Wie Facebook Kunst zu Porno macht
Berühmte Gemälde, die in Museen hängen, sind ebenso betroffen wie bekannte Sehenswürdigkeiten: Mitunter sperrt Facebook Fotos mit teils merkwürdigen Begründungen - um sich kurz darauf zu entschuldigen.
Die Freiheit führt das Volk
Niemand Geringeres als die Nationalfigur der französischen Republik ist das jüngste Opfer von Facebooks eigenwilliger Handhabung der immerhin selbst geschaffenen Richtlinien. Weil Marianne diesen Volksaufstand im Bild von Eugène Delacroix barbusig anführt, löschte Facebook einen Post, in dem es enthalten war. Später nahm das Unternehmen alles zurück und entschuldigte sich.
Der Ursprung der Welt
Die Darstellung des weiblichen Geschlechts von Gustave Courbet aus dem Jahr 1866 sorgte schon nach seiner Entstehung für Kontroversen und blieb der Öffentlichkeit jahrzehntelang verborgen. 2011 postete es ein Lehrer auf Facebook und klagte nach der Sperrung seines Kontos auf Schadenersatz. Er forderte, Facebook wegen Zensur zu belangen. Das Gericht entschied im März 2018 zugunsten von Facebook.
Venus von Willendorf
Schon mehrfach ein Dorn im Auge der Sittenwächter war die prähistorische Statuette "Venus von Willendorf", die Facebook als "gefährlich pornografisch" zensierte, ehe sich das Unternehmen entschuldigte. Die elf Zentimeter kleine Figur zeigt eine üppige nackte Frau und gilt als wichtigstes Objekt des Naturhistorischen Museums in Wien. Die Figur ist rund 30.000 Jahre alt.
Neptun
Nicht nur bei weiblichen Abbildungen ist Facebook streng: Anfang 2017 wollte eine italienische Autorin ihre Seite über Geschichten aus Bologna mithilfe eines Fotos der dortigen Neptun-Statue auf der Piazza Nettuno bewerben. Facebook schrieb ihr, nicht-jugendlicher Content - etwa die Darstellung von Personen in zweideutigen Positionen - sei in entsprechenden Anzeigen untersagt.
Die kleine Meerjungfrau
Die Bronzefigur sitzt seit 1913 als Sinnbild der Liebe an der Uferpromenade in Kopenhagen. Dänemarks frühere Landwirtschaftsministerin wollte mit einem Foto der Statue auf einen Blogeintrag aufmerksam machen. Facebook löschte den Post, denn das Foto zeige - Achtung, große Pointe! - zu viel nackte Haut. Haut! Bei einer Bronzefigur! Auch hier folgte eine Entschuldigung des Unternehmens.