WM-Sicherheitskonzept vorgestellt
25. Mai 2005Schily präsentierte den nationalen Sicherheitsplan für die WM 2006 am Mittwoch (25.5.2005) im Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion, nachdem die Innenminister der Länder auf einer Sonderkonferenz den Plan zuvor verabschiedet hatten.
Die Sicherheitsbehörden wollen mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket Krawalle von Störern und Ausschreitungen verhindern. Für die Zeit der Fußball-Weltmeisterschaft im Sommer kommenden Jahres wird es allein für 35.000 Polizisten beim Bundesgrenzschutz voraussichtlich eine Urlaubssperre geben, so Schily. Er hoffe, dass die Beamten auf ihren Urlaub verzichten, obgleich unter ihnen viele Fans seien.
Sicherheit durch Videoüberwachung
Ein wichtiger Bestandteil des Konzepts ist der bereits seit Monaten laufende personengebundene Eintrittskarten-Verkauf, durch den mögliche Unruhestifter in den Stadien innerhalb kürzester Zeit identifiziert werden sollen. "Wir haben den Ehrgeiz, dass die Stadien die sichersten Orte in Deutschland sein werden. Wir müssen aber auch einen Blick auf die Plätze außerhalb der Stadien werfen, auf denen Leinwände aufgestellt sind", meinte Schily und sprach das so genannte "Public Viewing" an. Der Minister geht davon aus, dass eine Vielzahl der erwarteten eine Million ausländischen Besucher ohne Ticket nach Deutschland kommen werden, nur um die Atmosphäre in den Spielorten zu genießen.
"Das ist eine gigantische Aufgabe, die wir zu leisten haben. Ich bin überzeugt, dass wir eine optimale Sicherheit gewährleisten können. Bei aller Sicherheit soll die sportliche Atmosphäre aber nicht darunter leiden", erklärte Schily bei der Vorstellung des Konzepts.
In das WM-Konzept sind auch die Erfahrungen von sportlichen Großereignissen in Portugal, Griechenland, Südkorea und Japan eingeflossen. 300 ausländische Polizeibeamte in ziviler Kleidung sollen die deutschen Ordnungsbehörden zusätzlich unterstützen.
Keine konkreten Hinweise auf Anschläge
Schily sieht seine Behörden auch gegen mögliche Terror-Anschläge gerüstet. "Es gibt keine Erkenntnisse, dass konkrete Planungen in diese Richtung erkennbar sind. Wenn es so wäre, würden sofort Ermittlungen aufgenommen werden. Unsere Sicherheitsbehörden sind gut aufgestellt. Aber wir müssen immer wachsam bleiben", erklärte der SPD-Politiker.
Der Minister will zum Zweck der Sicherheit alle technischen Hilfsmittel, von der Video-Überwachung bis hin zum möglichen Einsatz von Aufklärungsflugzeugen, zur Anwendung bringen. "Wir werden die moderne Technik zu nutzen wissen", sagte der Innenminister, der das deutsche und internationale Problemfan-Potenzial auf insgesamt 20.000 Personen schätzt.
Insgesamt werden bei der WM 64 Partien in Berlin, Dortmund, Frankfurt, Gelsenkirchen, Hamburg, Hannover, Kaiserslautern, Köln, Leipzig, München, Nürnberg und Stuttgart ausgetragen. In der Vorrunde spielt keine Mannschaft zwei Mal im selben Stadion, außerdem liegen mindestens zwei Tage Pause zwischen Spielen im selben Stadion. Als Generalprobe für das Einsatzkonzept gilt der Confederations Cup (15. bis 29. Juni 2005).
Bei den Kosten für die Sicherheit während der Fußball-WM haben sich Bund und Länder nach Angaben von Schily geeinigt. Jede Seite werde ihre Kosten tragen, sagte der Minister am Mittwoch nach Verabschiedung des nationalen WM-Sicherheitskonzeptes. Nach Angaben des SPD-Politikers lassen sich die Sicherheitskosten für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 noch nicht kalkulieren. Experten gehen von mehreren hundert Millionen Euro aus. (ms)