"Woodstock": Filmmaterial für die Ewigkeit
Die berühmte "Woodstock"-Dokumentation von Michael Wadleigh gewann 1971 einen Oscar. Regisseur Ang Lee drehte 2009 einen berührenden Spielfilm. Und noch immer taucht bisher unveröffentlichtes Film-Material auf.
Kinoerfolg "Woodstock"
Es verging damals kein Jahr und schon konnten sich die Amerikaner das Festival auf großer Leinwand anschauen. Regisseur Michael Wadleigh brachte seine dreistündige Dokumentation "Woodstock - 3 Days of Peace & Music" im März 1970 in die Kinos. Der Rest der Welt musste nur ein paar Wochen länger warten. Die Deutschen konnten Wadleighs heute als legendär geltenden Musikfilm im September sehen.
Auch im Mittelpunkt: das Publikum
Der Film gewann 1971 den Oscar in der Kategorie "Bester Dokumentarfilm", der dann naturgemäß an den Produzenten Bob Maurice ging. Er fasziniert noch heute, weil er nicht allein auf die Strahlkraft der Bands und Musiker setzte, sondern ganz gezielt auch das Publikum mit einbezog. Wadleigh arbeitete mit 20 Kameramännern - das Ergebnis: rund 100 Stunden Filmmaterial.
"The Who" und mehr...
Im Mittelpunkt standen aber natürlich die Auftritte der Stars - wie Roger Daltrey von "The Who". Regisseur Wadleigh montierte 25 Jahre nach der Premiere seines Films einen Director's Cut, der noch einmal 40 Minuten länger war und zusätzliche Gigs enthielt. Darin kamen auch einige Bands zu Ehren, die bei der dreistündigen Fassung von 1970 nicht berücksichtigt worden waren - wie Jefferson Airplane.
Woodstock als Spielfilm
2009 gelang Meisterregisseur Ang Lee ein kleines Filmwunder, weil er das berühmte Festival als Grundlage für seinen Spielfilm "Taking Woodstock" nutzte. Ang Lee erzählt die Geschichte von drei jungen Leuten, die bei den Vorbereitungen zum Festival beteiligt waren. Der Film entstand nach einem Roman von Elliot Tiber, der damals bei der Suche nach einem geeigneten Festival-Ort mitgewirkt hatte.
Das Festival für nachfolgende Generationen
Der Film des in Taiwan geborenen Regisseurs Ang Lee, der sich seit vielen Jahren auf dem internationalen Filmparkett tummelt, gibt dem legendären Festival ein persönliches Gesicht. Ein Publikum, das zu jung ist um das Festival noch aus eigener Erfahrung zu kennen, bekommt so einen Zugang zu Woodstock - auch durch das überzeugende Spiel der drei sympathischen Hauptdarsteller.
Porträt einer Generation
Ang Lees Film erzählt die Geschichte Elliot Teichbergs (Demetri Martin, r.), dessen Eltern in der Nähe von Woodstock ein kleines Motel betreiben und der den Kontakt zu Festivalorganisator Michael Lang herstellt. Mamie Gummer (l.) spielt in "Taking Woodstock" Tisha, Langs Assistentin. Der Film ist auch das Porträt junger Menschen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten.
Neue Doku mit faszinierenden Einblicken
Pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum des legendären Festivals haben die Filmemacher Barak Goodman und John Kleszny nun eine weitere Dokumentation vorgelegt: den fürs Fernsehen produzierten Film "Woodstock - Drei Tage, die eine Generation prägten". Sensationell Neues erfährt der Zuschauer nicht - überwältigend aber erneut, welche Massen das Festival damals anzog.
Neuer Umgang mit dem Körper
Und so ganz nebenbei zeigt die Dokumentation in vielen kleinen Nebensequenzen auch, was sich am Rande des Festivals tat und was symbolisch für den gesellschaftlichen Wandel stand. Zeitzeugen, die man im Film ausschließlich im Off hört, äußern sich heute noch verblüfft, wie frei man plötzlich mit dem eigenen Körper umging. "Drei Tage, die eine Generation prägten" - der Titel trifft ins Schwarze.
Friedlich vereint für drei Tage: Woodstock
Der neue Woodstock-Film, der beim Tribeca-Filmfestival in New York Premiere auf großer Leinwand feierte, wird jetzt in vielen Ländern im Fernsehen ausgestrahlt. Mit 90 Minuten Spieldauer ist er wesentlich kürzer als Michael Wadleighs legendäre Festivaldokumentation. Aber: Man kann tatsächlich noch Neues entdecken: Die Regisseure konnten auf bisher unveröffentlichtes Material zurückgreifen.
"Woodstock Diary"
Zum Jubiläum des Festivals haben Fernsehanstalten in aller Welt in den Archiven gegraben und präsentieren weitere Filme, die stets im Schatten des legendären, dreistündigen Films von Michael Wadleigh standen. So ist jetzt auch wieder "Woodstock Diary" (u.a. mit Janis Joplin/1994) von Chris Hegedus, Erez Laufer und dem gerade verstorbenen Regisseur und Oscarpreisträger D.A. Pennebaker zu sehen.
So entstand der Mythos Woodstock
Schließlich kommt zu den Woodstock-"Feiertagen" auch "Wie der Mythos entstand" (2009) von Stefan Morawietz wieder zur Aufführung. In der Dokumentation kommen vor allem die Veranstalter zu Wort, die ihre Sicht auf das Festival darlegen. Auch Jimi Hendrix war damals auf der Bühne und spielte eine ganz eigene Version der US-Nationalhymne. So haben auch die Filme zum Mythos Woodstock beigetragen.