Das "T" in LQBTQI steht für "Transgender": Menschen, deren Geschlechtsidentität nicht dem ihnen bei der Geburt zugewiesenen, biologischen Geschlecht entspricht. In den letzten Jahren sind trans*Personen - nicht zuletzt durch Stars wie Schauspieler Elliot Page oder den Regisseurinnen Lilly und Lana Wachowski - sichtbarer geworden. Gegeben hat es sie aber schon immer! In der jüngeren Trans-Geschichte hat die deutsche Hauptstadt Berlin eine Schlüsselrolle gespielt.
Vor mehr als einem Jahrhundert gründete hier der Arzt Magnus Hirschfeld das Institut für Sexualwissenschaften. Als einer der ersten Wissenschaftler weltweit forschte er zu Geschlechtsidentitäten. Er bot trans*Personen - die er damals mit dem heute überholten Begriff "Transvestit" bezeichnete - Hormontherapien und sogar geschlechtsangleichende Operationen an und trug auch dazu bei, sie vor Strafverfolgung zu schützen. Die Nationalsozialisten verachteten Hirschfeld und seine Forschungen als "undeutsch". Hitlers Machtergreifung 1933 besiegelte das Ende des innovativen Instituts und auch aller weiteren wissenschaftlichen Auseinandersetzungen mit dem Thema. Erst in den 1970er Jahren, als die Studentenbewegungen an den konservativen Strukturen der Bundesrepublik rüttelten, wurde das geteilte Berlin wieder zu einer Heimat für Menschen, die Geschlechterrollen und konservative Sexualnormen in Frage stellen - bis heute. Seit 2021 trägt die Stadt ganz offiziell den Titel "Regenbogenhauptstadt". Doch nach wie vor sind trans*Personen mit Diskriminierung und Gewalt konfrontiert - Berlin bildet da keine Ausnahme: Hier werden mehr Hassverbrechen gegen trans*Personen gemeldet als im gesamten Rest Deutschlands. Dennoch ist die deutsche Hauptstadt nach wie vor ein Ort, an dem trans*Personen eine Gemeinschaft finden und freier leben können, als es ihnen anderswo möglich wäre.
Der amerikanische Opernsänger Holden Madagame beschreibt es so: "Viele trans*Personen kommen hierher, weil sie wissen, dass sie hier sicher sind. (...) Berlin mag kein Paradies für trans*Personen sein, aber es ist ein guter Platz zum Leben, wenn man trans und queer ist."
Die trans*Aktivistin Felicia Rolletschke hat sich erst nach ihrem Umzug nach Berlin getraut, sich als trans zu outen und stieß auf viel Zustimmung: "Das kam sehr gut an - zumindest in der Community, bei meinen Freunden, im Studienumfeld und meinem weiteren Bekanntenkreis." In Kultur.21 schildern Menschen aus der Berliner trans*Community, wie sie heute hier leben. Historiker und Genderexperten blicken zurück auf die lange Tradition, die dazu führte, dass Berlin heute Heimat für Transpersonen aus der ganzen Welt ist.