Wie Warhols Pop Art die Kunstwelt veränderte
Die Tate Modern zeigt erstmals eine Warhol-Solo-Schau. Die Ausstellung verspricht einen neuen Blick auf die knallbunten Arbeiten des Künstlers. Seine Kunst-Ikonen und sein familiärer Migrationshintergrund sind Thema.
"Self Portrait" (1986)
Die Kuratoren der Tate Modern rücken die religiösen Bezüge in der Kunst von Andy Warhol in den Mittelpunkt. Wie eine Ikone wirkt dieses Selbstportrait. Seine Eltern stammten aus einem Dorf in den Karpaten (heute Slowakei) und wanderten in den 1920er Jahren über Bremen nach Amerika aus. Warhol kam 1928 als Andrew Warhola in Pittsburgh zur Welt. Die Religiosität seiner Mutter hat ihn sehr geprägt.
"Marilyn Monroe's Lips" (1962)
Nach seiner College-Ausbildung arbeitete Andy Warhol anfangs als Werbegrafiker für eine Schuhfirma. Auf ein Detail reduzierte Motive wie Schuhe, Dosen, Augen oder hier die Lippen von Hollywood-Star Marilyn Monroe tauchten später immer wieder in seinen Arbeiten auf. Seine ersten Grafiken stellte der junge Warhol 1959 in der Bodley Gallery in New York aus. Sein Image damals: der Anti-Künstler.
Erfolg mit seriellen Arbeiten
Erst 1961 traute sich der junge Werbegrafiker auch an Malerei. Ein befreundeter Kunsthändler hatte ihn aufgefordert, einfach mal zu malen, was ihn am meisten bedeutete. Von da an schuf er Schablonenbilder von Geldstücken, Suppendosen, Telefonen, Schreibmaschinen. Warhol nannte das "Reproduktion des Alltäglichen". Vor ihm hatte niemand gewagt, derart profane Gegenstände als Kunst zu bezeichnen.
"Elvis I and II" (1963/64)
Auch die Ikonen der Kinowelt bannte Andy Warhol gern auf seine Leinwand. Elvis Presley als Cowboy, Elizabeth Taylor oder Marilyn Monroe als Pin-Up. Arbeiten wie diese machten ihn in der amerikanischen Kunstszene schnell bekannt. Warhol gehörte zu den führenden Köpfen der neuen Pop Art. 1962 verschaffte ihm sein Gemälde "Campbell-Suppendose mit sich lösendem Etikett" den internationalen Durchbruch.
"Mao" (1972)
Viele Gemälde und Grafikdrucke des weltberühmten Popart-Künstlers Andy Warhol haben ikonographische Züge. Sein Bild "Mao", das den chinesischen Staats- und Parteiführer Mao Tse-Tung zeigt, gibt es in mehreren Farbvariationen. Keines ist das Original, alle Drucke gehören gleichwertig zu der Serie aus dem Jahr 1972. Entstanden sind die Arbeiten in Warhols Studio, der "Factory" in New York.
"Ladies and Gentlemen" (1975)
Das Spiel mit der Farbigkeit war Teil seiner künstlerischen Handschrift. Das gleiche Motiv, seriell mit variabel gemixten Farbkonturen, wurde zum Markenzeichen des US-amerikanischen Künstlers. Mitte der 60er Jahre hörte Warhol, der neben Kunst auch Musik und Underground-Filme produzierte, auf, selbst zu malen. Er ließ nur noch seine "Factory" für sich arbeiten, eine Art Kunstkommune.
"Debbie Harry" (1980)
Als Vorlage für seine starkfarbigen Gemälde verwendete Andy Warhol Polaroids, die ihm die Zufälligkeit des Moments sicherten. Er war kein Fan von künstlerischen Inszenierungen, wie sie die zeitgenössischen Künstler damals im Atelier zelebrierten. Seine Motive, wie hier Blondie, ließ er dann in unterschiedlichen Farbvarianten auf Leinwand drucken - heute als Poster und Reprints weltweit vermarktet.
Gesamtkunstwerk: Andy Warhol
In seinen letzten Jahren wandte sich Andy Warhol, der mehr als 100 Perücken besaß und nie ohne die weißblonde Kopfbedeckung aus dem Haus ging, wieder der Malerei zu. Auch Fotografie interessierte ihn mehr und mehr. Sein Fotobildband "America" wurde 1985 ein großer Erfolg. Sein letztes Gemälde widmete er dem Abendmahl Jesu Christi. 1987 starb er überraschend an den Folgen einer Operation.
"Interactive Silver Clouds" (Heliumkissen)
Die Londoner Ausstellung zeigt rund 100 Werke der Pop Art-Ikone Andy Warhol - wie hier die "Silver Clouds". Konzipiert wurde sie in enger Kooperation mit dem Museum Ludwig in Köln. "Wir haben uns gefragt, was macht Warhol aktuell", erklärt dessen Direktor Yilmaz Dziewior. Den Fokus hätten sie deshalb auf Religion, sexuelle Identität und den Migrationshintergrund von Warhol gelegt.