Wie funktioniert Emissionshandel?
8. Juni 2010Der Emissionshandel wurde 1997 im japanischen Kyoto als eines der wesentlichen Elemente des sogenannten Kyoto-Protokolls verabschiedet. Emissionen sollen dadurch mit möglichst geringen volkswirtschaftlichen Kosten verringert werden. Die Idee: Da es global gesehen egal ist, wo Luft verschmutzt wird, können Emissionen auch dort eingespart werden, wo es am günstigsten ist. Das heißt meistens: In Industrienationen wird verschmutzt - und in Schwellen- und Entwicklungsländern Emissionen gespart.
Das Neue daran war, dass eine Gesamtemission als Umweltziel festgelegt werden kann. Der Staat gibt an die Unternehmen, die am Emissionshandel teilnehmen, pro Jahr eine vorher festgelegte Menge an Zertifikaten aus oder versteigert diese. Unternehmen, die ihr Emissionsbudget überschreiten, müssen Zertifikate nachkaufen.
Umweltorganisationen wie Greenpeace kritisieren, dass deutlich zu viele Zertifikate ausgegeben werden. Sie seien dadurch zu billig. Nur wenn der Marktpreis für ein Zertifikat höher stiege, als die Investition zur Einsparung derselben Menge an Treibhausgasen koste, würden Firmen eher auf umweltfreundlichere Produktion umstellen, argumentieren die Umweltschützer.
Technik für die Entwicklung
Der ebenso in Kyoto festgeschriebenen Clean Development Mechanism (CDM) soll neben nachhaltiger Emmisionsreduktion auch einen Technologietransfer in Entwicklungs- und Schwellenländern bewirken - und damit, im Idealfall, zu einer nachhaltigen, klimafreundlichen Entwicklung beitragen. Firmen können Emissionsreduktion in einem Entwicklungsland durchführen - und sich das dort Eingesparte auf das eigene Emissionskonto anrechnen lassen.
Die Emissionsvermeidung muss dabei immer "zusätzlich" sein. Das heißt: Die Maßnahme muss durch den Emissionshandel ermöglicht werden und darf nicht etwa eine Windkraftanlage sein, die ohnehin rentabel ist. Unabhängige Prüfer müssen daher die Zusätzlichkeit und die Einsparungen bestätigen. Dadurch soll immer CER erreicht wir - certified emission reduction. CER-Projekte müssen bei der UNO registriert werden und strenge Anforderungen erfüllen, nur dann dürfen die Zertifikate auch im Emissionshandel verwendet werden.
Bei Gold Standard CER wird zusätzlich auch immer Nachhaltigkeit überprüft. Gefördert werden Projekte für erneuerbare Energien und Effizienzsteigerung. Umweltbeeinträchtigungen dürfen dabei nur minimal sein dürfen. Zudem müssen positive Auswirkungen auf die Bevölkerung, den lokalen Arbeitsmarkt, Gesellschaft und Gesundheit zu erwarten sein.
ETS: Emissionshandel mit Vorbildfunktion
Weltweit wird Luftverschmutzung unterschiedlich gehandelt. Das European Union Emission Trading System (ETS) ist der erste grenzüberschreitende und weltweit größte Emissionsrechtehandel. Es trat am 1. Januar 2005 in Kraft.
Das ETS funktioniert nach dem Prinzip von Beschränken & Handeln (cap & trade). Die Menge der Gesamtemissionen wird beschränkt, Emissionsberechtigungen können aber frei gehandelt werden. In den ETS sind 12.000 Kraftwerke und Fabriken eingeschlossen, die mehr als die Hälfte der europäischen Kohlendioxids ausstoßen. Ab 2012 soll auch der Luftverkehr einbezogen werden.
Das Modell ETS gilt als gelungen - und steht auch erstmals Pate für die Klimaschutzanstrengungen in einem großen Schwellenland: Indien gab Anfang 2010 bekannt, ab dem kommenden Jahr nach dem Vorbild der EU einen Handel mit Energieeffizienz-Zertifikaten zu starten.
Autor: Oliver Samson
Redaktion: Klaus Esterluß