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Wie wird das Fahrrad weltweit genutzt?

14. August 2023

Rund eine Milliarde Fahrräder sind weltweit in Gebrauch, für den Schulweg, in Sport oder Freizeit. Sechs Fakten und Trends rund ums Radfahren. Weltweit ist die Nutzung unterschiedlich.

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Viele Radfahrer in der Megacity Guangzhou (China)
Pandemie, E-Bikes, gute Radwege und Leihräder forcieren den Radverkehr wie hier in der Megacity Guangzhou (China) Bild: AA/picture alliance

1. Schnell und günstig ans Ziel 

Fahrräder werden seit rund 100 Jahren immer günstiger, leichter und schneller. Für die Fortbewegung war der Drahtesel ein grosser Gewinn. Inzwischen ist man per E-Bike bis zu fünf Mal schneller als zu Fuß und Lasten lassen sich einfacher transportieren.

In Indien und China etwa waren Fahrräder bis in die 70er Jahre eins der wichtigsten Transportmittel und wurden in vielen Städten für mehr als die Hälfte aller Wege genutzt. Dann wurden Autos für immer mehr Menschen erschwinglich und galten Zeichen für Wohlstand und Fortschritt. Heute sind fast überall Autos und Motorräder in der Überzahl, die Zahl der Radfahrer ging deutlich zurück. 

Um Luftverschmutzung und Verkehrsprobleme zu mindern, fördern inzwischen immer mehr Städte überall auf der Welt den Radverkehr gezielt mit neuen Radwegen oder Leihradsystemen.    

Mädchen mit fahren mit Fahrrädern, vorne liegen Schultaschen in den Fahrradkörben.  Distrikt Laimonirhat
Beliebt nicht nur in Bangladesch: Immer mehr Schülerinnen und Studenten fahren mit dem Rad zur Schule oder Universität Bild: Dilip Roy/DW

2. Fahrrad ermöglicht Schulbesuch

In ländlichen Regionen sind die Wege zur Schule für die Kinder oft sehr weit, oft fehlen öffentliche Verkehrssysteme, oder Busse sind zu teuer. Viele Kinder müssen stundenlang laufen. 

In vielen Ländern sind deshalb Fahrräder besonders sehr wichtig, um zum Unterricht zu kommen. In Bangladesch bekommen sogar einige Studenten Fahrräder geschenkt, damit sie ein Studium absolvieren können.

Besonders für Mädchen machen Fahrräder einen großen Unterschied. Sie haben oft noch weniger Zeit für die Schule, weil sie mehr zu Hause, auf dem Feld helfen oder beim Wassertragen müssen. Und auf weiten Fußwegen sind sie häufig Gewalt ausgesetzt. Fahrräder helfen, ihre Schulwege sicherer zu machen, und ihnen den Schulbesuch zu ermöglichen. Das zeigen Projekte in vielen Ländern. Seit hunderttausende Schülerinnen etwa in Sambia, Indien und Malawi Fahrräder nutzen können, sanken ihre Fehlzeiten, sie kamen pünktlicher zum Unterricht und ihre Noten verbesserten sich.  

3. Autos verdrängen Radfahrer 

Kaum Fahrradfahrer gibt es dagegen in vielen Städten in den USA. Dort sind Autos mit großem Abstand die wichtigsten Verkehrsmittel, und schon 16 jährige fahren mit dem Auto zur Schule. Radfahrer leben oft gefährlich.

In einigen Städten wie in New York City gibt es jedoch seit einigen Jahren eine Wiederbelebung der Fahrradkultur: Bürger und Politiker engagieren sich für neue Radwege, etablieren ein Radleihsystem und so nutzen dort auch wieder mehr Menschen das Rad. 

Viel Autoverkehr, Radler und Fussgänger. Die Radfahrer am Times Square in New York nutzen einen grünen Radweg.
Sicherer durch den Stau: Der Times Square im Zentrum von New York hat eine eigene RadspurBild: Jürgen Schwenkenbecher/picture alliance

4. Radverkehr steigert Lebensqualität   

Im weltweiten Vergleich fahren Menschen in den Niederlanden am meisten Fahrrad. Nach den Ölkrisen in den 1970iger Jahren engagierten sich Bürger und Politiker für den Ausbau eines weltweit einzigartigen Radwegenetzes mit Rad-Schnellwegen und Fahrradstraßen im ganzen Land. Dazu gehören auch große Fahrradparkhäuser an den Bahnhöfen für Pendler.

