Wie das Coronavirus das Leben in Deutschland verändert
Vom Fußball bis zur Flugindustrie, von der Autobranche bis zur Kultur: Beim Stand von weit über 1000 bestätigten Infektionen sind die Auswirkungen des neuartigen Coronavirus in Deutschland allgegenwärtig. Ein Überblick.
Weniger Lebensmittel für Bedürftige
Nicht nur in Supermärkten herrscht in einigen Regalen gähnende Leere - auch den Tafeln in Deutschland setzt die Furcht vor COVID-19 zu. Infolge von Hamsterkäufen seien bei mehreren Tafeln zuletzt deutlich weniger Lebensmittelspenden eingegangen, teilte der Bundesverband mit. Der Verbandsvorsitzende Jochen Brühl rief alle, die zu viele Lebensmittel gekauft haben, dazu auf, diese zu spenden.
Geisterspiele in der Fußball-Bundesliga
Nach der Empfehlung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern abzusagen, will die Deutsche Fußball Liga (DFL) mit den Vereinen über das weitere Vorgehen beraten. Die Clubs ständen im Austausch mit den lokalen Behörden. Das Spiel zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln an diesem Mittwoch etwa findet ohne Zuschauer statt.
Kultur-Events fallen aus
Auch die Kulturbranche kämpft mit der Corona-Epidemie. Mehrere Messen wurden angesichts der zunehmenden Ausbreitung der Erkrankung abgesagt oder verschoben, darunter die Leipziger Buchmesse und die Musikmesse Frankfurt - die größte Musikmesse Europas. Clubs und Galerien haben ebenfalls Veranstaltungen verschoben. Die für den 21. März geplante TV-Gala "Goldene Kamera" findet nun im November statt.
Kommen die "Corona-Ferien"?
Anders als in Italien bleiben die meisten Schulen in Deutschland vorerst geöffnet. Nur in besonders stark betroffenen Regionen haben Einrichtungen den Betrieb temporär eingestellt. Nach Schätzungen des Deutschen Lehrerverbands sind bundesweit rund 100 Schulen und Kitas betroffen. Baden-Württemberg bereitet sich darauf vor, für das Abitur zusätzliche Nachschreibe-Termine anzubieten.
Vorbehalte und Anfeindungen
In Ländern, die besonders stark vom 2019 in China entdeckten neuartigen Coronavirus betroffen sind, kommt es vermehrt zu Diskriminierungen von Menschen mit asiatischem Hintergrund. In Deutschland, aber auch in den USA oder Italien klagten Besitzer asiatischer Restaurants über leere Tische. Bei einem Bundesligaspiel in Leipzig warfen Ordner kürzlich eine Gruppe japanischer Fans aus dem Stadion.
Flugzeuge bleiben am Boden
Die Lufthansa hat angekündigt, aufgrund der Corona-Krise ihre Kapazität in den kommenden Wochen um bis zu 50 Prozent zu reduzieren. Rund 7100 Flüge sollen bis Ende März ausfallen. Auch im Sommer könnte der Flugverkehr eingeschränkt werden, kündigte die deutsche Airline an. Grund für die Maßnahmen ist ein Nachfrage-Einbruch: Viele Berufstätige verzichten auf nicht unbedingt notwendige Reisen.
Angeschlagene Autoindustrie
Bei deutschen Automobilherstellern wie Daimler und Volkswagen hat das Virus zu Einschränkungen in der Produktion und im Vertrieb geführt. In China sind Autowerke schon seit Januar geschlossen. Weil viele Autobauer Elektroteile aus dem Land beziehen, ist auch die Produktion in Deutschland ins Stocken geraten. Die Bundesregierung hat angekündigt, angeschlagene Unternehmen finanziell zu unterstützen.
"Gravierende" Folgen für den Tourismus
In einer Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) klagen 76 Prozent der Betriebe wegen des Virus über geringere Einnahmen. "Die Folgen für den Deutschland-Tourismus sind gravierend", sagt Dehoga-Präsident Guido Zöllick. Touristen, die nach Berlin reisen, müssen auf ein Highlight verzichten: Die Kuppel des Reichstagsgebäudes bleibt bis auf weiteres für Besucher geschlossen.
Grenzkontrollen
Nach Italien, Spanien und Frankreich ist Deutschland das Land mit den meisten Coronafällen in Europa. Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, lassen Polen und Tschechien an den Grenzen zu Deutschland stichprobenartig die Körpertemperatur von Einreisenden messen. Auch die deutsche Bundespolizei soll ihre Kontrollen "insbesondere an den Südgrenzen" Deutschlands intensivieren.