Wie aus dem Bildschirm gesprungen

Sie sind das beliebteste Fotomotiv jedes großen Game-Events: die sogenannten Cosplayer. Sie sehen aus und verhalten sich wie die Charaktere aus einem Videospiel. Auch auf der Gamescom in Köln (22.8. - 25.8.2013), Europas größter Messe für Computerspiele, waren wieder Hunderte Cosplayer unterwegs. Am glücklichsten sind sie, wenn die Spielefans sie erkennen und um ein Foto bitten.

Cosplay, abgeleitet von den englischen Wörtern "costume" und "play", ist ein Trend aus Japan, der mittlerweile weltweit Anhänger gefunden hat. Jean-Luc (18) hat die Rolle eines Kämpfers aus dem Online-Rollenspiel "League of Legends" angenommen. "Er haut immer sofort drauf. Zwar auf die Guten - aber zur bösen Seite verhält er sich absolut loyal."

"Sie ist sehr stark und macht ihr eigenes Ding", sagt Jacqueline (24) über ihren Charakter. Deshalb habe sie sich als Asuna verkleidet. "Kiriosaya ist verrückt und übertrieben, aber für seine Freunde würde er alles tun", sagt Nikolai (20). Beide Charaktere stammen aus der Online-Manga-Serie "Sword Art Online".

Über zwei Jahre hat Patrick (28) an diesem Kostüm aus der Spieleserie "Halo" getüftelt. Die Idee dazu kam ihm, als er keine Verwendung mehr für seine Motorrad-Ausrüstung hatte. "Meine beiden Kinder haben mir beim Basteln und Kleben geholfen", sagt er stolz.

"Sie ist einfach durchgeknallt. Juliet ist wie aus einem trashigen Zombie-Film entsprungen", sagt Myriam (23) und schwingt ihre Plastikmotorsäge. Ihr Charakter kommt aus dem japanischen Kampf-Videospiel "Lollipop Chainsaw". Einige Cosplayer werden auf der Gamescom wie Prominente behandelt - ständig folgen Ihnen die Kameras und in vielen Hallen können sie sogar die Warteschlangen überspringen.

"Weiße Magier sind Heiler, die ihre Gruppe unterstützen. Sie sind Pazifisten und stehen auf der guten Seite", sagt Christoph (27). Ihn erinnern die Charaktere aus dem Spieleklassiker "Final Fantasy" an seine Jugend - und an die ersten Jahre als Gamer.

"Beim Cosplay gefallen mir die ständig neuen Herausforderungen. Ich versuche, sechs Mal im Jahr ein neues Kostüm zu schneidern." Die Rüstungsdetails seien ihr dabei besonders wichtig, sagt die 16-jährige Nataliya. Ihr Charakter gehört der Elfenrasse "Asmodian" aus dem Rollenspiel "Aion" an.

Silvia (28) ist in die Rolle der Königin Juno aus dem Erfolgsspiel "Assassin's Creed" geschlüpft. "An ihr gefällt mir, dass sie die Weltherrschaft hat", sagt Silivia mit einem Grinsen. Im Oktober wird eine neuer Teil der "Assassin's Creed"-Reihe erscheinen - den Herstellern ist die kostenlose Werbung durch die Cosplayer mehr als willkommen.

Mercedes (22) aus Belgien hat ihren Charakter aus dem Spiel "Guild Wars 2" selbst kreiert. Im Spiel besteht die Kleidung von Bildratial ausschließlich aus Blütenblättern. "Ich wollte einfach ausprobieren, ob ich diese Optik auch in echt hinbekomme", sagt sie. Für einige der Teile hat sie Plastikplatten erhitzt und das weiche Material in die richtige Form gebracht.

Im "gamescom cosplay village" posieren die Cosplayer vor Fotowänden und geben Interviews - wie auf einem roten Teppich. Helena (18) trägt an jedem Tag der Gamescom ein anderes Kostüm. Heute ist sie Amy Rose aus dem Spiel "Sonic". Ihr Hammer fungiert gleichzeitig als Handtasche - denn Helena braucht im Gegensatz zu Amy Rose so banale Dinge wie Schlüssel und Portemonnaie.