Wintershall stoppt Förderung in Libyen
24. November 2013Aufgrund der andauernden Blockade der Öl-Exportanlagen an der libyschen Küste habe Wintershall die Förderung in dem nordafrikanischen Land schon vor einigen Wochen einstellen müssen, sagte Unternehmenssprecher Stefan Leunig laut einem Bericht der Zeitung "Welt am Sonntag". Aktuell sei es unklar, wann die Blockade aufgehoben werde und wie schnell die Produktion in der libyschen Wüste wieder aufgenommen werden könne, so Leunig weiter.
Libyen wird auch nach dem Sturz von Machthaber Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 noch immer von Unruhen erschüttert. Viele der Milizen, die gegen das Gaddafi-Regime gekämpft hatten, lehnen es ab, ihre Waffen abzugeben. Die Sicherheitskräfte sind zu schwach, diese Kämpfer zu entwaffnen. Auch die Angebote der Regierung von Ministerpräsident Ali Seidan, sich der Polizei oder der neuen Armee anzuschließen, nahmen sie nicht an.
Vor einer Woche waren in Tripolis mindestens 44 Menschen getötet worden, als Miliz-Kämpfer auf Demonstranten schossen, die den Abzug der bewaffneten Gruppen aus der libyschen Hauptstadt forderten. Ende Oktober hatten Separatisten im Osten Libyens eine neue eigene Regierung gebildet. Frühere derartige Versuche waren fehlgeschlagen, weil die Separatisten nur wenig Rückhalt in der Bevölkerung genießen. Bei den Auseinandersetzungen kommt es häufig zur Besetzung von Ölhäfen und Förderanlagen durch bewaffnete Regierungsgegner.
Die BASF-Tochter Wintershall aus Kassel ist laut dem Zeitungsbericht einer der größten Ölproduzenten Libyens. Das Land ist auch einer der wichtigsten Lieferanten für Deutschland. Nach Produktionseinbußen wegen des Bürgerkriegs förderte Wintershall 2012 zusammen mit Gazprom rund 85.000 Barrel (je 159 Liter) täglich. Nach Zahlen des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) brechen die deutschen Ölimporte aus Libyen seit Ende des Sommers drastisch ein.
wl/qu (dpa,afp)