World Press Photo: Weinend nach der Flucht
"Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaut." Der Satz von Henri Cartier-Bresson, dem Mitgründer der Agentur Magnum, gilt bis heute. Das "World Press Photo 2019" wird ihm mehr als gerecht.
"Bild des Jahres": Das Mädchen aus Honduras
Yanela weint. Das Mädchen aus Honduras ist mit seiner Mama Sandra Sanchez in Texas von Grenzschützern gestellt worden. Dem Fotografen John Moore von Getty hat Sandra Sanchez berichtet, dass sie monatelang durch Mittelamerika geflohen sei, um in den USA Asyl zu beantragen. Nach Veröffentlichung des Bildes versicherten US-Stellen, dass Sandra und Yanela nicht - wie so viele - getrennt worden seien.
"Story of the year": Der Treck
Der niederländische Fotograf Pieter ten Hoopen hat für die Foto-Serie "The Migrant Caravan" im Oktober 2018 Aufnahmen der mehreren tausend Migranten gemacht, die sich in Mittelamerika in einer Art "Karawane" auf die US-Küste zubewegten. Seine und all die anderen preisgekrönten Arbeiten werden im Rahmen einer Ausstellung in zahlreichen Ländern zu sehen sein.
"Zeitgeschehen": Pura wird zur Frau
Magnum-Fotografin Diana Markosian hat dieses Bild am 6. August 2018 in Kuba gemacht. Es entstand bei einem "Quinceañera"-Fest zur Feier des 15. Geburtstages von Pura, die in einem pinkfarbenen Kleid und einem offenen Wagen durch ein Viertel von Havanna kutschiert wird. Das Ritual hat hier Tradition, markiert den Übergang im Leben eines jungen Mädchens zur Frau. Die nun heiraten mag. Wenn sie mag.
"Umwelt": Die "Akashinga" in Simbabwe
Bewaffnet, getarnt - und stolz: Die 30-jährige Petronella Chigumbura wacht im Phundundu Wildlife Park in Simbabwe. Sie gehört den "Akashinga" an, was übersetzt so viel heißt wie "die Tapferen". Ausschließlich Frauen gehören der militärisch geschulten Truppe an und versuchen, hier die verheerende Wilderei einzudämmen und Tiere zu schützen. Getty-Fotograf Brent Stirton hat das Bild gemacht.
"Nachrichten": Khashoggis Verschwinden
Der prämierte Australier Chris McGrath war als Fotograf am 15. Oktober 2018 vor dem Konsulat Saudi-Arabiens in der türkischen Metropole Istanbul. Knapp zwei Wochen zuvor war hier der Journalist Dschamal Khashoggi verschwunden. Der Herr im Anzug versucht Kamerateams und Reportern Herr zu werden, die einen Blick auf die arabischen Ermittler werfen wollen. Heute wissen wir: Khashoggi wurde ermordet.
"Langzeit-Beobachtung": Mädchen in Uniform
Die Fotografin Sarah Blessner aus New York City wurde für ihre Arbeiten in der Kategorie "Long-Term Projects" ausgezeichnet. Junge russische Frauen in der Stadt Dmitrow kringeln sich vor Lachen vor ihrem Auftritt bei einem Exerzier-Wettbewerb. Über Jahre hat Blessner junge Russen und Amerikaner beim Heranwachsen in Uniform gezeigt. Nicht alle Bilder der Serie sind so unbeschwert wie dieses.
"Natur": Falkenweibchen und Nachwuchs
Für dieses Bild einer in der Kategorie "Natur" prämierten Serie ist Getty-Fotograf Brent Stirton in die Mongolei gereist. Und er hat sich vorsichtig diesen Sakerfalken genähert. Diese Art gehört zu den weltweit gefährdetsten Greifvögeln. Sie brüten ihre Jungen in Felswänden oder in Zweigen am Boden aus. Der Fotograf hat auch die Bedeutung der Falkenjagd in arabischen Ländern dokumentiert.
"Sport": Boxen in Uganda
Die Jungs, die den "Rhino Boxing Club" in Katanga besuchen, leben in bitterer Armut. Wer in Afrika diesem Sport nachgeht, hofft so dem Elend entkommen zu können. Deshalb ist ein Dollarzeichen auf den Box-Sack gemalt, den der 30-jährige Moreen Ajambo (Bildmitte) gerade bearbeitet. Der norwegische Fotograf John T. Pedersen wurde für dieses Bild in der Kategorie "Sport" ausgezeichnet.
Rückblick auf 2018: "Venezuela Crisis"
So sah, zur Erinnerung, das Siegerfoto im vergangenen Jahr aus: Es entstand 2017 bei den Straßenschlachten in Venezuelas Hauptstadt Caracas. Fotograf Ronaldo Schemidt hielt fest, wie neben diesem jungen Demonstranten der Gastank eines Motorrollers explodierte. Der maskierte Demonstrant hatte sich wie viele gegen die Politik von Präsident Maduro gewandt. Er überlebte das Feuer.
Einmal im Jahr entscheidet die "World Press Photo Foundation" über die besten journalistischen Bilder weltweit. Als die Jury in Amsterdam jetzt ihre Wahl bekannt gab, waren es einmal mehr nicht die Stars oder Spitzenpolitiker, die als Motiv dienten. In mehreren Kategorien wurden die Preise vergeben. Wir zeigen eine Auswahl.