Wie Deutschland ein indisches Fest feiert
Holi-Festivals werden in Deutschland immer beliebter. Es geht darum, Spaß zu haben: tanzen, lachen, feiern. Aus einer alten indischen Tradition wird eine Mega-Party gemacht. 2015 finden bundesweit 14 solche Events statt.
Hamburg im Partyrausch
Rund zehntausend Menschen haben am Sonnabend das Holi-Fest in Hamburg gefeiert. Die Jubelnden bewarfen sich bei lauten Disco-Beats mit knallbunten Farbbeuteln und zelebrierten im hohen Norden Deutschlands das indische Frühlingsfest. Die Tickets für Holi-Events sind nur im Internet zu haben und kosten inklusive fünf Farbtütchen rund 30 Euro.
Farbschlacht in der Hansestadt
Ab 15 Uhr gab es auch in Hamburg zu jeder vollen Stunden einen Countdown: Alle zählen laut gemeinsam und schmeißen dann kollektiv das Farbpulver hoch in die Luft. Es besteht aus gefärbtem Mehl und ist laut Veranstalter gesundheitlich unbedenklich. Obwohl es für eine Party dieser Art keinen Dresscode gibt, tragen die meisten weiße Kleidung. Weil darauf die bunten Farben am besten zu sehen sind.
Das Gute siegt über das Böse
Das Holi-Fest stammt aus Indien. Die Inder begrüßen traditionell am ersten Vollmondtag im März den Frühling. Dabei feiern sie nicht nur den Wechsel vom Winter zum Frühling, sondern nach hinduistischem Glauben auch den Sieg des Guten über das Böse. Dieses Ereignis wird in Indien als eines der heiligsten Feste zelebriert.
Farbfest der Toleranz
Das Frühlingsfest ist eine uralte hinduistische Tradition. Dabei wird immer ein paar Tage lang getanzt und gefeiert. Alle gehen auf die Straße und bewerfen sich mit Farben. Plötzlich verschwinden alle Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Kasten und den sozialen Schichten. Während des Festes sind alle gleich. Auch darum geht es: Gleichheit, Gemeinschaft und Toleranz stehen im Mittelpunkt.
Fest der Liebe
Aller guten Dinge sind drei. Das dritte beim traditionellem Holi-Fest ist, dass es auch ein Fest der Liebe ist. Der Legende nach soll der Gott Krishna auf der Suche nach seiner Geliebten Radha gewesen sein. Seine Mutter half ihm und malte Radha Farbe ins Gesicht, damit der Gott sie erkennen konnte. Liebevoll beschmieren sich die Liebenden in Indien zum Ausdruck der Verbundenheit auch heute noch.
Der Initiator
Das indische Fest der Farben hat Jasper Hellman nach Deutschland geholt. Auf einer Reise nach Indien 2011 sieht er, wie Menschen in Delhi das Frühlingsfest feiern. Überall Farbpulver, buntes Treiben und er mittendrin. Noch am gleichen Abend recherchierte er, was das Holi-Fest ist. "Für ein paar Tage sind alle gleich und alle bunt. Ich fand das einen sehr schönen Gedanken."
Holi-Premiere in Berlin
Zurück aus Indien gründet Jasper Hellmann seine Firma Holi Concept. Er beschließt, das erste Holi-Event in der Hauptstadt zu organisieren. Dafür mietet er den Postbahnhof in Berlin an. Kapazität: 3500 Menschen. Bereits die erste Party wird so gut besucht, dass im Sommer 2012 drei weitere folgten.
Fest für Selfie-Generation
Für die junge Generation, die per Handy und Internet meist über Fotos und Videos kommuniziert, sind Bilder sehr wichtig. Hier entdeckt Partymacher Hellmann eine Marktlücke. Er bietet mit seinem Farbspektakel das, wonach die Selfie-Generation so giert: perfekte Bilder, tolle Motive, spektakuläre Kulissen. Das zweite Holi-Fest in Deutschland findet im Sommer 2012 in Dresden (Foto) statt.
Wie ein Revival von Woodstock
Die Farbfeten boomen. Auf einmal wollen sich Deutsche von Flensburg bis Friedrichshafen mit buntem Pulver bewerfen, zusammen feiern und wie in einem Meer von Farben baden. Die jungen Menschen tanzen, liegen sich in den Armen. Friedlich, glücklich, ekstatisch - wie hier am 8. August in München. Es sieht wie ein Revival von Woodstock aus. Oder wie eine Rückkehr von Flower Power.