WM: Sicher ist sicher
30. März 2006"Deutschland will sich als fröhliche und weltoffene Nation präsentieren. Alle Gäste sollen sich bei uns wohl fühlen", erklärte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble auf der internationalen Sicherheitskonferenz, die im Rahmen der Sicherheitsvorkehrungen für die WM 2006 am Donnerstag und Freitag (30./31.3.) in Berlin stattfand und am Freitag Mittag mit einer Pressekonferenz endete. Daher müsse man die Voraussetzungen schaffen und alles Menschenmögliche tun, um die Sicherheit aller Teilnehmer während des Turniers zu garantieren.
An der Konferenz nahmen neben Vertretern aller Teilnehmerstaaten auch Angehörige internationaler Organisationen und Institutionen sowie nicht qualifizierter Anrainer- und Transitstaaten teil. Ziel war es, über die geplanten Sicherheitsmaßnahmen anlässlich der WM-Endrunde vom 9. Juni bis 9. Juli 2006 zu informieren, internationale Zusammenarbeit vorzustellen, und das möglichst einheitliche Vorgehen der beteiligten Sicherheitsbehörden abschließend festzulegen.
Offene Tore, geschlossene Grenzen
Während der Weltmeisterschaft sollten sich nach den Worten Schäubles weder die Fans noch die Mannschaften eingesperrt fühlen: "Wir alle wollen sichere Spiele, aber natürlich wollen wir keine Sicherheits-WM." Sicherheit erreiche man vielmehr dadurch, dass man Tore öffne. In manchen Stadien säßen die Fans beispielsweise nur etwa zwei Meter hinter der Seitenlinie. Dies ermögliche eine tolle Atmosphäre, erklärte der ebenfalls anwesende WM-Organisationskomitee-Präsident Franz Beckenbauer.
Allerdings behält man sich vor, andere Tore wieder zu schließen. So kündigte der Innenminister an, bei Bedarf das Schengener Abkommen, das die Reisefreiheit ohne Grenzkontrollen innerhalb der Unterzeichnerstaaten garantiert, auszusetzen und an bestimmten Grenzübergängen wieder Kontrollen einzuführen. Dies solle jedoch nicht generell geschehen, sondern von Fall zu Fall entschieden werden. Auch verschärfe sich die Sicherheitslage zur WM durch Instrumente der europäischen Verständigung wie dem Schengener Abkommen nicht, sagte Hauke Blohm vom Bundesinnenministerium.
Bedrohung durch Hooligans
Als größte Sicherheitsbedrohung wird von den Fachleuten die Anwesenheit von Hooligans gewertet. Allerdings gäbe es kein Land, um dessen Fans man sich besonders Sorgen mache, weiß Blohm. "Und die überwiegende Zahl der Fans wird sehr friedlich sein."
Auch das so genannte "public viewing" bereitet den Sicherheitsbehörden Sorgen. Zum ersten Mal werden flächendeckend Spiele der Weltmeisterschaft außerhalb der Stadien auf Großleinwänden übertragen, wo viele Fans erwartet werden, die ohne Eintrittskarten für Spiele nach Deutschland kämen. Dieses Phänomen sei bis jetzt noch unbekannt, erklärte FIFA-Präsident Joseph Blatter. Trotzdem sei man sehr stolz darauf, sei es doch Ausdruck des WM-Mottos "Zu Gast bei Freunden".
Terrorismus während der WM bringt keinen Ruhm
Diese Art von Menschenansammlungen stellten allerdings eine große Sicherheitsgefahr für alle Teilnehmer dar. Daher würden alle Besucher kontrolliert und videoüberwacht, erklärte Innen-Staatssekretär August Hanning.
Die Gefahr durch Terrorismus hält Innenminister Schäuble für nicht so groß. Die Akzeptanz für den Fußball sei international so weit verbreitet, dass man durch terroristische Akte während der WM keinen Ruhm erlange könne.
Öffentlichkeit gegen Rechts
Rechtsextremistische Handlungen will man nach den Worten des Innenministers vor allem durch Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung der Bevölkerung bekämpfen. Die Bevölkerung solle dafür sensibilisiert werden, dass es in der rechten Szene Deutschlands Überlegungen für Provokationen während der WM gäbe.
Die Stadien der WM seien mit den besten Vorkehrungen für Brandschutz und gegen Panik ausgestattet und mit genug Rettungswegen versehen, erklärte Horst Schmidt, Generalsekretär des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und Vizepräsident des WM-Organisations-Komitees. Viel Feinarbeit könne auch erst jetzt, am Ende der Vorbereitungszeit, erledigt werden. Dafür seien 600 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter des Komitees im Einsatz.
Internationale Kooperation
Schäuble lobte die internationale Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen zur WM. Man erwarte Polizeibeamte aus fast allen europäischen Ländern, die in ihren jeweiligen Uniformen die deutschen Behörden unterstützen würden. Auch die NATO würde durch den Einsatz von Awacs-Aufklärungsflugzeugen ihren Beitrag zur Sicherheit leisten. Schließlich würden mit vielen Staaten bilaterale Abkommen geschlossen, auf deren Grundlage beispielsweise Reiseverbote für Hooligans ausgesprochen würden.
2000 Bundeswehrsoldaten würden die Polizei durch Bereitstellung von Logistik und Sanitätseinrichtungen unterstützen, so der Minister. 5000 weitere stünden, verteilt über die ganze Bundesrepublik, bereit.
Völkerverständigung durch Fußball
FIFA-Präsident Blatter betonte auf der Konferenz die wichtige gesellschaftliche Rolle des Fußballs. Wenn man alle Menschen, die weltweit Fußball spielten, und deren Familien zusammen rechnete, käme man auf etwa ein Sechstel der Weltbevölkerung. "Hier können wir eine Milliarde Menschen dazu bewegen, etwas zum besseren Verständnis beizutragen". Damit es dazu kommt, müssten die deutschen Behörden für die Sicherheit bei der Weltmeisterschaft sorgen, denn nur durch die FIFA allein, ohne Mitarbeit des Staates, könne die WM nicht über die Bühne gehen. Dafür sprach Blatter Deutschland, der Bundesregierung, den Landesregierungen und dem deutschen Volk sein Vertrauen aus. "Wir können die Welt nicht verändern - aber sie näher zusammenbringen!" (pk)