WHO und UNICEF beklagen geringe Impfraten bei Kindern
15. Juli 2024Die weltweiten Impfraten bei Kindern sind noch immer nicht auf das Niveau vor der Corona-Pandemie zurückgekehrt. Der Impfschutz habe sich "noch nicht vollständig von dem historischen Rückgang während der Pandemie erholt", erklärten die Weltgesundheitsorganisation WHO und das Kinderhilfswerk UNICEF.
Von den Kindern in dem Alter, in dem eine Immunisierung gegen Diphterie, Tetanus und Keuchhusten vorgesehen ist, erhielten demnach im Jahr 2023 nur 84 Prozent die erforderlichen drei Impfdosen. 2019 hatte die Impfquote immerhin bei 86 Prozent gelegen. Laut nun veröffentlichten Zahlen bekamen im vergangenen Jahr 14,5 Millionen Kinder auf der Welt sogar gar keine Impfdosis.
Die Hälfte der ungeimpften Kinder lebt in 31 von bewaffneten Konflikten betroffenen Ländern. Dort sind sie zugleich wegen des unzureichenden Zugangs zu Nahrung und Gesundheitsversorgung besonders stark von eigentlich vermeidbaren Infektionskrankheiten bedroht.
"Wir sind im Rückstand", sagte die für Impfungen zuständige WHO-Vertreterin Kate O'Brien. Die neuesten Zahlen zeigten, "dass viele Länder weiterhin zu viele Kinder vernachlässigen", kritisierte UNICEF-Direktorin Catherine Russell.
Masern als "Frühwarnzeichen"
Die Weltgesundheitsorganisation äußerte sich auch besorgt über Lücken beim Impfschutz gegen Masern. So erhielten den Zahlen von WHO und UNICEF zufolge im vergangenen Jahr 83 Prozent der Kinder ihre erste Impfdosis gegen die Krankheit. Das waren drei Prozentpunkte weniger als die Impfabdeckung im Vor-Corona-Jahr 2019. Zudem hätten nur 74 Prozent der Kinder die nötige zweite Dosis erhalten. Um Masern-Ausbrüche zu verhindern, sei eine Impfquote von 95 Prozent erforderlich, heißt es.
UNICEF-Impfexperte Ephrem Lemango erklärte, 2023 seien mehr als 300.000 Masern-Fälle registriert worden und damit fast drei Mal so viele wie 2022. In mehr als 100 Staaten kam es in den vergangenen fünf Jahren zu Masernausbrüchen. Diese Ausbrüche seien "ein Frühwarnzeichen. Sie zeigen Impflücken auf und betreffen vor allem die Schwächsten", betonte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.
wa/sti (afp, dpa)