Wieder Proteste gegen Lithium-Abbau in Serbien
30. Juli 2024Mehrere tausend Menschen haben in Serbien gegen den geplanten Abbau von Lithium durch das australische Unternehmen Rio Tinto protestiert. Zu Slogans wie "Rio Tinto, hau ab" versammelten sich die Bergbau-Gegner in den Städten Arandjelovac, Shabac, Kraljevo und Ljig. Die Demonstranten fürchten, dass die Ausbeutung der Lithium-Vorkommen in Westserbien irreversible Schäden an der Umwelt verursacht.
Lithium-Quell am Fluss Jadar
Die Regierung in Belgrad hatte vor gut zwei Wochen grünes Licht für den Lithium-Abbau in der Stadt Loznica im Tal des Flusses Jadar gegeben. Dort schlummert eine der größten europäischen Reserven des weltweit äußerst knappen und begehrten Rohstoffs. Lithium wird für die Herstellung von Batterien benötigt und gewinnt im Zuge der Antriebswende hin zu E-Autos und deshalb auch für die deutsche Autoindustrie immer mehr an Bedeutung. Bislang ist Europa weitgehend von Importen aus China abhängig.
Mitte Juli hatten die Europäische Union und Serbien ein Abkommen über den Abbau von Lithium im Jadar-Tal im Wert von mehreren Milliarden Euro abgeschlossen. An der Unterzeichnung in Belgrad nahm auch Bundeskanzler Olaf Scholz teil.
Das Vorkommen in Loznica ist seit 2004 bekannt, und Rio Tinto hatte schon vor Jahren eine Genehmigung für die Ausbeutung erhalten. Wegen des Widerstandes von Anwohnern und Umweltschützern kam es dazu bislang jedoch nicht. Insbesondere in Belgrad hatte es in den vergangenen zwei Monaten immer wieder Proteste gegeben.
Proteste schon seit Jahren
Anfang dieses Monats hob das serbische Verfassungsgericht jedoch eine frühere Entscheidung der Regierung auf, das 2,4 Milliarden Dollar teure Bergbauprojekt von Rio Tinto im Jadar-Tal zu stornieren - und ebnete damit den Weg für dessen Wiederbelebung.
Die seit 2021 anhaltenden Proteste sind die bisher größte Herausforderung für die zunehmend autokratischen Herrschaft des serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic. Er hat daher erklärt, dass der Lithium-Abbau im an fruchtbarem Land reichen Jadar-Tal nicht vor 2028 beginnen werde. Auch würde Belgrad feste Umweltgarantien einholen. Regierungsvertreter deuteten zudem an, dass zu dieser Frage eine Volksabstimmung abgehalten werden könnte.
sti/pg (afp, ap)