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"Wir können Russland verändern"

Karsten Kaminski, Moskau15. März 2014

Rund 50.000 Menschen marschierten am Samstag für den Frieden durch die Moskauer Innenstadt. Sie forderten ein Ende der Zensur, ein Ende der ukrainischen Intervention und das Ende einer autoritären Regierung.

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Friedensdemonstration in Moskau 15. März 2014 Foto: Karsten Kaminski/DW
Bild: DW/K.Kaminski

Gelb-blaue Fahnen und rot-weiß-blaue Fahnen färbten an diesem Samstag (15.03.2014) die Straßen in der Moskauer Innenstadt. Einen Tag vor dem Referendum auf der Krim veranstalteten Oppositionelle einen Friedensmarsch. Vom Puschkin-Platz bis zur Sarachowstraße forderten die Menschen den Abzug russischer Soldaten in der Ukraine und Frieden in Russland.

Schon vor der Veranstaltung hatten sich vor allem jüngere Menschen mit Plakaten an die Straße gestellt. Sie forderten das Ende der Zensur in Russland. Damit meinten sie die Blockierung unabhängiger Zeitungen in dieser Woche und den Chefredaktionswechsel bei "lenta.ru", der russischen Nachrichten-Webseite. Direkt zu Beginn des Friedenmarsches wechselte die Stimmung unter den Demonstranten rasch. In einem einstudierten Lied forderten Sie: "3,2,1 - Putin soll weg."

Eine Frau bei einer Friedensdemonstration in Moskau am 15. März 2014 Foto: Karsten Kaminski/DW
"Nein zum Krieg!" forderte diese FrauBild: DW/K.Kaminski

"Moskau für Kiew, Kiew für Moskau"

Die Parolen während des Friedenmarsches bildeten einen Dreiklang: "Es ist kein Platz für Diktatoren, es ist kein Platz für Zensur, es ist kein Platz für Krieg." Die Protestierenden waren mit blau-gelben Blumenkränzen und blau-gelben Luftballons geschmückt. Sie wollten zeigen, dass es Menschen in Russland gibt, die an der Seite der Ukraine stehen. Immer wieder riefen sie: "Wir sind brüderliche Völker. Die Ukraine und Russland sind keine Feinde. Moskau für Kiew. Und Kiew für Moskau."

Auf halber Strecke klatschten die Menschen, weil eine Gruppe ein großes rotes Banner mit den Worten "Russland, bring deine Truppen wieder nach Hause" aufstellte. Im DW-Interview sagte eine Protestierende: "Ich will nicht in die UdSSR zurück. Wir sind Russland und sollten über unser eigenes Land nachdenken. Und wir sollten die anderen Meinungen aus anderen Ländern akzeptieren."

Nach einem fünf Kilometer langen Marsch bei kalten Temperaturen gab es eine Kundgebung auf einer Bühne. Von dort dröhnten anfangs ukrainische Friedenslieder. Den Frieden forderten auch die Demonstranten. Auf der Bühne wurden Reden gehalten, wie zum Beispiel die des Oppositionellen Boris Nemzow: "Putin ist schlecht für Russland. Ich habe lange versucht, seine Logik zu verstehen, aber es ist einfach nicht möglich. Wir wollen keinen Krieg. Wir wollen Russland ohne Putin." Die Menge jubelte. Zwischendurch kamen immer wieder Rufe: "Ukraine und Russland gehören zusammen. Wir sind Brüder, wir gehören zusammen."

Zwei Sängerinnen der Band Pussy Riot bei einer Friedensdemonstration in Moskau am 15. März 2014 Foto: Karsten Kaminski/DW
Pussy Riot unterstützten die DemonstrantenBild: DW/K.Kaminski

Pussy Riot forderten Veränderungen

Zum Ende der Kundgebung sind auch die Sängerinnen der Punk-Band Pussy Riot aufgetreten. Unter großem Jubel sagten sie, dass der Friedensmarsch der Opposition ein historischer Moment in Moskau sei. Sie forderten einen neuen Geist, der durch Russland wehen soll: "Putin liebt Russland gar nicht. Wir alle hier aber schon. Wir können alle gemeinsam Russland verändern und Frieden schaffen."

Aber nicht nur die Oppositionellen haben in Moskau demonstriert. Auch nationalistische Gruppen hatten zu Kundgebungen aufgerufen.

Nach Polizeiangaben sind rund 10.000 Menschen auf die Straße gegangen, um für einen Anschluss der Schwarzmeerhalbinsel Krim an Russland zu demonstrieren. Die Kundgebung der Nationalisten am Puschkin-Platz sah gemessen an den Polizeiangaben sehr klein aus. Ungefähr 60 Menschen waren am Nachmittag dort und sprachen von der Großnation Russland. Für das Wochenende sind keine weiteren Kundgebungen geplant. Erste Demonstrationen sind erst für nächste Woche nach der Referendums-Entscheidung auf der Krim angekündigt.