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WM-Gastgeber Katar weiter in der Kritik

16. November 2016

Neuer Ärger für das WM-Gastgeberland Katar: Der Welt-Fußballverband FIFA sperrt den katarischen Spitzenfunktionär Saoud Al-Mohannadi. Derweil übt Amnesty International erneut Kritik an dem Emirat.

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Katar Bauarbeiten für Fußball WM 2022 - Doha, Gastarbeiter
Bild: picture-alliance/dpa/A. Gebert

Der kleine, aber reiche Ölstaat Katar will sich mit der FIFA WM 2022 weltweit ins Bewusstsein der Menschen bringen. Doch schon im Vorfeld bekommt das Land viel Aufmerksamkeit - allerdings ganz anders als geplant. Nach den Negativ-Schlagzeilen um tote Gastarbeiter auf den Baustellen im Vorfeld der WM geraten die Fußball-Funktionäre des WM-Ausrichters ins Zwielicht: nach dem einstigen FIFA-Präsidentschaftskandidaten Mohamed bin Hammam, dem unter anderem Stimmenkauf vorgeworfen wurde, nun auch Saoud Al-Mohannadi. Der Katarer ist Vizepräsident des heimischen Fußballverbandes und ist von der Ethikkommission der FIFA für ein Jahr gesperrt worden.

Seit 2015 im Visier der Ethikkommission

Die Sperre trete sofort in Kraft, teilte die rechtsprechende Kammer der Ethikkommission mit. Der Ausschluss gilt für alle Tätigkeiten im internationalen Fußball. Außerdem wurde gegen Al-Mohannadi, der gleichzeitig Vizepräsident der Asiatischen Fußball-Konföderation AFC ist, eine Geldstrafe von 20.000 Schweizer Franken verhängt. Die Ethikkommission der FIFA ermittelte bereits seit dem 27. Juli 2015 wegen des Verstoßes gegen die Auskunftspflicht und dem generellen Gebot der Zusammenarbeit gegen Al-Mohannadi. Wegen der Ermittlungen hatte die AFC Al-Mohannadi Ende September die Teilnahme an der Wahl für das Council der FIFA untersagt. Weil es anschließend zu Protesten gekommen war, war ein AFC-Kongress im indischen Goa nach nur 27 Minuten abgebrochen worden. Die Untersuchungen standen laut der Ethikkommission nicht in Zusammenhang mit der umstrittenen Vergabe der WM-Endrunde 2022 an Katar.

Katar Fifa Funktionär Saoud Al-Mohannadi
Gesperrt von der Ethikkommission der FIFA: Katars Fußball-Funktionär Saoud Al-Mohannadi Bild: Getty Images/AFP/K. Jaafar

Losgelöst davon ist der Fall von Al-Mohannadi aber sicher auch nicht. Denn für das angekratzte Image der WM 2022 ist seine Sperre sicher keine Werbung. Im Mai protestierten sogar Fußballer gegen die Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen. Und die Serie der Vorwürfe gegenüber Katar reißt nicht ab: Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat erneut Kritik an Katar geübt. Nach dem neuen Abkommen für gemeinsame Kontrollen auf den WM-Baustellen in Katar fordert Amnesty Nachbesserungen vom Gastgeberland. Dass der Internationale Baugewerkschaftsverband BHI und das katarische WM-Komitee künftig gemeinsame Inspektionen durchführen könnten, seien zwar "erste Schritte in die richtige Richtung", sagte Amnestys Katar-Expertin Regina Spöttl der Deutschen Presse-Agentur. "Allerdings dürfen Maßnahmen zum Schutz von Arbeitnehmern in Katar nicht nur Baustellen und Wohneinheiten betreffen, die im Kontext der WM 2022 stehen", sagte Spöttl. "Die Arbeits- und Lebensbedingungen aller in Katar beschäftigten Arbeitsmigranten müssen überprüft und nötige Verbesserungen sowie schnelle Abhilfe gewährleistet werden."

"Die Tür zu Ausbeutung und Missbrauch bleibt offen"

In diesem Zusammenhang erneuerte Spöttl die Amnesty-Forderung nach einer Abschaffung des in Katar gängigen Kafala-Systems. Da in Katar und anderen arabischen Golfstaaten die Abhängigkeit von ausländischen Arbeitskräften groß ist, kann die Überwachung der Arbeitsbedingungen nicht allein vom Staat gewährleistet werden. In der Regel übernimmt diese Aufgabe daher der jeweilige Arbeitgeber, wodurch laut Spöttl "die Tür zu Ausbeutung und Missbrauch immer offen" bleibe.

jw (mit sid, dpa)