Willkommen im Geisterdorf
Bald kommen die Bagger: Das Dorf Manheim fällt 2022 dem Braunkohletagebau Hambach zum Opfer. Trotzdem hat die Stadt Flüchtlinge in dem menschenleeren Dorf untergebracht. Ein Rundgang durch die verlassenen Straßen.
Ein Dorf stirbt aus
Der Ortseingang von Manheim-alt. 2022 werden hier Bagger der RWE stehen und die wertvolle Braunkohle abbauen, die sich unter der Oberfäche der Dorfes befindet. Der Energiekonzern kauft den Menschen ihre Häuser ab, die meisten sind schon umgezogen nach Manheim-neu.
Rolladen runter
Die Menschen sind weg. Zurück bleiben die Häuser. Im ganzen Dorf reihen sich die verlassenen Häuser aneinander. Damit nichts gestohlen wird, patroulliert der Sicherheitsdienst der RWE regelmäßig durch das Dorf.
Empfänger verzogen
Nicht nur die Rolläden sind verschlossen, auch viele Briefkästen sind zugeklebt. 86 Prozent der Häuser sind bereits in den Besitz der RWE übergangen. Insgesamt 325 stehen leer, 50 hat der Energiekonzern vermietet.
Gemeinsam einsam
Auch wenn noch rund 650 Menschen in Manheim leben, begegnen einem nur wenige Personen auf den Straßen. Manchmal rast ein Auto durch die Dorfmitte. Die meisten Menschen arbeiten tagsüber in anderen Städten. Ab und zu begegnet einem ein Flüchtlingskind, das langsam durch die Gassen radelt.
Altlasten
Dieses Haus wurde heute ausgeräumt. Zurück bleibt ein Container voll Dinge, die die Anwohner in ihrem neuen Haus nicht brauchen - und auch ein bisschen Wehmut.
Grünes Band im toten Dorf
Die Anwohner sind weg, was bleibt ist die Natur. Unter dem Gestrüpp verbirgt sich ein ganzes Haus. Dieser Anblick ist ungewöhnlich in Manheim. Denn auch, wenn die meisten Häuser leer stehen, beauftragt die RWE Betriebe, die die Vorgärten weiterhin pflegen und den Rasen mähen.
Verblichene Vorschriften
Pflegen ja, erneuern nein. Dieses Schild war einmal knallrot, nun ist es fast weiß. Ersetzen lohnt sich nicht mehr. Zumal die Autofahrer im Dorf ja auch immer weniger werden.
Menschen sind Mangelware
Dieses Büro schließt zuletzt: Hier organisiert der Energiekonzern RWE die Umsiedlung der Einwohner Manheims - und des ganzen Dorfes. Im Frühjahr 2014 wurden sogar Gräber in den Friedhof in Manheim-neu umgebettet.
Stillleben
Nur der Brunnen bewegt sich noch. Mitten im Dorf tut ein kleiner Platz so, als würde er nicht schon bald zerstört. Ein idyllisches Plätzchen. Aber weit und breit gibt es keine Menschen mehr, die den Minipark genießen.
Bank ohne Kundschaft
Kein Laden, kein Restaurant, und bald verschwindet auch die Sparkasse. Die Manheimer Filiale hat derzeit noch Montags bis Freitags von 9 Uhr bis 12:30 Uhr geöffnet. Vom 1. November an kommt nur noch einmal wöchentlich eine "mobile Filiale".
Herbstliche Gefühle
Alles neigt sich in Manheim dem Ende zu. Nur der Jugendtreff hat derzeit noch täglich geöffnet. Er ist in einem Gebäude der stillgelegten Grundschule untergebracht und der einzige Treffpunkt des Dorfs. Aber heute ist niemand da, die Betreuerin ist krank. Einen Ersatz gibt es nicht.
Die Kirche bleibt nicht im Dorf
Auch die Kirche muss dem Tagebau weichen. Der Glockenturm stammt aus dem 17. Jahrhundert. 2020 wird er mit dem kompletten Gebäude abgerissen. In Manheim-neu errichtet RWE eine kleine Kapelle für circa 40 Menschen als Ersatz.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Die 73 asylsuchenden Kosovaren, Albaner, Serben, Bosnier, Iraker und Somalier, die derzeit noch in Manheim untergebracht sind, müssen dann auch umziehen. Sofern ihr Asylverfahren bis zum Abriss des Dorfes nicht abgeschlossen ist, werden sie auf andere Einrichtungen in der Stadt Kerpen verteilt.