Windkraft-Finanzierer Prokon pleite
22. Januar 2014
Erst vor elf Tagen hatte der Windkraftfinanzierer seine Gläubiger gewarnt: Wenn sie ihr Kapital abziehen würden, stünde das Unternehmen vor dem Aus. Nun hat das Amtsgericht in Itzehoe das Insolvenzverfahren eröffnet.
Diese Wendung kam unerwartet: Am Dienstag (21.01.2014) hatte Prokon noch bekannt gegeben, dass etwas mehr als die Hälte der rund 75.000 Anleger ihre Anteile noch behielten und dem Unternehmen so die Chance auf Gesundung einräumten.
Die Firma hatte sich überwiegend über Genussrechte im Wert von 1,4 Milliarden Euro finanziert und war im Januar in eine Liquiditätsklemme geraten. In einem von Verbraucherschützern heftig kritisierten Brief hatte Prokon den Anlegern ein Ultimatum gesetzt: 95 Prozent hätten ihre Anteile am Unternehmen halten müssen, um die Insolvenz zu vermeiden. Diese Frist war Montag ausgelaufen.
Hohe Zinsversprechen
Die Prokon Regenerative Energien GmbH finanziert neben Windparks auch Bioenergie. Zunächst hatte das Unternehmen mit Zinsen von sechs Prozent geworben und bis zu acht Prozent ausgezahlt. Laut einer Zwischenbilanz, die in Agenturberichten zitiert wird, habe Prokon sich schon bis Ende Oktober des vergangenen Jahres an diesen Zinsen schwer verhoben: Insgesamt waren da bereits 210 Millionen Euro Verluste aufgelaufen, den Anlegern wurden allerdings Zinsen in Höhe von 330 Millionen Euro gezahlt.
Prokon hat seinen Sitz in Itzehoe. Betroffen von der Firmenpleite sind 1300 Mitarbeiter. Auch die Genussrechteinhaber müssen als Eigenkapitalgeber im Insolvenzfall mit großen Verlusten rechnen.
Unsichere Zukunft
Die Beschäftigten haben am Donnerstagmorgen ihre Arbeit wie gewohnt aufgenommen. Einen Tag, nachdem das Unternehmen beim Amtsgericht Itzehoe Insolvenz angemeldet hat, ist die Zukunft für die insgesamt rund 1300 Beschäftigten ungewiss. Bei trübem Wetter eilten die Mitarbeiter wortkarg in ihre Büros. "Hoffnung hat man immer", sagte einer von ihnen im Vorbeigehen. Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin verwies lediglich auf eine Pressekonferenz am Nachmittag. Er hatte am Vorabend angekündigt, dass der Geschäftsbetrieb ohne Einschränkungen fortgeführt werden solle. Gut 75.000 Anleger hatten dem Unternehmen über Genussrechte rund 1,4 Milliarden Euro anvertraut. Sie müssen um ihr Geld bangen.
js/sc (dpa, afp)