Wimbledon-Aus für Kerber
10. Juli 2017Angelique Kerber ist nach einer Dreisatz-Niederlage gegen die Spanierin Garbine Muguruza im Achtelfinale des Grand-Slam-Turniers von Wimbledon ausgeschieden. Nach 2:20 Stunden schlug die zuletzt formschwache, in dieser Partie aber hervorragend eingestellte Weltranglisten-Erste den entscheidenden Rückhand-Ball ins Netz und unterlag ihrer Angstgegnerin mit 6:4, 4:6 und 4:6. Es war die fünfte Niederlage in Folge für Kerber gegen die Wimbledon-Finalistin von 2015. "Ich bin natürlich enttäuscht, dass ich verloren habe. Obwohl ich eigentlich ganz gut gespielt habe, aber am Ende haben zwei Punkte das Match entschieden", sagte Kerber beim Fernsehsender Sky.
Zunächst war die Deutsche ruhig und sicher in die Partie gestartet; sie ließ sich auch vom druckvollen Spiel ihrer Gegnerin nicht aus der Ruhe bringen. Muguruza gelangen zwar einige spektakuläre Punkte, aber sie zeigte sich andererseits auch vor allem auf der Rückhandseite anfällig für leichte Fehler.
In einem Duell auf Augenhöhe und hohem Niveau durchbrach Kerber den Aufschlag der Spanierin erstmals zum 5:4 im ersten Satz. Anschließend entschied sie den ersten Durchgang zu ihren Gunsten. Im zweiten Satz ein umgekehrter Verlauf: Auch hier bestimmte Muguruza das Spiel, machte aber etwas weniger Fehler und holte sich das Break zum 6:4.
Verflixtes siebtes Spiel
Aber Kerber ließ sich dadurch nicht entmutigen und startete gleich mit 2:0 in den entscheidenden dritten Durchgang. Eine Vorentscheidung solle auch dies noch nicht sein. Denn Muguruza schaffte das Rebreak zum 2:2. Die Partie zwischen der 23-jährigen Spanierin und der 29-jährigen Deutschen wogte hin und her, Kerber durchbrach sofort wieder den Aufschlag der Spanierin, und der gelang der unmittelbare Konter zum 3:3.
Längst hatten beide ihre Sicherheit bei Aufschlag verloren und kämpften sich von Punkt zu Punkt. Allein das siebte Spiel dauerte mehr als zehn Minuten mit vier weiteren Breakchancen für Kerber - und dem besseren Ende für Muguruza, die fortan die knappe Führung nicht mehr aus der Hand gab. Zwar gelang es Kerber noch, zwei Matchbälle beim Stand von 4:5 und eigenem Aufschlag abzuwehren, beim dritten aber schlug sie einen vermeintlich leichten Ball ins Netz. Muguruza streckte die Faust in die Höhe, Kerber warf enttäuscht ihren Schläger auf den Rasen - nicht zum ersten Mal an diesem Tag. "Ich muss aggressiver werden, auch das Spiel in die Hand nehmen", zeigte sich Kerber nach dem Match selbstkritisch.
Dennoch - gegenüber ihren teils indiskutablen Vorstellungen seit dem Sieg bei den US Open im vergangenen September - zeigte sich Angelique Kerber stark verbessert, auch wenn es am Ende nicht zum Weiterkommen gereicht hat. "Ich fahre mit einem guten Gefühl nach Hause", sagte Kerber, "Ich werde mir jetzt wieder Zeit für mich nehmen, mit Hinblick auf die US Open. Auf Wimbledon habe ich mich schon gut vorbereitet, aber mein Blick geht auf das nächste halbe Jahr." Ihren Platz an der Spitze der Weltrangliste wird sie aber auf jeden Fall räumen müssen - entweder wird Simona Halep aus Rumänien oder die Tschechin Karolina Pliskova die Neue Nummer eins. Kerber fällt auf den dritten Platz zurück: "Ich glaube, die Nummer eins ist nur eine Nummer vor meinen Namen. Natürlich will ich versuchen, sie wieder zu erlangen, aber für mich ist es wichtig, wieder den richtigen Weg zu finden, und ich glaube, ich bin auf dem richtigen Weg."