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Winterkorn: Gut bezahlter Zurückgetretener

18. Dezember 2015

Nach dem Bekanntwerden der Abgas-Skandals trat Martin Winterkorn als VW-Chef zurück - laut einem Bericht steht er aber weiter auf dem Gehaltszettel. Das kommt VW deutlich günstiger als eine Vertragsauflösung.

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Vorstandsvorsitzender Martin Winterkorn Volkswagen VW
Bild: dapd

Der frühere VW-Chef Martin Winterkorn wird laut einem Zeitungsbericht bis zum Auslaufen seines Vertrags Ende 2016 bei dem Autohersteller angestellt bleiben - und demnach wohl auch weiterhin ein Millionengehalt bekommen. Winterkorn habe zwar seinen Posten als Vorstandsvorsitzender geräumt, sein Vertrag sei aber nicht aufgelöst worden, berichtete das "Handelsblatt" am Freitag nach einer gemeinsamen Recherche mit der ZDF-Sendung "Frontal 21".

Man habe sich mit Winterkorn darauf geeinigt, den Vertrag erst zum Abschluss des kommenden Jahres auslaufen zu lassen und entsprechend der Vereinbarung auszubezahlen, hieß es in den Medienberichten. Ein VW-Sprecher wollte sich auf Anfrage nicht dazu äußern. Der VW-Betriebsrat teilte auf Anfrage mit, dass man sich zu Vertragsangelegenheiten nicht äußern könne.

Juristisch in Ordnung, moralisch fragwürdig

Aus Gewerkschaftskreisen im VW-Umfeld hieß es aber, dass eine Auflösung von Winterkorns Vertrag deutlich teurer geworden wäre. Dies hänge mit der Bemessungsgrundlage zusammen. Den Vertrag weiterlaufen zu lassen bedeute auch, dass in die fälligen Bonuszahlungen die Sonderbelastungen aus dem Diesel-Skandal einfließen.

Die Bonuszahlungen sind unter anderem an die Höhe des VW-Ergebnisses gekoppelt. Die Gewinne dürften aber dürften in diesem Jahr wegen der immensen Kosten für den Abgas-Skandal deutlich geringer ausfallen. Weiter hieß es in den Gewerkschaftskreisen mit Blick auf Winterkorn: "Moralisch stellt sich aus unserer Sicht die Frage, ob ein freiwilliger Verzicht nicht angebracht wäre."

Der 68-jährige Winterkorn war mit zuletzt mehr als 15 Millionen Euro Jahresgehalt der bestbezahlte Manager eines Dax-Unternehmens.

Aus Furcht vor hoher Abfindung

Ursprünglich wollte VW die Verbindung zu Winterkorn möglichst schnell kappen. Der damals amtierende Aufsichtsratschef Berthold Huber sei am 25. September beauftragt worden, Gespräche über eine Aufhebung des Vertrags zu führen, berichtete das "Handelsblatt". Dabei sollte vermieden werden, dass der skandalerschütterte Konzern eine hohe Abfindung zahlen müsse. Die Kontrolleure - vor allem die Vertreter des Landes Niedersachsen und des Betriebsrates - hätten die öffentliche Kritik gefürchtet, berichtete das "Handelsblatt".

Neue Revisorin soll weiteres Unheil vermeiden

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DWS) sieht in der Fortsetzung des Vertrages mit Winterkorn keinen Skandal. "Ein Vorstand hat in der Regel zwei Verträge mit einem Unternehmen: einen Vorstandsvertrag und einen Arbeitsvertrag", erklärte DSW-Präsident Ulrich Hocker. Dass der Arbeitsvertrag noch weiterlaufe, sei nicht unüblich.

Unklar ist, ob Winterkorn noch eine zusätzliche Abfindung bekommt. Laut Geschäftsbericht wäre eine solche Zahlung aber auf maximal zwei Jahresvergütungen begrenzt.

Neben einer Abfindung steht VW-Vorständen auch noch ein sogenanntes Ruhegehalt zu, sozusagen die Manager-Rente. Hier hat der zurückgetretene Winterkorn theoretisch Anspruch auf 70 Prozent seines Grundgehalts.

Um nach dem Abgas-Skandal weiteren Schaden vom Unternehmen abzuwenden, holt VW eine neue interne Aufpasserin nach Wolfsburg. Hiltrud Werner (49) wechselt vom Zulieferer ZF an die Spitze der VW-Konzernrevision, wie der Konzern mitteilte.

dk/wl (dpa/afp/rtr)