World Press Photo Award 2020: Zeitgeschichte in Bildern
Der World Press Photo Award stellt jedes Jahr den Ist-Zustand der Welt in Bildern vor und prangert Missstände an. Wir stellen eine Auswahl der Gewinnerbilder vor.
Das Foto des Jahres: "Straight Voice"
Khartoum, Sudan. Inmitten eines der vielen Proteste gegen die Diktatur von Omar al-Bashir rezitiert ein junger Mann ein Gedicht. Er ist von Demonstranten umringt, die ihn mit ihren Handys beleuchten. Die Jury hat sich für das Bild des Japaners Yasuyoshi Chiba entschieden, weil es dem Betrachter in unsicheren Zeiten Inspiration schenkt. Es gewann auch die Kategorie "General News, Einzelbild".
Trauer, gefasst in ein Bild
Die Gewinner-Fotostory in der Kategorie "Spot News" ist die Reihe "Ethiopian Airlines Flight 302 Crash Site" von Mulugeta Ayene aus Äthiopien. Eine trauernde Verwandte eines der Opfer des Flugzeugabsturzes des Ethiopian Airlines-Fluges ET302 wirft sich am Ort des Unglücks vor Verzweiflung Erde ins Gesicht.
Sieg in letzter Sekunde
Das Gewinnerbild der Kategorie "Sport, Einzelbild" des Kanadiers Mark Blinch wirkt wie ein Gemälde. Kawhi Leonard von den Toronto Raptors (hockend, Mitte) sieht zu, wie sein Ball in den Korb geht und damit sein Team in allerletzter Sekunde gewinnt, nachdem der Buzzer schon das Spielende eingeläutet hat. Danach gewannen die Raptors als erstes nicht in den USA basiertes Team die NBA-Meisterschaft.
Rückkehr ins Leben
Das preisgekrönte Portrait des Polen Tomek Kaczor zeigt Ewa, eine 15-jährige Armenierin, die aus einem Zustand erwacht, der sich "Resignation Syndrome" nennt. Das Phänomen betrifft vor allem Kinder von Flüchtlingen, die in der Wartezeit auf Asyl verstummen, passiv werden und nichts mehr essen können. Sobald sich die Lebensumstände bessern, kehren die Kinder langsam zurück ins Leben.
Letzter Abschied
Dieses Orang Utan-Baby starb, nachdem es von Tierschützern mit seiner verletzten Mutter auf einer Palmölplantage gefunden wurde. Die Mutter war von Dorfbewohnern mit Luftgewehren attackiert worden und dabei erblindet. Alain Schroeder hat die Arbeit der Tierschützer, die sich für die stark bedrohten Primaten einsetzen, verfolgt und den Preis in der Kategorie "Natur, Einzelbild" gewonnen.
Stummer Protest
Ein junger Mann hält am 11. September 2019 während der Proteste in Hongkong ein Poster in die Höhe. Die Demonstranten um ihn herum singen "Glory to Hong Kong", ein bekanntes Protestlied, das zur heimlichen Hymne der Bewegung wurde. Nicolas Asfouri gewann mit seiner Fotoreihe die Kategorie "General News, Stories".
Neugier oder Hunger?
In der Kategorie "Umwelt, Einzelbild" gewann das Bild "Eisbärin und ihr Kind" der Ungarin Esther Horvath, die für die "New York Times" dieses Foto schoss, als sich die Bären dem Equipment der Forscher des Schiffs Polarstern näherten. Die Besatzung des Schiffs erforscht die Folgen des Klimawandels in der Arktis.
Die Hinterzimmer des Krieges
Die Waffenmesse IDEX in Abu Dhabi ist einer der größten Umschlagplätze für Kriegsgerät. Hier schließt ein Waffenhändler gerade zwei Geschosse einer Panzerfaust weg. Der Russe Nikita Teryoshin hat die Szene in diesem Schnappschuss festgehalten und dafür den Preis in der Kategorie "Zeitgeschichte, Einzelbild" bekommen.
Fotostory des Jahres: "Kho, the Genesis of a Revolt"
Der Franzose Romain Laurendeau hat für seine beeindruckende Fotoreihe die wütende Jugend Algeriens begleitet. 72 Prozent der Unter-30-Jährigen in dem nordafrikanischen Staat sind ohne Arbeit. Im Februar hat sich ihr Frust in Straßenprotesten entladen, die wie ein Befreiungsschlag gegen die Autoritäten wirkten. Laurendeau hat auch den Preis in der Kategorie Langzeitprojekte gewonnen.