Wien, Weltstadt mit Goldrand
Wien ist die Stadt des Jugendstils und dessen goldene Bauten. An diesen Orten in der österreichischen Hauptstadt glänzt es besonders.
Innere Stadt
Wiens historisches und touristisches Zentrum liegt im 1. Bezirk. Gegenüber vom Palais Equitable (Mitte links) spiegelt sich der Stephansdom im Haas-Haus (rechts), entworfen vom österreichischen Architekten Hans Hollein. 1990 eröffnet sorgte der Bau mit der verspiegelten Fassade und dem runden Erker für Kontroversen. Brutale Verschandelung der Altstadt oder endlich Ankunft der Moderne?
Wiener Secession
Mit diesem Bauwerk von 1897/98 war Wien der Zeit einmal weit voraus. Die Inschrift "Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit" war das Credo der Wiener Secession, einer Künstlergruppe um den Maler Gustav Klimt. Sie suchte nach neuen, modernen Ausdrucksformen in ihren Werken, die den Jugendstil prägten. Die Blattwerk-Kuppel wird in Wien Krauthappel genannt.
Beethoven-Fries
Im Untergeschoss schuf Gustav Klimt (1862-1918) für eine Ausstellung im Jahr 1902 einen Bilderzyklus, der Beethovens 9. Symphonie thematisiert. Über 34 Meter zeigen Wandgemälde eine zusammenhängende Erzählung, die die Sehnsucht der Menschen nach dem Glück darstellt.
Goldene Periode
Der Beethovenfries gilt als Hauptwerk und Höhepunkt des Wiener Jugendstils. Für seinen Schöpfer Klimt beginnt damit auch seine sogenannte "Goldene Periode". Davon zeugen dieses Motiv "Chor der Paradiesengel und Umarmung" und seine berühmten Bilder "Der Kuss - Liebespaar", "Judith" und "Adele Bloch-Bauer". Letzteres bot spannenden Stoff für den Kinofilm "Die Frau in Gold" (2015) mit Helen Mirren.
Kirche St. Leopold am Steinhof
Eine der weltweit schönsten Kirchen im Jugendstil wurde von dem Wiener Architekten Otto Wagner (1841-1918) entworfen. Erbaut von 1904 bis 1907 gilt sie als erstes Gotteshaus der Moderne in Europa. Sein Künstlerkollege aus der Wiener Secession, Koloman Moser (1868-1918), schuf die Glasmosaikfenster. Bei einer Renovierung 2006 brauchte es allein für die Kuppel 2 Kilogramm Blattgold.
Von schlichter Schönheit
Altäre, Tabernakel, Beichtstühle, ein tropfender Weihwasser-Spender, Beleuchtungskörper, und sogar die Messgewänder wurden nach Entwürfen von Otto Wagner hergestellt. Bei der Eröffnung erntete er harsche Kritik von Erzherzog Franz Ferdinand (1863-1914), der Prunk und Pomp der Kaiserzeit mehr schätzte. Die Kirche am Steinhof kann an Wochenenden gegen Eintritt besichtigt werden.
Station Karlsplatz
Die Verbindung von Schönheit und Zweckmäßigkeit zeigen zwei Pavillons am Karlsplatz. Für den U-Bahn-Bau sollten sie weichen, wurden nach Protesten aber renoviert und an anderer Stelle wieder aufgebaut. Ein direkter Zugang zu den Bahnsteigen ist heute nicht mehr möglich. Der westliche Pavillon beherbergt heute eine Außenstelle des Wien Museums Karlsplatz, während der östliche zum Café wurde.
Wohnkultur
Unter den sehenswerten Wiener Bauwerken von Otto Wagner seit der Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts sind auch Miethäuser, darunter das Majolika-Haus, Linke Wienzeile 40. Auf eigene Kosten ließ der auch im Städtebau engagierte Architekt die Fassade vollständig mit floral verzierten Fliesen verkleiden. Es sollte schön aussehen und praktisch sein. Die Keramikflächen sind leicht zu reinigen.
Hohe Brücke
An dieser Stelle gab es schon immer eine Brücke. Erst aus Holz, dann gemauert. 1904 schließlich wurde die Straßenbrücke als Jugendstil-Bauwerk eröffnet, das heute unter Denkmalschutz steht. In der Marmorverkleidung sind Ansichten der Vorgängerbauten mit Goldauflage eingraviert. Und bei Nacht scheint die ganze Brücke golden zu leuchten.