Ob Kinder oder Rentner — jeder der rund 17 Millionen Niederländern besitzt pro Kopf statistisch 1,3 Fahrräder. Und weil die Radler Vorfahrt haben, sind Unfälle seltener als anderswo.

Niederländischen Politiker lassen sich besonders gern beim Radfahren ablichten. Für Verkehrs- und Städteplaner in aller Welt sind die niederländischen Radwege inzwischen ein Vorbild. 

Mobilität durch Fahrräder | Amsterdam Niederlande
Viel Fahrradfahrer und wenig Autos in Amsterdam: Für Niederländer ist das Lebensqualität. Früher war die Stadt mit Autos vollBild: Vyacheslav Prokofyev/Tass/dpa/picture alliance

5. Mehr Radwege durch Pandemie  

Während der Corona-Pandemie mieden viele Menschen Busse und Züge. Alternativ nutzten   mehr Menschen das Rad, auch um sich im Freien zu bewegen und fit zu bleiben.

Viele Bürgermeister unterstützten den Trend mit Fahrradspuren auf den Straßen und Tempolimits für Autos. So sank gleichzeitig die Zahl der Verkehrsunfälle, der Lärm, die Luftverschmutzung und der CO2-Ausstoß.

In Lateinamerika baute in den letzten Jahren besonders die kolumbianische Hauptstadt Bogota den Radverkehr stark aus und wurde so zum Pionier in Südamerika.

 Fahrradfahrer tragen Atemmasken beim Radeln auf einer Fahrradstrasse in Bogota, Kolumbien
Neue Radspuren und gesperrte Autostraßen: Die kolumbianische Hauptstadt Bogota während der Pandemie im August 2020 Bild: Álvaro Tavera/colprensa/picture alliance

In Europa ist inzwischen  die französische Hauptstadt Paris ein Fahrrad-Vorbild.Dort ist sichtbar, wie eine zügige Verkehrswende aussehen kann, mit Tempo 30 in der Stadt, vielen neuen Radwegen und Sperrungen für Autos.

Auch viele andere europäische Städte sollen künftig fahrradfreundlicher werden. So beschloss das EU-Parlament, die Fahrradnutzung in der EU bis 2030 zu verdoppeln.

6. E-Bikes & Infrastruktur stärken Radverkehr  

Elektromotoren verändern weltweit den Radverkehr. Mit E-Bikessind längere Strecken, Bergetappen und Lastentransporte möglich. Zwar sind E Bikes deutlich teurer, doch es gibt immer mehr Angebote, auch für Modelle mit leichteren Batterien und Rahmen.

In den Niederlanden, Deutschland und den skandinavischen Ländern hat inzwischen jedes zweite neue Rad einen E-Motor. Diese unterstützen die Radfahrer bis zu einer Geschwindigkeit von 25 Kilometer pro Stunde und bei den schnelleren Modellen bis zu 45 Kilometer pro Stunde.

Dänemark Kopenhagen: Fahrradfahrer fahren über eine Brücke, viele mit Lastenrädern und Kindern.
Kopenhagen setzt schon seit vielen Jahren konsequent auf mehr Radverkehr. Bis 2025 soll die Stadt klimaneutral werdenBild: Jochen Tack/dpa/picture alliance

In der dänischen Hauptstadt Kopenhagen ist der Trend zum E-Bike besonders gut sichtbar. Immer mehr Menschen fahren dort mit dem E-Lastenrad, um Kinder zur Schule zu bringen oder Einkäufe zu transportieren.

Auch Paketzusteller, Lieferdienste und Handwerker nutzen dort immer öfter Lastenräder.

Laut einer von der EU geförderten Studie könnten künftig mehr als die Hälfte aller Transporte in europäischen Städten auf Lastenfahrrädern und Fahrradanhängern verlagert werden. Das gilt für Transporte bis zu fünf Kilometer und 200 kg Gewicht.

Städte für Menschen

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Gero Rueter Redakteur in der Umweltredaktion