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Wie gefährlich sind Meteoriten?

18. April 2010

Forscher untersuchen, welche Folgen ein Meteoriteneinschlag auf der Erde haben könnte. Simulationen sollen zeigen, wie groß die Bedrohung durch die Gesteinsbrocken aus dem All ist und welche Schäden sie anrichten würden.

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Meteorit rast auf Erde zu (Foto: BR)
Meteorit rast auf Erde zu

Die Bedrohung ist durchaus real: Millionen von Gesteinsbrocken sausen in unserem Sonnensystem herum. Dabei nimmt immer mal wieder einer Kurs auf die Erde. Der größte Teil verglüht als Sternschnuppe – ein paar aber schaffen es bis zur Erde. Wie groß ein Meteorit sein muss, um gefährlich zu werden, versuchen Forscher des Fraunhofer Ernst-Mach-Instituts im Schwarzwald herauszufinden.

Die Simulation – eine technische Herausforderung

Für ihren Versuch haben die Wissenschaftler eine 40 Meter lange Kanone aufgestellt. Darin wird eine ein Zentimeter große Stahlkugel auf Tempo gebracht. Sie muss mit einer Geschwindigkeit von 35.000 Kilometern pro Stunde auf einen Sandsteinblock auftreffen, wenn das Ganze realistisch sein soll. "Wir können diese hohen Geschwindigkeiten nur mit sehr hohen Drücken erzeugen. Und diese Drücke zu beherrschen, ist eine technologische Herausforderung. Das können weltweit nur Wenige", sagt er nicht ohne Stolz.

Wissenschaftler betrachtet Computersimulation eines Meteoriteneinschlags(Foto: BR)
Mit den Ergebnissen aus ihren Versuchen simulieren die Wissenschaftler einen möglichen Meteoriteneinschlag am Computer

Achtung! Jetzt wird scharf geschossen!

Die Halle, in der der Versuch stattfinden soll, muss geräumt werden. Dann drückt Projektleiter Schäfer den Startknopf.

Es hat funktioniert: die Bilder einer Hochgeschwindigkeitskamera liefern den ersten Beweis. Das Versuchsergebnis selbst können die Wissenschaftler aber erst eine Stunde nach dem Experiment in Augenschein nehmen. Wenn sich Rauch und giftiger Staub gesetzt haben.

Ingenieure bereiten den Laborversuch vor, mit einer Kugel einen Meteoriteneinschlag zu simulieren (Foto: BR)
Die Anlage, mit der die Forscher eine Kugel auf Hochgeschwindigkeit beschleunigen, ist weltweit einzigartig

Kleine Ursache – große Wirkung

Was die Wissenschaftler dann sehen, ist beeindruckend. Die kleine Kugel von einem Zentimeter Durchmesser hat ein großes Loch in den Stein gerissen. Der Einschlagskrater ist oben 20 Zentimeter breit und die Kugel fünf Zentimeter tief ins Gestein eingedrungen. Die Wissenschaftler finden überraschenderweise noch einen deformierten Rest der Kugel.

Gigantische Zerstörungskraft

Eine Probe aus dem Kugel-Krater schicken die Forscher nach Berlin, ans Museum für Naturkunde. Zu Thomas Kenkmann, einem weltweit anerkannten Kraterspezialisten. Der Geologe vergleicht die Proben aus dem Versuch der Wissenschaftler des Fraunhofer Instituts mit den Gesteinsproben aus wirklichen Meteoritenkratern.

Die Resultate sind erschreckend. Kenkmann ermittelt, dass bereits ein Gesteinsbrocken von nur wenigen hundert Metern Durchmesser ausreichen würde, um eine Großstadt zu zerstören.

Wissenschaftler betrachten den Einschlag der Kugel nach ihrem Versuch (Foto: BR)
Der Einschlag der Kugel ist zwanzig mal größer als die Kugel selbst

Im Einschlagszentrum würde die Temperatur mehrere zehntausend Grad betragen. Glühend heiße Druckwellen wären die Folge. Die könnten unter Umständen einmal um die ganze Erde laufen. Würde ein Meteorit im Ozean landen, könnte er vernichtende Tsunamis auslösen.

Es könnte durch einen Einschlag in die Erdschicht auch eine dichte Staubwolke entstehen, die die Sonne verdunkelt. Die Temperatur würde dramatisch absinken. Es wäre Winter – und das mehrere Jahre lang. Kenkmann warnt: "Wenn Asteroiden größer sind als fünf oder sechs Kilometer, dann haben wir tatsächlich mit globalen Katastrophen zu rechnen.“

Wie wahrscheinlich ist ein Meteoriteneinschlag?

Die Wahrscheinlichkeit, sagen verschiedene Wissenschaftler übereinstimmend, dass kosmische Geschosse dieser Größenordnung auf der Erde aufschlagen, ist gering. Bei Gesteinsbrocken aus dem All mit einem Durchmesser von einem Kilometer liegt sie bei einem Mal in einer Million Jahre. Meteoriten von mehreren zehn Metern Durchmesser landen nur etwa alle 100 bis 1000 Jahre auf der Erde. Treffer von Ein-Meter-Meteoriten gibt es einmal jährlich.

Arbeit an Plan B

Asteroiden stehen unter Beobachtung. Aber nicht nur das. Wissenschaftler arbeiten an Schutz- und Abwehrmaßnahmen. Sie wollen zum Beispiel gefährlich große Gesteinsbrocken, die auf dem Weg zur Erde sind, beschießen. Ziel ist es, deren Flugbahn zu verändern oder sie zu zerstören. Noch aber ist der Plan B für den Ernstfall nur Theorie.

Autorin: Maria Lesser

Redaktion: Judith Hartl

Das Video dazu finden Sie in der aktuellen Ausgabe von Projekt Zukunft, dem Wissenschaftsmagazin auf DW-TV.

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