird der laute Wahlkampf in Benin wohl noch etwas weitergehen.

Autorin: Katrin Gänsler
Redaktion: Marco Müller