Wissenschaft im Einsteinjahr
DW-TV: Man kommt eben auch beim Beamen auf Raumschiff Enterprise nicht immer da an, wo man will. Wolfgang Heckl, bleibt das Beamen also unmöglich?
Wolfgang Heckl: Ja. Zwar sind Visionen von heute die Trivialitäten von Übermorgen, aber, ich weiß es nicht. In dieser Form ist es unmöglich, ja. Aber wenn wir Informationen transferieren können und die Nanotechnologie schafft es vielleicht einmal, aus Materie Dinge aufzubauen, zusammenzufügen und auch wieder zu trennen, weiß ich nicht, was in hundert Jahren sein wird.
Sie sind Professor für Physik in München an der Universität, aber auch Chef des Deutschen Museums. Man kann sagen, es ist das Technikmuseum weltweit. Wohin geht die Reise?
Das lässt sich nicht wirklich vorhersagen, denn die Natur von Entdeckungen ist die, dass wir sie heute nicht kennen. Aber es wird spannend werden.
Hoffen wir mal, das es so ist. Einstein konnte sich das ja alles gar nicht erklären, können Sie sich das denn erklären?
Nein, es geht darum, dass wir die Dinge als Physiker vorhersagen. Es geht nicht darum, dass wir die Frage nach dem Warum beantworten. Das wäre eine zu große Frage. Da würden wir dem lieben Gott zu sehr ins Kochbuch schauen wollen. Wir können nur beschreiben, was passiert.
Sie sind Fachmann, wenn es darum geht, Wissen anschaulich zu vermitteln. In Ihrem Museum tun Sie das ja. Wie erklären Sie Einstein im Deutschen Museum, wie macht man das?
Wir machen das so, dass wir dem Besucher ermöglichen, Experimente selbst durchzuführen, die Einstein vorgeschlagen und theoretisch bearbeitet hat. Beispielsweise kann der Besucher die Lichtgeschwindigkeit selbst messen. Und in einem zweiten Teil stellen wir Einstein als Person dar, seine gesellschaftliche Bedeutung, seine Bedeutung als Friedensaktivist, als Popikone, als Marke. All diese Dinge dienen dazu, ein Gesamtbild von Einstein zu zeichnen, der übrigens auch bei uns im Museum Mitglied war.
Wird ihre Arbeit auch beflügelt von Veranstaltungen wie dem Physiker-Kongress in Berlin?
Auf jeden Fall, denn die Wissenschaft lebt vom Austausch. Gerade für die jungen Nachwuchswissenschaftler ist es ungeheuer wichtig, sich mit den Kollegen auszutauschen. Aber auch einmal mit älteren, erfahrenen Kollegen zu sprechen.
Ja mit Nobelpreisträgern zum Beispiel?
Ja zum Beispiel, Klaus von Kitzing in diesem Fall.
Oder den wenigen Frauen in der Physik?
Ja auch das ist wichtig, denn auch die Harmonie gehört zur Physik.
Würden Sie denn sagen, so eine Tagung ist wichtig, damit man sich untereinander austauscht? Oder müsste da auch ein bisschen mehr nach außen gehen, um sie auch der Allgemeinheit, dem Laien, etwas näher zu bringen?
Natürlich muss es Fachtagungen wie diese geben. Auch in dieser Tagung gibt es ja öffentliche Abendveranstaltungen. Aber wir müssen mehr machen. Im Sinne von "Public understanding of Research" müssen wir den Dialog mit der Bevölkerung, Gesellschaft viel stärker auf gleicher Augenhöhe führen, das müssen wir tun.
Warum?
Da gibt es viele Gründe. Wir leben natürlich erstens vom Steuerzahler. Zweitens kann eine demokratische Gesellschaft überhaupt nur funktionieren, wenn die Bürger in Entscheidungen und diese betreffen oftmals neue Techniken, neue Technologien, mit einbezogen werden. Und das können Sie nur, wenn Sie darüber urteilen können.
Sie haben die industrielle Entwicklung als Museumsdirektor des Deutschen Museums wirklich von Anfang an bis heute im Blick. Was würden Sie sagen, was war die wichtigste Erfindung?
Das ist eine furchtbar schwierige Frage und die wird wahrscheinlich jeder anders beantworten. Spontan würde mir die Wassertoilette einfallen.
Wieso das denn?
Ich denke das Mittelalter hat seine Angst, sein Grauen und sein Schrecken teilweise auch dadurch verloren, dass es diese Erfindungen gab und wir in der Medizin einfach sehr viel weiter gekommen sind.
Die Wassertoilette als größte Errungenschaft, als größte technische Errungenschaft der letzten Jahrhunderte, Wolfgang Heckl ganz herzlichen Dank für Ihren Besuch.