Wird es jetzt eng für Trump?
8. Oktober 2016In der drei Minuten langen Aufzeichnung schildert Trump mit drastischen Worten, wie er versuchte, eine verheiratete Frau zu verführen - aber dabei scheiterte. Er fühle sich "automatisch" zu schönen Frauen hingezogen. Er brüstet sich damit, wie er seine Bekanntheit ausnutzt, um Frauen zu küssen und unsittlich zu berühren. "Ich fange einfach an, sie zu küssen. Ich warte nicht einmal... Und wenn du ein Star bist, dann lassen sie es zu." Und weiter: "Wenn Du ein Star bist, lassen sie dich alles machen. Ihnen an die Pussy fassen, alles."
Hat dies Konsequenzen für Trump?
Der Präsidentschaftskandidat der Republikaner äußert sich in dem Video, das am Freitag von der "Washington Post" veröffentlicht wurde, privat in einem Gespräch mit dem Moderator der Infotainment-Fernsehsendung "Access Hollywood". Das Video entstand im September 2005, nur Monate nach Trumps Hochzeit mit Melania, seiner dritten Ehe.
Politische Analysten wollten in ersten Kommentaren nicht ausschließen, dass Trump aufgrund dieser letzten Enthüllung als Kandidat nun erledigt ist.
Trump entschuldigt sich
Trump entschuldigte sich offiziell kurz nach der Veröffentlichung des Videos. "Ich habe es gesagt. Es war falsch. Ich entschuldige mich", sagte Trump in einer Videoaufzeichnung, die seine Wahlkampfzentrale in der Nacht zu Samstag auf seiner Facebook-Seite veröffentlichte. "Ich verspreche, in Zukunft ein besserer Mensch zu sein", sagte der Immobilien-Milliardär, der schon in der Vergangenheit mehrfach mit chauvinistischen Kommentaren aufgefallen war. "Ich habe törichte Dinge gesagt." Er habe zwar nie behauptet, eine perfekte Person zu sein. Das Gesagte sei aber nicht typisch für ihn. Trump holte jedoch in seiner Entschuldigung zum Gegenangriff aus: Zwischen Worten und Taten gäbe es einen Unterschied. Ex-Präsident Bill Clinton beispielsweise habe Frauen missbraucht. Dessen Ehefrau und demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton habe daraufhin ihre Rivalinnen und Opfer ihres Ehemannes tyrannisisiert, attackiert, beschämt und eingeschüchtert. Er wolle dies mit Hillary Clinton bei dem nächsten TV-Duell am Sonntag durchdiskutieren.
Zuvor hatte der 70-jährige Unternehmer in einer schriftlichen Erklärung von Äußerungen gesprochen, wie sie Männer in Umkleideräumen machten. Er entschuldige sich, wenn er jemanden beleidigt habe. Es sei eine private Unterhaltung gewesen, die vor vielen Jahren stattgefunden habe. Trump ist bereits wiederholt wegen frauenfeindlicher oder sexistischer Sprüche aufgefallen.
Empörung in beiden Lagern - Führende Republikaner gehen auf Distanz
Seine demokratische Rivalin, die frühere US-Außenministerin Hillary Clinton, nannte die Bemerkungen in dem Video "schrecklich". "Wir dürfen es nicht zulassen, dass dieser Mann Präsident wird", meinte sie weiter.
Aber auch bei den Republikanern scheint der Geduldsfaden gerissen: Reince Priebus, der Vorsitzende der Republikanischen Partei, schrieb: "Keine Frau sollte jemals so beschrieben werden, niemals." Der Sprecher des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, immerhin ranghöchster gewählter Politiker seiner Partei, lud Trump von einer Wahlkampfveranstaltung der Partei wieder aus. "Was ich gehört habe macht mich krank. Ich hoffe Herr Trump behandelt die Angelegenheit mit der notwendigen Ernsthaftigkeit", schrieb er.
Der Gouverneur von des US-Bundesstaates Utah, der Republikaner Gary Herbert, kündigte inzwischen als erster Republikaner seine Gefolgschaft für Trump auf. Er könne Hillary Clinton nicht wählen, aber auch nicht Trump. Dessen Äußerungen über Frauen seien mehr als verabscheuungswürdig, twitterte er.
Clinton führt
Nach jüngsten Umfragen führt Clinton nach wie vor mit fünf Prozentpunkten vor Trump. Damit ist der Abstand zwischen den beiden Präsidentschaftsbewerbern seit Anfang September faktisch gleich geblieben. Laut der am Freitag veröffentlichten Erhebung würden gegenwärtig 43 Prozent der Wähler für Clinton und 38 Prozent für Trump stimmen. Die Kontrahenten kommen am Sonntagabend (US-Zeit) zu ihrem zweiten TV-Duell zusammen.
Obama hat schon gewählt
Gut einen Monat vor der US-Wahl hat Präsident Barack Obama schon seine Stimme abgegeben.
Obama erschien unangekündigt in einem Wahllokal in seiner Heimatstadt Chicago und nutzte eine elektronische Wahlmaschine. Die Stimmen werden erst nach Schließung der Wahllokale am 8. November ausgezählt. 2012 machte von diesem "early voting" in den USA fast ein Drittel aller US-Wähler Gebrauch.
se/as (rtr, afp, ap, dpa)