Wie eine Mechanikerin in Libyen allen Widrigkeiten trotzt
Asawar Mustafa musste ihr Pharmaziestudium abbrechen und aus ihrem vom Krieg zerrütteten Heimatland Sudan fliehen. Jetzt ist sie die einzige weibliche Automechanikerin in Libyen.
Die Garage als Symbol der Hoffnung
In dieser Autowerkstatt in der libyschen Stadt Misrata gibt es einen Bereich, der weiblichen Kunden vorbehalten ist. Die 22-jährige sudanesische Geflüchtete Asawar Mustafa prüft dort einen Ölfilter. In dem nordafrikanischen Land gilt der Beruf des Mechanikers als männlich, was Mustafa nicht abschreckte.
Die Leute sagten: "Dein Platz ist im Haus"
In der Frauenabteilung der Werkstatt hat Mustafa ihre Fähigkeiten geschult. Zunächst hatte sie Angst die Autos ihrer Kunden zu beschädigen. Die Leute sagten ihr, sie gehöre in die Küche - aber solche Kommentare entmutigten sie nicht, sondern motivierten sie eher.
Pharmazeutische Präzision für die Kunst der Mechanik
Obwohl sie im Sudan ein Pharmaziestudium fast beendet hatte, findet Mustafa nun Gefallen an ihrem neuen Job - und entdeckt Parallelen zwischen der Präzision der Pharmazie und der praktischen Problemlösung bei Autoreparaturen. Als einzige Frau in der Werkstatt wird sie von ihrem Arbeitgeber Abdelsalam Shagib unterstützt, der sein Team diversifizieren möchte.
Millionen Vertriebene
Die damals 21-jährige Mustafa floh im Oktober 2023 gemeinsam mit ihrer Mutter, ihren vier Schwestern und ihrem Bruder vor dem Krieg zwischen der sudanesischen Armee und den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF). Tausende von Toten und mehr als 10,7 Millionen Binnenflüchtlinge gehören zu dessen trauriger Bilanz. Rund 2,3 Millionen Menschen sind in Nachbarländer wie Libyen geflohen.
Zweite Chance in Mistrata
Die Flucht führte die Mustafas zehn Tage lang durch die Wüste und endete in Kufra, wo mehr als 40.000 sudanesische Geflüchtete leben. Die Stadt ist rund 1200 Kilometer von Misrata am Mittelmeer entfernt, wo Mustafa schließlich die Stelle fand.
Frauen unter sich
Inzwischen kommen viele Autofahrerinnen zu ihr. "Immer mehr Frauen fahren in Libyen Auto und fühlen sich wohler an einem Ort, an dem sie auf andere Frauen treffen. Wenn sie es mit Männern zu tun hätten, würden sie sich eingeschüchtert fühlen“, sagte eine Kundin.
Vorbild für andere
Im Jahr 2022 waren schätzungsweise 37 Prozent der Frauen in Libyen erwerbstätig. Unter der Herrschaft des Gaddafi-Regimes kämpften sie um finanzielle Unabhängigkeit und Emanzipation. Frauen wie Mustafa, die allen Widrigkeiten trotzen, sorgen dafür, dass sich andere Frauen wohler fühlen, selbst in Branchen, die angeblich nicht für sie bestimmt waren.