Schwere Ebola-Epidemie in Westafrika
26. Juni 2014Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat vor einem Übergreifen der Ebola-Epidemie in Westafrika auf weitere Staaten gewarnt. "Es handelt sich nicht mehr um einen landesspezifischen Ausbruch", erklärte der für Afrika zuständige WHO-Direktor Luis Sambo. Seine Behörde sei tief besorgt wegen der Verbreitung über Ländergrenzen hinweg und "die Möglichkeit einer weiteren internationalen Ausbreitung". Die Gegenmaßnahmen müssten dringend verstärkt werden. Angesichts der Krise setzte die WHO für den 2. und 3. Juli einen Sondergipfel in Ghana mit den Gesundheitsministern aus elf Staaten an.
Die Ebola-Epidemie in Guinea, Sierra Leone und Liberia ist die schwerste seit dem ersten bekannten Auftreten der Krankheit 1976. Die WHO gibt die Zahl der Toten mit 399 und die der Infektionen mit 635 an. Die Organisation vermutet, dass alle Erkrankungen in den drei Ländern auf einen gemeinsamen Herd zurückzuführen sind.
Ein Teufelskreis der Unwissenheit
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF)erklärte, die Epidemie sei außer Kontrolle. Es handle sich um den ersten großen Ausbruch der Krankheit in der Region. Deshalb seien weder die Bevölkerung noch die Gesundheitsbehörden wirklich auf eine solche Krankheit vorbereitet, sagte der Leiter der Projektabteilung der Organisation, Christian Katzer, im Deutschlandfunk. Darüber hinaus gebe es zu wenig medizinische Kapazität, um Patienten zu behandeln oder Menschen, die in direktem Kontakt mit Erkrankten standen. Es fehle an Isolierstationen.
Katzer berichtete, dass die Schutzvorkehrungen zum Teil nicht akzeptiert würden. Die Helfer in ihren Schutzanzügen lösten Ängste bei den Menschen aus. Und die hohe Sterblichkeitsrate trage dazu bei, dass eine Mystifizierung der Krankheit entstehe. "Die Leute kriegen Angst, Patienten verstecken sich, Menschen, die Kontakt hatten, verschweigen das, und damit kommt es immer wieder zu neuen Ausbruchherden. Die Menschen sind sehr mobil und tragen dann die Krankheit durch die verschiedenen Länder."
90 Prozent der Fälle enden tödlich
Der Projektleiter forderte eine größere internationale Unterstützung für die betroffenen Länder. Notwendig seien mehr Personal zur Behandlung, zur Überwachung von Patienten sowie zur Aufklärung der Bevölkerung.
Die Todeswahrscheinlichkeit bei Ebola liegt je nach Erregerstamm bei bis zu 90 Prozent. Die Kranken leiden an Durchfall, Erbrechen, hohem Fieber sowie inneren und äußeren Blutungen. Eine gezielte Therapie oder Impfung gibt es nicht.
Die ersten Ebola-Fälle waren laut WHO 1976 im Sudan und in Zaire, der heutigen Demokratischen Republik Kongo, nachgewiesen worden. Im Jahr 2000 meldete Uganda die bisher größte Epidemie, die sich über weitere Länder ausbreitete. Mehr als 1.000 Menschen starben damals.
gmf/SC (afp, dpa, epd, kna, rtr)