1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

WTO sieht deutliche Risiken für den Welthandel

2. April 2019

Der Handelsstreit vor allem zwischen den USA und China belastet den Welthandel. Die Vorzeichen stehen 2019 auf weitere Abschwächung. IWF-Chefin Lagarde befürchtet aber zumindest keine Rezession.

https://p.dw.com/p/3G4qq
Containerhafen von Los Angeles
Bild: picture-alliance/dpa/S. Masterson

Der globale Warenaustausch wird laut WTO von internationalen Handelskonflikten ausgebremst. Das Wachstum werde 2019 wohl auf 2,6 Prozent nachlassen, sagte die Welthandelsorganisation (WTO) am Dienstag in Genf voraus. Bislang war sie von 3,7 Prozent ausgegangen, nachdem es 2018 noch zu 3,0 Prozent gereicht hatte. 2020 könnte es einen Anstieg um 3,0 Prozent geben. "Angesichts der enormen Handelsspannungen sollte sich niemand über diesen Ausblick wundern", sagte WTO-Generaldirektor Roberto Azevedo. Das auf bestimmten Regeln basierende Handelssystem zu schwächen, "wäre ein historischer Fehler - mit Auswirkungen für Jobs, Wachstum und Stabilität rund um die Welt."

Als aktuell größtes Risiko gilt der Handelskonflikt zwischen den beiden Wirtschaftsmächten USA und China, die sich mit Strafzöllen überzogen haben. Noch mehr Schaden können der WTO zufolge die von den USA angedrohten Importzölle auf Autos anrichten. "Der Austausch zwischen den USA und China macht etwa drei Prozent des Welthandels aus", sagte Chefvolkswirt Robert Koopman. "Der globale Automobilhandel macht aber etwa acht Prozent des Welthandels aus. Man kann sich also vorstellen, dass die Folgen der Auto-Zölle größer sein werden."

Deutsche Exporteure rechnen mit drei Prozent Zuwachs

Angesichts so vieler Unsicherheiten könne der Welthandel seine Rolle als Wachstumstreiber nicht wirklich voll entwickeln. Je größer die Unwägbarkeiten, desto geringer fielen Investitionen und Konsum aus, warnte Azevedo. 2018 und der Jahreswechsel seien unter anderem negativ beeinflusst worden durch zeitweilige Erschütterungen wie der bisher längsten Schließung der US-Bundesbehörden ("Shutdown") und den Produktionsproblemen in der deutschen Autoindustrie.

Die deutschen Exporteure rechnen ungeachtet der zahlreichen Risiken in diesem Jahr mit einem Umsatzrekord. Die Ausfuhren dürften um bis zu drei Prozent auf die Bestmarke von 1,357 Billionen Euro zulegen, sagte der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) kürzlich voraus. Auch 2018 hatte es ein Plus in dieser Größenordnung gegeben.

Münchner Europa-Konferenz mit Lagarde
Vorerst keine Rezessionsgefahr: IWF-Chefin Christine LagardeBild: picture-alliance/dpa/S. Hoppe

IWF-Chefin sieht "heiklen Punkt, aber keine Rezession"

Auch nach den Worten von IWF-Chefin Christine Lagarde hat die globale Konjunktur seit Jahresbeginn weiter an Schwung verloren. "Tatsächlich befindet sich die Weltwirtschaft an einem heiklen Punkt", sagte die Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF) am Dienstag in Washington. "Das globale Wachstum hat sich verlangsamt, vor allem aufgrund der zunehmenden Handelsspannungen." Das würden auch die neuen IWF-Prognosen zeigen, die in der kommenden Woche veröffentlicht werden sollen. Bislang sagt der Fonds für das laufende Jahr noch einen Anstieg des globalen Bruttoinlandsproduktes von 3,5 Prozent voraus.

"Um es klar zu sagen: Wir erwarten kurzfristig keine Rezession", betonte Lagarde zugleich. "Wir rechnen sogar mit einer gewissen Belebung des Wachstums in der zweiten Jahreshälfte 2019 und bis 2020." Allerdings sei dieses Szenario Abwärtsrisiken ausgesetzt. Zu ihnen gehörten der Brexit, die hohe Verschuldung in einigen Sektoren und Ländern, Spannungen in der Handelspolitik und Unruhe auf den Finanzmärkten.

Lagarde fordert deshalb eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Ländern. Die Erfahrungen aus 180 Ländern in den vergangenen Jahrzehnten zeigten, dass eine engere Handelsanbindung Investitionen deutlich erhöhe. Umgekehrt würden Handelshemmnisse eindeutig Investitionen und Beschäftigung schaden.

hb/dk (rtr,dpa)