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Wolfgang Joop feiert seinen 65.

18. November 2009

Wolfgang Joop ist Mode-Genie, Autor, Künstler und nun schon 65 Jahre alt. Aber das sieht man dem Allroundkünstler mit stets breitem Lächeln und sommerlichen Teint kaum an.

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Wolfgang Joop während der Eröffnung seiner Ausstellung 'Eternal Love' in der Kunsthalle Rostock(Foto: AP)
Bild: AP

Seit bald 40 Jahren bereichert Wolfgang Joop Laufstege mit seiner Mode, Galerien mit Zeichnungen sowie Zeitungen und Magazine mit Schlagzeilen über sein abwechslungsreiches und glamouröses Leben. Er erfand das Label mit dem Ausrufezeichen: Joop! und ihm gelang mit der Marke "Wunderkind" ein gelungenes Comeback. Seinen Geburtstag feiert er mit einem echten Mode-Coup: Er entwarf für den Pariser Laufsteg eine Stützstrumpf-Kollektion. Die Idee dafür kam ihm als er wegen einer Krampfader-Operation unters Messer und danach in Kompressionsstrümpfe schlüpfen musste, die dem Modemacher natürlich nicht zusagten. Es gehört schon Mut dazu, wenn ein international bekannter Designer ein solches Thema auf den Laufsteg bringt, noch dazu in der Welthauptstadt der Mode. Doch den hat Joop in seiner langen Karriere häufig bewiesen.

Behütete Kindheit auf dem Land

Geboren wurde Joop in Potsdam und wuchs auf dem Landgut der Großeltern auf. Sein Vater war lange in Kriegsgefangenschaft. Dennoch erlebte das Einzelkind Joop eine behütete Kindheit bei seiner Familie, die trotz Nachkriegszeit gut versorgt war. 1952, als er acht Jahre alt war, kehrte sein Vater zurück und nahm ihn und seine Mutter mit nach Braunschweig. Von dort zog es Joop jedoch bald fort und er begann eine Karriere als einer der erfolgreichsten deutschen Modeschöpfer.

Nach abgebrochenem Werbepsychologie- und Kunsterziehungsstudium machte Joop das erste Mal 1970 die Modewelt auf sich aufmerksam. Zusammen mit seiner Frau Karin nahm er an einem Modewettbewerb teil und belegte die ersten drei Preise. Nachdem er eine Weile als Redakteur für eine Modezeitschrift gearbeitet hatte, gelang ihm 1978 der Durchbruch mit einer ersten eigenen Pelzkollektion. Die "New York Times" bezeichnete ihn damals als "Prussian Designer", als preußischen Designer, weil sie seine deutschen Wurzeln in den Entwürfen wiederzufinden glaubte. Dieser Titel haftet ihm seitdem an.

Androgynität als Modestil

Binnen weniger Jahre wurde das Label "Joop!“ mit Sitz in Hamburg berühmt. Der Designer entwarf Prêt-à-porter-Kollektionen für Damen und schließlich auch Herrenkollektionen. Dabei legte er Wert darauf, dass die Kleidung erschwinglich blieb und tragbar, so dass klassisch-einfache Formen seinen Stil prägten.

Mitte der 80er Jahre starteten Joop und der damalige Lancaster-Chef Herbert Frommen die Zusammenarbeit. Frommen begann, das Modelabel zu einer Weltmarke auszubauen mit Lifestyle-Produkten wie Uhren, Taschen und Parfums. Die Firma wuchs, aber Joop fühlte sich seinen Produkten immer fremder. Er begann einen langsamen Rückzug aus seinem eigenen Unternehmen, bis er 2001 ganz aus der Joop GmbH ausstieg. Doch lange hielt es ihn von der Modewelt nicht fern. 2004 meldete er sich mit seinem neu gegründeten Label "Wunderkind" zurück, eine extravaganten Linie, in der Joop "die Widersprüche und Dualität in jeder Frau" in der Mode umsetzt. Das Weibliche und Männliche will die Marke verbinden, Androgynität als Modestil.

Joop bei der Präsentation seiner Biografie im Oktober 2009 (Foto: dpa)
Joop bei der Präsentation seiner Biografie im Oktober 2009Bild: DPA

Sein Leben jenseits des Laufstegs

In der Zwischenzeit widmete das Multitalent sich auch seinen anderen Interessen wie der Schauspielerei, kaufte Kunst und begann zu zeichnen. Als Schriftsteller rechnete er in seinem Roman "Im Wolfspelz" mit der Branche ab, wie die Kritiker urteilten. Außerdem engagierte er sich für soziale Projekte wie dem Verein "Dunkelziffer", der sich um sexuell missbrauchte Kinder kümmert.

Joop bekannte sich 1996 zu seiner Bisexualität. Aus seiner Ehe im jungen Alter hat er zwei Töchter, von denen eine, Jette Joop, ebenfalls erfolgreich Mode macht. Seit 1998 lebt er wieder in Potsdam, seiner früheren Heimat. Die Verbundenheit des Topdesigners zu seiner Heimatstadt wird auch im Titel seiner Autobiografie "Wunderkind. 14467 Potsdam" deutlich, die sein Leben in Fotos, Zeichnungen und Modeentwürfen erzählt. Dabei handelt es sich jedoch nicht um einen "gewöhnlichen" Bildband: Das Buch hat 560 Seiten, ist fast 40 Zentimeter hoch, mehr als fünf Zentimeter dick und kostet stolze 150 Euro. Das Leben Wolfgang Joops gibt es eben nicht zum Schleuderpreis.

Autorin: Patrizia Pullano (afp, dpa)

Redaktion: Martin Schrader