Wo sind die 20.000 Vermissten?
5. März 2015In Mexiko gelten laut Angaben von Hilfswerken seit 2006 mehr als 20.000 Menschen als vermisst. Vermutlich wurden sie Opfer von Verbrechen, an denen neben Kriminellen auch Behörden und Polizei beteiligt waren. Das geht aus einer Studie von Misereor, Brot für die Welt und der Deutschen Menschenrechtskoordination Mexiko hervor, die am Freitag im Bundestag vorgestellt wird.
Die Hilfswerke fordern die Bundesregierung und das EU-Parlament auf, das geplante Sicherheitsabkommen mit dem nordamerikanischen Land so lange auszusetzen, bis das grausame Phänomen des "Verschwindenlassens" in dem nordamerikanischen Land entschlossen bekämpft werde.
Polizei im Dunstkreis des Verbrechens
"Solange Polizei und Militär bis in die höchsten Kreise in systematische Verbrechen verstrickt sind, würde ein Sicherheitsabkommen zwischen Deutschland und Mexiko diese Gewalt nur legitimieren", erklärte Brot-für-die-Welt-Referentin Julia Duchrow.
Weltweite Aufmerksamkeit erlangte 2014 das Schicksal von 43 verschwundenen Studenten im Bundesstaat Guerrero. Nach bisherigen Ermittlungen wurden die jungen Leute von Polizisten mit Mafia-Verbindungen festgenommen, an verbündete Drogenhändler übergeben und von diesen möglicherweise getötet.
"Erst mit diesem Fall wurde einer breiten Öffentlichkeit bekannt, worauf unsere mexikanischen Partner und Menschenrechtsorganisationen seit vielen Jahren aufmerksam machen", so Misereor-Referent Heinrich Oelers. Diese Fälle müssten systematisch verfolgt und aufgeklärt werden.
Korrupter Sicherheitsapparat
Deutschland und Mexiko verhandeln seit 2011 über ein Sicherheitsabkommen, das in diesem Jahr abgeschlossen werden soll. Ziel des Vertrages ist es, die Zusammenarbeit mit der mexikanischen Regierung zu verbessern und diese bei der Bekämpfung organisierter Kriminalität zu unterstützen. Menschenrechtler und Entwicklungsorganisationen kritisieren, dass Deutschland damit den korrupten mexikanischen Sicherheitsapparat stütze.
jj/wl (kna, epd)